Gelsenkirchen. . Schalkes Sportvorstand Christian Heidel ist begeistert vom Zusammenhalt in schwierigen Phasen. „Das ist wirklich außergewöhnlich“, sagt er.
Ein paar freie Tage gönnt sich Christian Heidel dann doch. Das anstehende Länderspiel-Wochenende wird auch Schalkes Sportvorstand zum Ausspannen nutzen, aber wenn er in diesen Tagen zuvor noch über Schalke spricht, dann betont er immer wieder: „Die schwierige Phase ist noch nicht beendet, wir sind da noch nicht raus.” Dazu reicht ein Blick auf die Tabelle und den nächsten Gegner: Mit Werder Bremen kommt am 20. Oktober so etwas wie die Überraschung der Stunde – aber eigentlich muss Schalke unbedingt gewinnen, um aus dem Tabellenkeller wegzukommen.
Was bei Christian Heidel bei seiner Zwischenbilanz nach den ersten zehn Pflichtspielen dieser Saison aber immer wieder durchklingt: Er ist stolz auf dieses Schalke, wie es auch durch die Wochen des sportlichen Tiefgangs geht. „Bis zum heutigen Tag hat dieser ganze Verein das mit Bravour gemacht”, betont der Sportvorstand und erinnert daran, wie früher zu seinen Zeiten in Mainz die allgemeine Außenwahrnehmung auf die Schalker Verhältnisse war: „Ich habe immer gehört, wie kompliziert das auf Schalke ist. Ich glaube schon, dass da ein Wandel passiert ist.”
Auch interessant
Selbst nach fünf Niederlagen in den ersten fünf Bundesliga-Spielen hat sich Vereins-Patron Clemens Tönnies nicht so wie der Kollege in München („am Ende muss der Trainer den Kopf hinhalten”) zu Wort gemeldet. Auch von den anderen Aufsichtsräten gab’s kein Gemurmel – zumindest keines, das öffentlich zu vernehmen war. Die Fans stärkten der Mannschaft ohnehin den Rücken und der Vorstand mit Heidel und seinen Kollegen Peter Peters und Alexander Jobst ließ keinen Zweifel zu, dass Schalke den Turnaround schaffen wird.
Man kann diesen „Wandel” durchaus auch damit in Verbindung bringen, dass Heidel — nach 24 Jahren in Mainz ja nicht ohne kritische Stimmen auf Schalke begrüßt – es in seinen ersten beiden Jahren hier geschafft hat, ein neues Klima des Vertrauens zu bilden.
Auch Schalkes Profis und dem Trainer hilft dieses Vertrauen
Dies schlägt auch auf Mannschaft und Trainer nieder, die die Gewissheit spüren, dass der ganze Verein ihre Arbeit nicht in Zweifel zieht. „In dieser Situation kann man nicht mehr Vertrauen bekommen“, hatte Domenico Tedesco nach der fünften Niederlage im fünften Bundesliga-Spiel gesagt. Mit dieser Rückendeckung gelangen danach drei Siege in drei Spielen ohne Gegentor.
Wenn Heidel über seine sportliche Abteilung spricht, dann erweckt er den Eindruck von bester Ordnung: „Wir haben eine gute Mannschaft und einen guten Trainer. Es sprechen wenig Dinge dagegen, dass wir auch wieder erfolgreich Fußballspielen werden.“
Interessant aber, wie er das Innenleben skizziert. „Dass das eine gute Truppe ist, spürt man insbesondere in schlechten Phasen. Hier ist nichts auseinander gefallen. Die Jungs haben sich vertraut, und sie haben dem Trainer vertraut.“ Und auch die Rückendeckung von außen, insbesondere von Seiten der Fans, sei inzwischen „ein Thema im Mannschaftskreis“. Heidel: „Dieser Zusammenhalt hier ist wirklich außergewöhnlich.“
Zumindest darf man getrost feststellen, dass andere Bundesliga-Vereine in diesem Herbst die Rolle übernommen haben, die Schalke in früheren Jahren in sportlicher Schieflage zugekommen wäre: Stuttgart oder München sind Plätze des öffentlichen Schauspiels – nicht mehr Gelsenkirchen. Heidel sieht sich bestätigt, dass Schalke inzwischen auch Krise kann. „Ich habe immer gesagt: Man sieht, wie gefestigt wir als Klub sind, wenn nach dieser überragenden Saison im Vorjahr auch mal schwäche Phasen kommen. Keiner hat geglaubt, dass wir so in die Saison starten.“
Aber das neue Klima des Vertrauens hat diese Probe bislang bestanden, und es gibt wenig Grund zur Annahme, dass sich das bei den nächsten Niederlagen ändern könnte.
Noch liegt Schalke nur auf Platz 15 der Tabelle
Noch allerdings ist die Situation bedrohlich, Schalke liegt auf Platz 15 der Tabelle – mit Werder Bremen kommt der Rangvierte nach der Länderspielpause in die Arena. Zwar stimmt wieder die Richtung, die Schalke mit den drei Siegen ohne Gegentor eingeschlagen hat, aber Heidel warnt vor dem bloßen Gedanken, dass es nur aufgrund der Trendwende jetzt automatisch so weiter nach oben geht: „Das wäre ein großer Trugschluss“, sagt er: „Aber das ist nicht das Gefühl, das in der Mannschaft vorherrscht.“