Gelsenkirchen. Spitzenreiter Borussia Dortmund hat das Revierderby beim FC Schalke 04 für sich entschieden. Der BVB setzte sich mit 2:1 (1:0) durch.
Ein paar Minuten nach dem 1:2 (0:1) im Revier-Duell zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund kam so etwas wie vorweihnachtliche Harmonie im Kabinengang auf. Dort standen Schalkes Hamza Mendyl und Dortmunds Achraf Hakimi. Beide spielen zusammen in der marokkanischen Nationalmannschaft und waren am Samstag erstmals in ihrer Karriere Derby-Gegner. Mendyl und Hakimi plauderten ein bisschen, tauschten die Trikots, klatschten sich ab und gingen dann in ihre jeweilige Umkleide.
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Bei Schalke war die Stimmung in der Kabine verständlicherweise gedämpft. Der Blick auf die Tabelle ist ernüchternd und alarmierend zugleich. Die Königsblauen liegen nur drei Punkte vor dem Relegationsplatz – und satte 22 Zähler hinter dem souveränen Tabellenführer Borussia Dortmund. „Der Blick auf die aktuelle Tabelle stellt uns natürlich nicht zufrieden“, bilanziert S04-Verteidiger Daniel Caligiuri, „bis Weihnachten wollen wir so viele Punkte wie möglich holen.“ Caligiuri schiebt nach: „Wir stecken in einer schwierigen Phase.“
BVB-Manager Zorc: "Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert"
Dieses Sorgen hat der BVB nicht. Ganz im Gegenteil. Manager Michael Zorc: „Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert. Zwischendurch hatten wir eine Phase, in der wir zu sehr verwaltet und nicht mehr klar auf den Abschluss gespielt haben. Insgesamt war es ein verdienter Sieg.“
Das Derby begann für den Tabellenführer nach Wunsch. Im Anschluss an eine Ecke von Marco Reus köpfte Thomas Delaney das Führungstor (7.). „Den Gegentreffer müssen wir besser verteidigen“, monierte Tedesco. Ausgerechnet Verteidiger Salif Sané, der über 90 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, sah in der Szene äußerst unglücklich aus.
Schalke agierte gerade in der Offensive äußerst limitiert. Mit Mark Uth (Muskelfaserriss), Breel Embolo (Mittelfußbruch), Franco Di Santo (Patellasehne entündet) und Steven Skrzybski (Hämatom am Brustmuskel) fielen vier Stürmer aus. Nach 36 Minuten verbaschiedete sich auch noch Guido Burgstaller. Der Österreicher konnte wegen seiner Achillessehnenbeschwerden kaum noch auftreten. „Bei uns sind insgesamt fünf Stürmer verletzt. Wenn jetzt einige fragen, warum es kein Offensiv-Spektakel gab: Dafür brauchst du Angreifer“, bilanziert S04-Manager Christian Heidel.
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Weil aus dem Spiel heraus nahezu nichts ging, resultierte Schalkes zwischenzeitlicher Ausgleich fast schon logischerweise aus einem Elfmeter. Nach einem Zweikampf von Marco Reus gegen Amine Harit nahm Schiedsrichter Siebert den Videobeweis zu Hilfe und entschied anschließend auf Strafstoß. Daniel Caligiuri nutzte den Elfmeter zum 1:1 (61.). Reus zu der Szene: „Ich bin einfach zum Ball gegangen und hatte nicht eine Sekunde das Gefühl, dass sich der Schiedsrichter die Szene nochmal angucken muss, weil für mich klar war, dass das kein Elfmeter war.“ Domenico Tedesco witterte zu diesem Zeitpunkt Morgenluft. „Wir haben uns im zweiten Durchgang gut reingebissen und hatten nach dem 1:1 zehn richtig gute Minuten.“ Die druckvolle Phase war allerdings nicht so stark, um den BVB auch nur annähernd in Schwierigkeiten zu bringen. Weston McKennie, eigentlich als Mittelfeldspieler bekannt, und der etatmäßige Verteidiger Hamza Mendyl bildeten Schalkes Sturmduo. Für Mendyl entschied sich Tedesco, „weil er über ein hohes Tempo verfügt.“ In der Endphase kam der ukrainische Nationalspieler Yevhen Konoplyanka, der sich allerdings überhaupt nicht in Szene setzen konnte.
BVB-Trainer Favre: "Wir haben sehr gut auf das Gegentor reagiert"
Der Revier-Rivale zeigte, wie es geht. Nach einem Doppelpass mit dem eingewechselten Raphael Guerreiro blieb der Engländer Jadon Sancho ganz cool und traf zum 1:2 ins lange Eck (74.). „Da verteidigen wir zu schlecht. Gruppentaktisch war es nicht das, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Tedesco sauer. Borussias Trainer Lucien Favre: „Wir haben sehr gut auf das Gegentor reagiert. Die Mannschaft ist im Spiel geblieben, hat weiter Fußball gespielt und sich gesteigert. Wir hatten letztlich mehr Ballbesitz und mehr Torchancen.“ Am Ende feierte die Borussia ausgelassen – es war der erste Sieg auf Schalke nach fünf Jahren Wartezeit.
So spielten Schalke und der BVB
Schalke 04: Fährmann - D. Caligiuri, S. Sané, Nastasic, Oczipka (76. Konoplyanka) - Rudy - Schöpf - Bentaleb (55. Serdar) - Harit - McKennie, G. Burgstaller (36. Mendyl). Trainer: Tedesco
Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Akanji, Diallo, Hakimi - Delaney, Witsel - Sancho (88. Pulisic), Reus, Bruun Larsen (62. Guerreiro) - Paco Alcacer (77. Götze). Trainer: Favre
Schiedsrichter: Siebert (Berlin)
Tore: 0:1 Delaney (7.), 1:1 Caligiuri (61., Foulelfmeter nach Videobeweis), 1:2 Sancho (75.).