Porto. Schalkes Probleme: Pfiffe, Flaute, Fehler: Die Königsblauen haben in dieser Saison viele Defizite – jetzt kommt eine weitere Baustelle hinzu.

Die 1:3 (0:0)-Niederlage von Fußball-Bundesligist Schalke 04 beim portugiesischen Meister FC Porto war rein sportlich betrachtet kein Totalschaden, aber das Gesicht hat trotz des Erreichens des Achtelfinales in der Champions League einige Kratzer erlitten. Und es kam sogar noch eine neue Macke hinzu.

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Als sich Schalkes Profis nach dem Schlusspfiff nur zögerlich in Richtung der rund 5000 mitgereisten Anhänger begaben, gab es zumindest teilweise Pfiffe. Die Unmutsäußerungen wurden lauter, nachdem etwa die Hälfte der Schalker Profis abdrehte und Richtung Kabine laufen wollte. Trainer Domenico Tedesco bemerkte das, griff ein und beorderte seine komplette Mannschaft zum Fanblock. Etwas irritierend meinte Domenico Tedesco nach dem Spiel: „Wir haben hochverdient gegen einen sehr starken Gegner verloren, aber unsere Fans haben nicht gepfiffen.“

Schöpf zeigt Verständnis

Nationalspieler Alessandro Schöpf bestätigte die Negativ-Reaktionen aus der Kurve. „Die Fans nehmen einen sehr, sehr langen Weg auf sich und fliegen hier mit uns mit. Wir verlieren hier 3:1. Ich glaube, die Pfiffe kamen, weil einige von uns früher abgehauen und dann schon weggelaufen sind.“ Schöpf kann die Missfallensbekundungen der Anhängerschaft nachvollziehen: „Natürlich verstehe ich das. Wenn sie so weit mit uns mifliegen, dann kann man auch zu den Fans hingehen, klatschen, applaudieren. Und dafür Danke sagen und dann ist auch alles gut, glaube ich.“ Schöpf deutlich: „Das hat einfach auch ein bisschen was mit Respekt zu tun. Dass man sich als Mannschaft kurz gemeinsam hinstellt zu den Fans. Wenn man sich dann fünf Minuten dort verabschiedet, dann ist alles gut, glaube ich.“ Dass es nach Spielende noch zu „oh wie ist das schön“-Gesängen kam, war eine deutliche, ironische Botschaft an die Profis.

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Manager Christian Heidel sagt grundsätzlich: „Die Fans haben immer das Recht, ihren Unmut zu äußern, wenn sie nicht zufrieden sind. Wenn sie dieses Gefühl haben, dann muss man das so akzeptieren.“ Heidel schiebt kämpferisch nach: „Wir wollen es wieder besser machen, so dass es keinen Grund zum Pfeifen gibt. Im Spiel fand ich die Atmosphäre überragend. Da habe ich gar nicht damit gerechnet, dass so etwas kommt.“

Deutlicher Rückschritt

Schalke hat sich so unnötig eine zusätzliche Baustelle aufgemacht. Bisher war der Schulterschluss mit den Fans das große Plus für die Königsblauen. Nach dem 5:2 über Nürnberg war der Auftritt in Porto ein deutlicher Rückschritt. Die schwachen und weitgehend ideenlosen 94 Minuten in der Wein-Hochburg stießen vielen S04-Anhängern sauer auf. Schalke blieb wie schon in der Bundesliga gegen Frankfurt (0:3), Bayern (0:2), Hertha BSC (0:2) oder Borussia Mönchengladbach (1:2) den Beweis schuldig, gegen Schwergewichte etwas ausrichten zu können.

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Der Angriff mit Franco Di Santo und dem angeschlagen ausgewechselten Steven Skrzybski (Muskelverletzung im Brustbereich) war an Harmlosigkeit nicht zu unterbieten, die Abwehr offenbarte erneut erhebliche Schwächen. Naldo und Benjamin Stambouli bekamen den Laden nicht in den Griff, auch Matija Nastasic hatte schon deutlich bessere Tage. „In den 20 Minuten nach der Pause hat man ein bisschen Angst bekommen. Da sind wir fast überrollt worden. Da hat man schon mal auf die Uhr geguckt, wie lange das noch geht. Dann ging es wieder einigermaßen“, meinte Heidel – und sagte damit alles.

Schalke hat ein Offensiv-Problem

Dass Schalke trotz des positiven Ausreißers gegen Nürnberg in der Vorwärtsbewegung Probleme hat, zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Offensiv tun wir uns wirklich sehr, sehr schwer. Es war ja nicht nur in Porto, dass wir uns offensiv wenig Chancen herausarbeiten, sondern das verfolgt uns bis jetzt die ganze Saison. Woran es genau liegt, weiß ich auch nicht“, stellt Alessandro Schöpf fest.

Der österreichische Nationalspieler versucht dann doch, einen Erklärungsansatz zu finden. „Dem einen oder anderen fehlt ein bisschen der Mut, das Vertrauen. Wir versuchen jedes Spiel zu gewinnen, aber wenn du dir vorne wenige Chancen herausarbeitest und auch nur wenige Tore machst, dann kannst du die Spiele nicht gewinnen. Das müssen wir uns ankreiden lassen, dass wir da einfach effektiver werden und uns in den nächsten Spielen auch mehr Tormöglichkeiten herausarbeiten.“ Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) wartet mit der TSG Hoffenheim die nächste Aufgabe auf Schalke. „Hoffenheim ist eine Super-Mannschaft. Sie sind offensiv sehr stark, haben viel Tempo“, sagt Schöpf. Schalke muss in allen Bereichen zulegen.