Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Domenico Tedesco lässt sich vom 3:1 in Stuttgart nicht täuschen: “Die Hinrunde war schlecht.“ Er soll Unterstützung bekommen.
Schalkes Trainer Domenico Tedesco fährt heute zusammen mit Ehefrau Carmela und Töchterchen Lia nach Stuttgart – also dorthin, wo er am Samstag mit den Königsblauen einen wichtigen 3:1-Sieg im letzten Bundesligaspiel vor der Winterpause feierte. Der 33-Jährige verbringt Heiligabend im Kreise seiner Familie, die nach wie vor im Schwabenland wohnt. Für Tedesco besteht nach vielen Rückschlägen und anstrengenden Wochen, die ihn viel Kraft gekostet haben, die Gelegenheit zum kurzen Durchschnaufen.
Schalke-Vorstand Heidel: "Domenico wirkt ziemlich abgekämpft"
„Man sieht Domenico richtig an, wie die Situation an ihm gezehrt hat. Er wirkt ziemlich abgekämpft“, stellt Sportvorstand Christian Heidel fest. „Jeder von uns muss mal abschalten. An Heiligabend vergesse ich den Fußball auch mal kurz.“ Damit das bei Tedesco ein paar Tage länger klappt, hat Heidel für den Schalker Trainer ein besonderes Weihnachtsgeschenk vorbereitet. Tedesco bekommt von ihm ein Handy-Verbot auferlegt. „Domenico muss drei, vier Tage mal komplett raus“, sagt der Manager fast schon fürsorglich.
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Am Samstag zapfte Tedesco die letzten Reserven aus seiner Batterie und coachte seine Mannschaft besonders intensiv von der Seitenlinie aus. Bei den Treffern von Steven Skrzybski (10.), Salif Sané (mit Hilfe von Stuttgarts Mario Gomez, 70.) und Talent Ahmed Kutucu (78.) schien der Trainer beim Jubeln Sprungfedern unter seinen Schuhen zu haben. Beim Gegentor durch Gonzalez (76.) und dem schweren Abspielfehler von Torwart Ralf Fährmann, den Gonzalez mit einem Pfostenschuss aufs leere Tor nicht zu nutzen wusste (47.), kochte Tedesco innerlich. Aber nach dem Abpfiff war er erleichtert: „Der Dreier hat uns richtig gut getan und gibt uns ein gutes Gefühl.“
Tedesco hält eine Vergrößerung des Schalker Trainerteams für erforderlich
Der Deutsch-Italiener ist allerdings selbstkritisch genug, um sich jetzt nicht von einem verbesserten Auftritt seines Teams täuschen zu lassen. Er weiß, dass die Gesamtleistung in der Hinrunde noch nicht einmal ausreichend, sondern eher mangelhaft war. „Die erste Halbserie war nichts“, gesteht Tedesco ein und stellt fest: „Es war schlecht. Das war teilweise selbstverschuldet, teilweise hatten wir großes Verletzungspech.“ Auch in Stuttgart fehlten den Schalkern fünf Stürmer.
Schalke: Kutucu trifft zum 3:1 und schweigt nach dem Spiel
Als Ahmed Kutucu in der 78. Minute das 3:1 für den FC Schalke 04 gegen den VfB Stuttgart erzielte, war der 18-Jährige kaum noch zu halten. Er sprintete Richtung Trainerbank und sprang seinen Mitspielern in die Arme. Nach dem Abpfiff genoss der in Gelsenkirchen geborenen Nachwuchsstürmer die Atmosphäre in der Mercedes-Benz-Arena und ließ sich vor der Schalker Fankurve feiern. Natürlich: sein erstes Bundesliga-Tor wird er niemals vergessen.
Sprechen wollte Ahmed Kutucu darüber nach dem Spiel aber nicht. Sportdirektor Axel Schuster bat bei den Journalisten dafür um Verständnis, während Kutucu schnell in Richtung Mannschaftsbus lief.
Tedesco hat diese Personalprobleme gerade nach Niederlagen nicht groß thematisiert. So etwas könnte als Alibi, als Entschuldigung dienen. Das will er nicht. „Wir müssen jetzt gar nicht nach Ausreden suchen, sondern alles durchforsten, woran das schlechte Abschneiden in der Hinrunde gelegen haben könnte“, sagt der Trainer.
Domenico Tedesco ist zumindest in einem Punkt bereits zu einem Ergebnis gekommen. Er hat für sich entschieden, dass eine Vergrößerung des Trainerteams erforderlich ist. Manager Heidel weiß von dem Wunsch. Tedesco will künftig noch spezifischer arbeiten und neben seinem Assistenten Peter Pertchold (34) noch einen Mann mit Erfahrung installieren. Zwei Kandidaten sollen für dieses Vorhaben in der engeren Wahl sein. Wenn alles nach Wunsch läuft, könnte der neue Co-Trainer am 4. Januar beim Abflug ins einwöchige Trainingslager nach Benidorm mit an Bord klettern.
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Auch Ahmed Kutucu, der Schalkes Profis im Juli bereits auf der PR-Tour durch China begleitet hatte und dann wieder in der U19 verschwand, darf sich Hoffnungen auf die große Bühne machen. In Stuttgart traf Kutucu frech durch die Beine von Torwart Ron-Robert Zieler zur Entscheidung. Nach dem Spiel wollte Kutucu nichts sagen. Für ihn ist der Rummel noch zu abschreckend. Dafür sprach sein Trainer. „Ich habe mich für Ahmed gefreut. Der Junge hat zuvor in der Champions League für uns gespielt und hat jetzt in der Bundesliga getroffen. Er kann aber noch mehr“, so Tedesco. Kutucu sollte Anfang Januar mal vorsichtshalber seinen Koffer für Spanien vorbereiten...