Essen. Der Sportvorstand hat in zweieinhalb Jahren sehr viel Geld in neue Spieler investiert. Nun stellt er plötzlich Forderungen. Ein Kommentar.
Jeder, der schon mal selbst Fußball gespielt hat, weiß genau, dass am Schluss nicht mehr drin war als dieses 0:0. Wenn du eine Halbzeit lang mit Zehn gegen Elf spielst, musst du froh sein, wenn es hinten nicht rappelt. Es gibt also eine Erklärung dafür, warum Schalke 04 auch gegen den SC Freiburg nicht gewonnen hat. Aber der Platzverweis von Suat Serdar taugt nicht als Entschuldigung für das, was vorher zu besichtigen war.
Wenn man im Lotto gewinnen will, sollte man doch wenigstens wissen, wie man Kreuzchen macht. Die Schalker quälen sich bei Ballbesitz. Keine Frische, keine Freude, keine Fantasie. Hätte Einfallslosigkeit eine Farbe, es wäre: königsblau.
Die Profis lassen auch ihren Trainer verzweifeln. Domenico Tedesco hatte steiles Spiel und tiefe Laufwege vorgegeben, die Umsetzung des Plans fand wie schon eine Woche zuvor in München nicht statt. Für die drei Spiele danach – gegen Freiburg, in Mainz, gegen Düsseldorf – musste Schalke neun Punkte anpeilen, um sich leichte Hoffnungen auf eine Wende in dieser Bundesliga-Saison machen zu können. Daraus wird nichts mehr. Schlimmer noch: Schalke sollte sich nicht zu sicher sein. In dieser Verfassung droht der Rückfall in den Abstiegskampf.
Wegen der fehlenden Entwicklung steht auch Tedesco schwer in der Kritik. Es gab Zeiten auf Schalke, in denen Trainerwechsel aus weniger triftigen Gründen vorgenommen wurden. Doch nur selten wurde danach vieles besser. Schalke benötigt endlich auch mal Durchhaltevermögen. Sportchef Christian Heidel hat im Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt, er habe in Mainz auch Jürgen Klopp und Thomas Tuchel in schwierigen Phasen vertraut. Weil sie gute Trainer seien – „genauso wie Domenico Tedesco“.
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Heidels Haltung in der Trainerfrage ist nachvollziehbar. Seltsam hingegen klingt das, was er zu seiner eigenen Zukunft zu sagen hat. Seinen Vertrag bis 2020 wolle er erfüllen – „wenn die Gesamtgemengelage stimmt“. Anspruch und Möglichkeiten müssten im Einklang stehen. Der Sportvorstand, der in zweieinhalb Jahren sehr viel Geld in neue Spieler investiert hat, von denen viele ihren Wert nicht nachgewiesen haben, stellt also Forderungen. Gestärkt hat er seine Position im Klub damit definitiv nicht.