Gelsenkirchen. Schalke musste sich mit einem 0:0 gegen Freiburg zufriedengeben - ohne Kreativität und Spielfreude. Und jetzt kommt auch noch Manchester City.
Die Nacht war kurz, an Schlaf kaum zu denken. Dieses 0:0 des FC Schalke 04 am Samstag im Heimspiel gegen den SC Freiburg hat viele Fragen aufgeworfen. Vor allem bei Schalkes Trainer Domenico Tedesco, der am Sonntag schon um kurz nach sechs Uhr mit seinem Dienstwagen auf das Vereinsgelände fuhr, sich hinter seinen Schreibtisch setzte und anfing, das Geschehene aufzuarbeiten.
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Viel Zeit bleibt Tedesco, dem immer noch eine schwere Erkältung zu schaffen macht, allerdings nicht. Am Mittwoch trifft Schalke im Hinspiel des Achtelfinals der Champions League auf Manchester City (21 Uhr/DAZN). Feiertage sollen sie eigentlich sein, die Tage, in denen Schalke in der Königsklasse kickt. Vorfreude auf die Partie gegen das Star-Ensemble von Trainer Pep Guardiola mag aber nicht so richtig aufkommen. Zu eklatant sind die eigenen Schwächen. Wer den Beweis braucht, der sollte 90 Minuten Zeit mitbringen und sich die Partie gegen den SC Freiburg anschauen.
Ein neuer Rasen auf Schalke - aber es wird der alte Fußball gespielt
Das Einzige, was glänzte, war der frisch verlegte Rasen in der Arena, der vor dem Spiel noch einmal gewässert worden war. Doch was bringt ein neuer Rasen, wenn der Fußball, der auf ihm gespielt wird, der alte ist? Null Tore, null Chancen, null Spielfreude, null Kreativität – das sind die Fakten, die auch Tedesco beschäftigen. „Wir waren torungefährlich. Das 0:0 ist leider okay“, sagte der 33-Jährige nach dem Spiel. Und er suchte auch nicht die Ausrede in der langen Unterzahl, die seine Mannschaft nach einer berechtigten Roten Karte für Suat Serdar (42.) zu überstehen hatte. „Mit elf Mann war das zu wenig“, sagte Tedesco. Stürmer Mark Uth hatte da seine Meinung exklusiv: „Die Rote Karte hat uns den Stecker gezogen.“ Doch unter Strom stand in der königsblauen Mannschaft auch schon vorher keiner. Tedescos Taktik passt nicht: Die Spieler setzen die Ideen einfach nicht um. Zwar bekräftigten Spieler und Trainer, einen Plan gehabt zu haben. Zu sehen war davon allerdings nichts.
Das Resultat: Platz 14 nach 22 Spielen, als amtierender Vizemeister – direkt hinter Freiburg. Christian Günter, ein Freiburger Spieler, der kurz vor Schluss Gelb-Rot gesehen hatte, resümierte: „Wir haben nicht einen Punkt gewonnen, sondern zwei verloren.“ Nur vier von elf Heimspielen hat Schalke gewonnen. Einige Fans hatten am Samstag offensichtlich Besseres zu tun, als das Spiel im Stadion zu sehen. Auf allen Tribünen blieben Plätze frei.
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Rechts außen auf der Bank saß diesmal nicht Christian Heidel. Derjenige, der Schalkes Aufgebot zusammengestellt hat, bekam das 0:0 ebenfalls nicht live im Stadion mit. Wegen eines grippalen Infektes mit fast 40 Grad Fieber, wie Schalke über die sozialen Medien zwei Stunden vor Spielbeginn bekanntgab, verzichtete der Sportvorstand diesmal auf die Fahrt in die Arena – zum ersten Mal verpasste er seit seinem Amtsantritt im Juli 2016 ein Spiel. So viel steht fest: Zu seiner Genesung hätte diese Partie auch nicht beigetragen. Und so musste sich Heidel auch nicht einigen kritischen Fragen stellen, die er mit Aussagen in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am Samstag ausgelöst hatte.
Heidel stellte dort nämlich seine Zukunft auf Schalke infrage, als er auf die Frage, ob er seinen im Juni 2020 endenden Vertrag erfüllen will, eine überraschende Antwort gab: „Natürlich, wenn die Gesamtgemengelage stimmt. Was wir brauchen, sind die notwendigen wirtschaftlichen Möglichkeiten, um an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen.“
Heidel investierte 154 Millionen Euro in neue Schalke-Spieler
Das sind Aussagen, die auch vereinsintern für Verwunderung gesorgt haben. Zwar hat Heidel im Winter durch Verkäufe von Spielern das Gehaltsbudget gesenkt. Aber kein Manager zuvor hatte auf Schalke so viel Geld für Transfersummen zur Verfügung wie der 55-Jährige. Insgesamt hat Heidel in zweieinhalb Jahren 154 Millionen Euro in neue Spieler investiert.
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Gegen den SC Freiburg standen elf Spieler im 18-Mann-Aufgebot, für die er insgesamt 99 Millionen Euro ausgegeben hat. Zum Vergleich: Die Spieler der Freiburger, die dem Sieg am Samstag deutlich näher waren, kosteten nur 29,4 Millionen Euro. Am Sonntag ging es Heidel zwar ein bisschen besser, zu seinen Aussagen, die reichlich Platz für Spekulationen lassen, wollte er sich aber nicht äußern.
Und nun kommt eben Manchester City, eine der besten Mannschaften der Welt, die am Samstag das FA-Cup-Spiel beim Viertligisten Newport County mit 4:1 gewann. Tedesco versucht trotz der angespannten Situation Optimismus zu verbreiten: „Wir rechnen uns definitiv Chancen aufs Viertelfinale aus.“ Da hatte er mit der Analyse des Spiels gegen den SC Freiburg aber noch nicht begonnen.