Gelsenkirchen. Daniel Caligiuri tritt mit Schalke Samstag bei seinem Ex-Klub Wolfsburg an. Was er dort erlebte, soll ihm nicht wieder passieren. Ein Interview.
Auftaktspiele sind immer spannend. Dieses aber ist für einen besonders prickelnd: VfL Wolfsburg gegen Schalke 04 – das ist am Samstag (15.30 Uhr/Sky) für den Schalker Daniel Caligiuri eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit: Der 30-jährige Deutsch-Italiener, geboren in Villingen-Schwenningen, spielte früher für Wolfsburg. Den Wechsel nach Schalke aber hat er nie bereut. Mit diesem Klub und auch persönlich hat er sich hohe Ziele gesteckt.
In der vergangenen Saison haben Sie zehn Torvorlagen gegeben und sechs Tore selbst erzielt. Können Sie diese Quote noch toppen?
Daniel Caligiuri: Man möchte sich immer verbessern. Wir wollen wieder eine so geile Saison erleben, wissen aber, dass sie doppelt so schwierig für uns wird.
Sind Sie in der besten Form Ihres Lebens?
Caligiuri: Ich habe jedenfalls noch nie so viele Scorerpunkte gesammelt. Mein Dank gilt unserem Trainer Domenico Tedesco, der mir sein Vertrauen schenkt, wodurch ich viel Selbstvertrauen bekommen habe. Aber ich bin noch nicht satt. Ich bin zwar 30 Jahre alt, fühle mich aber nicht so. Ich bin topfit und arbeite jeden Tag an meinen Schwächen, um noch besser zu werden.
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Die meisten Fans sind davon überzeugt, dass Schalke wieder unter die ersten vier kommt.
Caligiuri: Das hoffen wir auch. Wir wissen, dass wir die Qualität haben, um da oben zu bleiben. Wichtig ist, dass wir unsere Entwicklung fortsetzen und es schaffen, den Schalter immer wieder umzulegen – von Bundesliga auf Champions League und auf DFB-Pokal.
Mit Wolfsburg wurden Sie 2015 Vizemeister, dann sogar Pokalsieger. Danach ging es dann deutlich bergab. Was haben Sie daraus gelernt?
Caligiuri: Sehr viel. Die Erwartungen wurden immer größer, wir wurden als Bayern-Jäger Nummer eins gehandelt. Wir haben uns wohl im Unterbewusstsein zurückgelehnt und waren plötzlich im Abstiegskampf. Ich sage es immer wieder: Es ist leicht, nach oben zu kommen. Das Schwierige ist, oben zu bleiben. Da können wir aus den Fehlern von Wolfsburg lernen.
Wie schätzen Sie die Wolfsburger in diesem Jahr ein?
Caligiuri: Sie haben mit Bruno Labbadia einen Trainer, der für Kampf und Mentalität steht – so wie er als Spieler war. In der Offensive können sie viel bewegen, sie haben einen guten Spielaufbau. Es wird ein intensives Spiel am Samstag.
Warum war vor eineinhalb Jahren der Wechsel nach Schalke eine gute Entscheidung?
Caligiuri: Ich hatte in Wolfsburgs dreieinhalb wunderbare Jahre, am Ende aber das Gefühl, dass ich nicht mehr so wichtig bin. Wenn du dann mit Schalke verhandelst, fällt es einem Spieler nicht schwer, den Verein zu wechseln. Schalke hat ein geiles Stadion, hat geile Fans, ist einfach ein geiler Verein. Für mich war es der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt – auch wenn die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt sportlich erst nicht so gut dastand.
Thilo Kehrer, Leon Goretzka und Max Meyer haben Schalke verlassen. Hat die Mannschaft nicht zu viel an Qualität verloren?
Caligiuri: Dass Thilo, Leon und Max große Qualität haben, ist klar. Aber mit Salif Sané, Omar Mascarell, Suat Serdar, Steven Skrzybski und Mark Uth haben wir super Spieler bekommen, die Qualität der Mannschaft ist deshalb nicht schlechter geworden.
Welcher Neue gefällt Ihnen besonders?
Caligiuri: Mit Mark Uth bin ich in der vergangenen Saison im Spiel gegen Hoffenheim ganz schön aneinandergeraten. Am ersten Trainingstag haben wir beide darüber gelacht, die Sache ist seitdem vergessen. Auch die anderen Neuen passen perfekt zu Schalke. Sie geben Vollgas.
Sie sind nun neben Kapitän Ralf Fährmann, Vizekapitän Naldo, Guido Burgstaller und Benjamin Stambouli Teil des Mannschaftsrats.
Caligiuri: Ja, für mich ist es das erste Mal. Wir sitzen regelmäßig zusammen, tauschen uns aus und sprechen Dinge, die uns nicht gefallen, ganz offen an. Ich habe jetzt ein bisschen mehr Verantwortung.
Ralf Fährmann hat gesagt: Domenico Tedesco ist der beste Trainer der Bundesliga. Stimmt das?
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Caligiuri: Ja, definitiv. Trainer zu vergleichen, ist allerdings immer schwierig. In Freiburg habe ich unter Christian Streich gearbeitet, der ebenfalls überragend ist. Er geht wie unser Coach auf seine Spieler zu und schafft es, jeden mitzunehmen. Domenico Tedesco ist einer, der Mentalität in die Mannschaft bringt. Wenn ein Spieler fünf Wochen nicht gespielt hat, dann aber reinkommt, ist er zu 100 Prozent da.
Was Ihnen noch fehlt, ist ein Länderspiel. Gibt es mittlerweile Kontakt zum DFB oder zum italienischen Verband, für den Sie ja auch spielen könnten?
Caligiuri: Es wäre natürlich ein Traum, mal für eine der beiden Nationen auflaufen zu dürfen. Ich weiß, dass ich mich nur durch gute Leistungen im Verein empfehlen kann und gebe weiter Gas. Alles Weitere wird sich zeigen.
In der Champions League haben Sie es mit Wolfsburg mal bis ins Viertelfinale geschafft. Trauen Sie sich das mit Schalke in dieser Saison auch zu?
Caligiuri: Auf jeden Fall. Ganz Schalke freut sich auf die Champions League. Ich hoffe schon in der Gruppe auf einen dicken Brocken. Mein Wunschlos wäre Juventus Turin.