Gelsenkirchen. Das Revierderby zwischen Schalke und dem BVB hat die aktuellen Kräfteverhältnisse bestätigt. Schwarz-Gelb enteilt Blau-Weiß. Ein Kommentar.

Für sich betrachtet ist das ein ganz normales Ereignis. Eine Mannschaft, die nicht in die Saison gefunden und den Anschluss verloren hat, unterliegt dem Tabellenführer mit 1:2. Kann passieren.

Aber erstens ist ein Revierderby immer von übergeordneter Bedeutung, Emotionalität lässt sich nun mal nicht ausklammern. Und zweitens hat gerade dieses Spiel zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund das große Ganze beeinflusst und bekräftigt. Die Wege der beiden Ruhrgebietsklubs driften in dieser Saison unfassbar weit auseinander. Nach 14 Spielen hat der BVB sagenhafte 22 Punkte Vorsprung vor Schalke. Für die Schwarz-Gelben ist der Meistertitel eine realistische Perspektive. Während sich die Blau-Weißen, ob sie es nun hören und lesen wollen oder nicht, im Abstiegskampf befinden.

BVB brauchte für Schalke-Sieg nicht einmal seinen besten Auftritt

Besonders bitter für die Schalker: Die Dortmunder brauchten für den Sieg nicht einmal ihren besten Auftritt. Sie haben mittlerweile die beeindruckende Souveränität entwickelt hat, eigene Schwächephasen während eines Spiels schadlos zu überstehen und Fehler des Gegners in wichtigen Momenten auszunutzen.

Bei den Schalkern hingegen funktioniert vor lauter Verunsicherung auch Selbstverständliches nicht mehr. Wenn man schon vorher weiß, dass der Gegner in Sachen Technik, Tempo und Torgefahr überlegen ist, dann ist es zwingend notwendig, defensiv sicher zu stehen und vom Anpfiff an wachsam zu sein. Das erste Gegentor aber fiel nach einem ruhenden Ball. Schlafmützigkeit in der Abwehr in Minute sieben – als noch keiner ausgelaugt war.

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Hinzu kommt das heftige Sturmproblem. Der verzweifelte Versuch von Trainer Domenico Tedesco, in der Not Mittelfeldspieler Weston McKennie und Linksverteidiger Hamza Mendyl ganz nach vorn zu beordern, erwies sich als so dienlich wie der U-Bahn-Plan von Tokio für eine Wanderung durchs Sauerland. Doch nicht einmal der BVB könnte vier verletzte Angreifer ohne Qualitätsverlust ersetzen.

Schalke-Vorstand Heidel wird nachbessern müssen

Schalkes Sportvorstand Christian Heidel wird im Winter nachbessern müssen. Die Sommer-Neuzugänge (Uth, Serdar, Rudy) sind noch keine Verstärkungen. Die der Dortmunder schon (Witsel, Delaney, Alcácer). Was auch damit zu tun haben dürfte, dass der BVB Lehren aus der jüngeren Vergangenheit gezogen, den richtigen Trainer geholt und sein sportliches Kompetenzteam um Sebastian Kehl und Matthias Sammer erweitert hat. Die Folgen dieser klugen Strategie sind auf dem Platz zu sehen. Und auf der Tabelle.