Gelsenkirchen. Schalke-Kapitän Ralf Fährmann steht in der königsblauen Hierarchie oben. Aber es gibt beim S04 nicht nur einen Chef auf dem Fußballplatz.
Schalkes Mannschaft ist eine verschworene Truppe – „wie Brüder“, hat Trainer Domenico Tedesco festgestellt. Und doch gibt es natürlich eine Hierarchie im Kader, mit Häuptlingen und Indianern. „Wir haben einige erfahrene Spieler, die Verantwortung übernehmen“, sagt Tedesco.
Sechs Spieler ragen bei der internen Hackordnung heraus: Neben Kapitän Ralf Fährmann (29) und dessen neuem Stellvertreter Naldo (35) gehören auch Benjamin Stambouli (27), Guido Burgstaller (29) und Daniel Caligiuri (30) dem Mannschaftsrat an. Und mit Sascha Riether (35) wird auch einer hoch geschätzt, der eigentlich kaum noch zum Einsatz kommt – weil er für das interne Klima unglaublich wichtig ist. „Es gibt bei uns nicht den einen Chef auf dem Platz“, erklärt Tedesco. Und Naldo sagt: „Wir sind alle Kapitäne.“
Eine Übersicht über die Hierarchie in der Mannschaft.
Der emotionale Anführer
Der Kapitän: Ralf Fährmann (29 Jahre/ seit 2011 wieder auf Schalke). Wie kein anderer Spieler verkörpert der Torwart, der schon in der Jugend für die Königsblauen gespielt hat, die Werte des Vereins. Fährmann kann sich keinen anderen Verein in Deutschland mehr vorstellen, er ist Schalkes emotionaler Anführer. In dieser Rolle wird er von den Fans geliebt, von den Teamkollegen geachtet und vom Trainer geschätzt: Domenico Tedesco machte ihn vor einem Jahr anstelle von Benedikt Höwedes zum Kapitän – auch, weil er als Torwart unumstrittener Stammspieler ist. Fährmann empfindet es als „absolute Ehre“, Schalkes Kapitän zu sein: „Jeder, der die Binde trägt, muss sich gewertschätzt fühlen.“
Bei ihm hören alle zu
Der Vize-Kapitän: Naldo (35 Jahre/ seit 2016 auf Schalke). Der Abwehrchef hat sich seinen Aufstieg durch seine überragenden Leistung und sein vorbildliches Auftreten verdient: Tedesco machte ihn als Nachfolger des abgewanderten Leon Goretzka zum Vize-Kapitän. Naldo strahlt eine natürliche Autorität aus – bei ihm hören alle zu. Dabei tritt der gebürtige Brasilianer, der auch einen deutschen Pass besitzt, niemals selbstherrlich auf, sondern immer freundlich und verbindlich. Das wissen auch die Fans zu schätzen. Naldo kann kraft seiner Autorität aber auch von einer auf die andere Minute ernste Töne anschlagen: Vor allem, wenn ihm etwas missfällt. Auch dann hören bei ihm alle zu.
Der dritte Spielführer
Im Mannschaftsrat: Benjamin Stambouli (27/ seit 2016 auf Schalke). Wenn es etwas zu besprechen gibt, holt Domenico Tedesco oft seinen Franzosen zur Seite: Benjamin Stambouli denkt wie ein Trainer – das hat er von seinem Vater Henri, der als Profi-Trainer gearbeitet hat (u.a. in der Schweiz beim FC Sion). Für Kapitän Fährmann ist Stambouli einer der intelligentesten Spieler, die er je erlebt hat. Das merkt man auch daran, dass der Franzose viel schneller als andere die deutsche Sprache gelernt hat und seine Interviews auf Deutsch gibt. Neu ist er jetzt im Mannschaftsrat, was ihn mit Stolz erfüllt: „Für mich ist das eine Ehre. Der Trainer gibt mir diese wichtige Rolle.“ Und: Tedesco gibt ihm auch die Kapitänsbinde, wenn Fährmann und Naldo nicht auf dem Platz stehen. Er ist der dritte Spielführer.
Ein Vorbild
Im Mannschaftsrat: Guido Burgstaller (29/ seit 2017 auf Schalke). Der Österreicher schwingt keine großen Reden, manchmal beantwortet er Fragen auch nur mit Ja oder Nein. Was ihn auszeichnet, ist sein trockener Humor und sein großes Standing als Stürmer auf dem Platz. Die Fans lieben ihren „Burgi“, der ein Vorbild geworden ist.
Der Teamplayer
Im Mannschaftsrat: Daniel Caligiuri (30/ seit 2017 auf Schalke). Als er ihm Januar 2017 aus Wolfsburg kam, hatte man wohl mit allem gerechnet – nur nicht, dass Daniel Caligiuri Leistungsträger und Führungsspieler auf Schalke würde. Doch der erfahrene Deutsch-Italiener hat bei S04 gezeigt, wie weit man es mit den Tugenden eines Teamplayers bringen kann.
Der Geschätzte
Wie ein Co-Trainer: Sascha Riether (35/ seit 2015 auf Schalke). Natürlich ist er offiziell noch Spieler, und Domenico Tedesco stellt auch gerne die Qualitäten von Sascha Riether auf dem Platz heraus. Doch: Sein letztes Bundesligaspiel hat der Ex-Freiburger vor mehr als einem Jahr (am 20. Mai 2017) absolviert. Dennoch wollte Tedesco den Routinier unbedingt behalten, weil Riether positiv auf die anderen Spieler einwirkt und seine Erfahrung gerne an die Jüngeren weitergibt. Fast wie Co-Trainer mit Spielerpass.