Gelsenkirchen. Alexander Nübel sah beim 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach die Rote Karte - nun wittert Schalke-Kapitän Ralf Fährmann wieder seine Chance.

Wenn alles normal gelaufen wäre an diesem dritten Rückrunden-Spieltag, dann hätte Schalkes Torwart Alexander Nübel nach dem Duschen seinen Trainingsrucksack abgestellt und sich erstmals im Jahr 2019 nach einem Spiel den Fragen der Journalisten gestellt. Da aber das 0:2 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach gerade aus Nübels Sicht keine normalen Begleitumstände hatte, klebte sich der 22-Jährige lieber ein Pflaster auf den Mund. Nübel hatte nach einem Foul an Gladbachs Thorgan Hazard in der 59. Minute die Rote Karte gesehen und damit die Schalker Niederlage eingeleitet. Christoph Kramer (85.) und Florian Neuhaus (90.) sicherten der Borussia in Überzahl einen späten Auswärtssieg.

Schalke-Kapitän Fährmann: „Mir tut es leid für Alex“

Ausgerechnet Nübels Konkurrent Ralf Fährmann, der seinen Stammplatz zum Rückrunden-Start an den jüngeren Kollegen hatte abgeben müssen, weil Zweifel an seiner mentalen Verfassung bestanden hatten, stellte nach seinem unverhofften Comeback fest: „Mir tut es leid für Alex.“ Der 30-Jährige erklärte: „Es ist immer blöd, eine Rote Karte zu bekommen. Aber so ist dann der Fußball. Das geht manchmal ganz schön schnell.“

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Fährmann war nicht darauf vorbereitet, so rasch wieder in den Fokus zu rücken. Nübel hatte seine Sache in den Spielen gegen Wolfsburg (2:1) und bei Hertha BSC (2:2) gut gemacht. Und auch gegen Mönchengladbach wirkte der U-21-Nationaltorwart sicher. Bis es zum Foul an Hazard kam.

„Die Rote Karte war der Knackpunkt. Es ist ein klares Foulspiel“, meinte Trainer Domenico Tedesco zu der Szene, die ihren Ursprung allerdings im Mittelfeld hatte. Schalkes Innenverteidiger Salif Sané leistete sich ein Foulspiel und lief mit dem Ball unter dem Arm mehrere Schritte zurück in die eigene Hälfte. Dort erst ließ er die Kugel – zum Nachteil für seine Mannschaft – fallen. Schiedsrichter Marco Fritz nahm keine Korrektur vor, sondern akzeptierte zwölf Meter vom Tatort entfernt die schnelle Freistoßausführung von Gladbachs Kapitän Lars Stindl, der Hazard zielgenau auf die Reise schickte.

„Es ist ein bisschen unglücklich, wenn der Innenverteidiger an der Mittellinie steht und dort ein Foul begeht“, analysierte Tedesco. Für den Schalker Trainer war die Freistoß-Entscheidung als solche korrekt: „Ein klares Foulspiel.“ Dass die Gladbacher aber an falscher Stelle weiterspielten, wurmte Tedesco. „Wir haben es angesprochen, dass Gladbach Einwürfe und Freistöße schnell ausführt. Da musst du hellwach sein. Umso bitterer ist dann die Entscheidung, dass du den Freistoß zwölf Meter weiter vorne ausführen darfst.“ Trotzdem wäre der Pass in die offene Abwehrflanke noch zu verhindern gewesen. Tedesco: „Wir müssen dann übers Blocken sprechen, wir müssen über das rechtzeitige Zurückfallen sprechen.“ Schulterzuckend ergänzte der Trainer: „Aber wenn der Freistoß zwölf Meter weiter hinten ausgeführt worden wäre, dann hätte man gar nicht blocken müssen.“

Am Mittwoch trifft Schalke im DFB-Pokal auf Fortuna Düsseldorf

Auf Tedesco könnte in Kürze noch ein weiteres Problem zukommen. Nämlich dann, wenn Ralf Fährmann in den beiden nächsten Bundesligaspielen beim FC Bayern und gegen den SC Freiburg starke Leistungen zeigen sollte. Dann könnte die Entscheidung darüber, wer künftig zwischen den Pfosten steht, noch einmal an Brisanz gewinnen. „Die Torwartfrage war keine so einfache Entscheidung für uns, das war schon ein Riesenbrett – für alle Beteiligten“, gibt Tedesco zu. Die Bewertung, ob Fährmann oder Nübel der bessere Schlussmann ist, habe für den Fußball-Lehrer keine Rolle gespielt. Tedesco: „Es ist nie ein Qualitätsthema gewesen. Ich habe immer wieder gesagt, dass es einfach daran lag, dass wir das Gefühl hatten: Der Kopf war nicht frei. Jetzt wird Ralle definitiv das nächste Bundesligaspiel spielen.“

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Am Mittwoch aber steht zunächst das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf (20.45 Uhr/Sky) an. Ursprünglich war angedacht, Ralf Fährmann in diesem Wettbewerb spielen zu lassen, um ihm Wettkampfpraxis zu verschaffen. „So hatten wir es mal im Trainerteam besprochen“, verrät Tedes­co. „Ralf Fährmann wusste davon noch nichts. Das hätten wir diese Woche kommuniziert. Jetzt hat sich die Situation vielleicht auch ein bisschen verändert. Mal schauen. Wir müssen es neu besprechen.“

Nübel scheint jedenfalls beim Trainer keinen Kredit eingebüßt zu haben, wegen der Roten Karte wolle er nicht alles umwerfen. So etwas gehöre dazu, „das ist für den Alex auch ein Reifeprozess“. Und was sagt Fährmann? „Ich gebe jeden Tag alles, mehr kann ich selbst nicht beeinflussen.“ Das ist natürlich etwas untertrieben: Mit starken Leistungen kann er es dem Trainer jetzt durchaus schwer machen.