Gelsenkirchen. Vor dem Spiel gegen Leverkusen verabschiedete sich der FC Schalke 04 vom Bergbau. Und es wurde sehr emotional in der Arena.
Eine knappe Stunde vor dem Anpfiff qualmte schon die Kohlenlore, die unmittelbar vor der Schalker Trainerbank stand, daneben saßen Kumpel in voller Bergmann-Kluft. Auf dem Rücken ihres Grubenhemds stand geschrieben: Danke Schalke!
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Rund um die Arena liefen am Mittwochabend sowieso viele Fans in Grubenhose und Grubenjacke herum, der weiße Grubenhelm durfte natürlich nicht fehlen.
Auch Ralf Koch, der am Vormittag noch in einer KFZ-Werkstatt in Rheine schraubte, hatte sich für diesen besonderen Abend auf Schalke in Schale geschmissen. „Spätestens wenn das Steigerlied gesungen wird, werde ich heulen wie ein Hund“, sagte der 42-Jährige, dessen Opa Steiger war.
Schalke-Boss Tönnies bekam das letzte Grubenlicht
Auf dem Videowürfel wurden Fotos von Bergleuten im Einsatz unter Tage gezeigt. „Zu Ehren unserer Kumpel und Malocher“, stand auf dem Würfel geschrieben. Was störte, waren die Gesänge der Leverkusener Fans, die die Schalke-Anhänger kurz mit lauten Pfiffen quittierten, bevor es Applaus für die Bergleute gab, die sich nach und nach im Mittelkreis versammelten. Anschließend genossen auch die Leverkusener die Atmosphäre.
Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bekam gut zehn Minuten vor dem Anpfiff das letzte Grubenlicht vom Ruhrkohle AG-Vorstandsvorsitzenden Peter Schrimpf überreicht. „Es ist ein sehr denkwürdiger Abend. Schalke und der Bergbau sind unzertrennlich. Wir sind stolz darauf, dass wir diesen Abend zelebrieren dürfen. Eines versprechen wir: Wir bleiben den Bergleuten und dem Bergbau treu“, sagte Tönnies. Er dachte auch an den verstorbenen 29 Jahre alten Bergmann aus dem Bergwerk Ibbenbüren, der den Abend eigentlich auf Schalke verbringen wollte, in der vergangenen Woche aber unter Tage tödlich verunglückt war. Auf seinem Tribünenplatz hatten die Bergleute in Gedenken an ihn eine Grubenlampe aufgestellt.
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Als wenig später der Chor der Ruhrkohle AG vor dem Mittelkreis stand und tatsächlich das Steigerlied sang, flossen nicht nur bei Ralf Koch die Tränen. Glückauf, der Steiger kommt. Allerspätestens jetzt war wohl jedem der 60000 Zuschauer auf Schalke, dem Verein, dessen Gründungsväter Bergmänner waren, bewusst: Der Steinkohle-Bergbau verabschiedet sich. Am Freitag ist endgültig Schicht im Schacht, übermorgen schließt die letzte Zeche im Ruhrgebiet, Prosper-Haniel Bottrop. Eine Ära ist zu Ende.
Die Fans hatten erneut eine beeindruckende Choreo vorbereitet. Zu sehen war unter anderem eine Kohlenlore, auf der neben Kohle das Schalker Vereinslogo lag. Gänsehautstimmung pur.
DFL erteilte Schalke Sondergenehmigung
Die Schalker Spieler trugen zunächst noch Jacken über ihren Trikots. Dann aber waren sie endlich zu sehen: die königsblauen Trikots mit den Namen von Zechen auf der Brust. Die DFL hatte dafür eine Sondergenehmigung erteilt. Kumpel- und Malocherclub stand auf der Brust von Kapitän Fährmann geschrieben, Daniel Caligiuri bekam Prosper-Haniel zugeteilt. Insgesamt wurden Trikots mit 26 verschiedenen Zechen-Aufdrucken vorbereitet.
Schalkes Trainer Domenico Tedesco hatte vor dem Spiel verraten, dass er selbst schon unter Tage war. „Dabei habe ich viele Eindrücke sammeln können und kann ein Stück weit nachvollziehen, wie die Kumpel, die unseren Verein gegründet haben, tagtäglich hart gearbeitet haben. Davor habe ich höchsten Respekt.“
Domenico Tedesco, so viel steht fest, wird nicht der einzige Schalker sein, der den Bergbau in bester Erinnerung behalten wird. Vor allem nach diesem bewegenden Abend und Abschied in der Arena auf Schalke.