Gelsenkirchen. . Schalke-Trainer Domenico Tedesco erfreut sich bei seinen Spielern nicht nur größter Beliebtheit, sondern er gilt auch als Arbeitstier.
Domenico Tedesco weiß, was sich auf Schalke gehört. Bevor der Trainer bei einer Pressekonferenz die Fragen der Journalisten beantwortet, sagt er jedes Mal: „Glückauf!“ Den Bergmannsgruß hat Tedesco seit seinem ersten Tag beim Kumpel- und Malocherclub, wie die Schalker sich gerne selbst bezeichnen, verinnerlicht.
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag war dieser Gruß sogar doppeldeutig zu verstehen. Denn es geht wieder los. Glückauf in eine neue Bundesligasaison also. Zum Auftakt ist Schalke am Samstag beim VfL Wolfsburg zu Gast. Für Tedesco beginnt die zweite Spielzeit auf Schalke, die vergangene endete bekanntlich auf Rang zwei.
Schalkes Vizemeisterschaft weckt bei einigen Fans Hoffnungen auf mehr
Die Vizemeisterschaft ist ein großer Erfolg, der bei so einigen Fans sogar wieder Hoffnungen auf mehr geweckt hat – Hoffnungen auf die Meisterschale, die seit der Saison 2012/13 die Spieler des FC Bayern München in die Höhe recken. Bedeutet: Wer nach den Sommerferien in die Schule kommt, kennt keinen anderen Meister als Bayern. Domenico Tedesco war im Sommer 2013 übrigens noch Co-Trainer der B-Jugend des VfB Stuttgart.
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Dass die Kinder, die dann im nächsten Jahr eingeschult werden, einen anderen Deutschen Meister kennenlernen werden, schließt zum Beispiel Julian Nagelsmann, Trainer der TSG Hoffenheim, nicht aus. Seine Mannschaft ist es, die die Bayern am Freitagabend als erstes herausfordern. „Ich habe nicht gesagt, dass wir Meister werden, aber wir wollen es probieren“, sagte Nagelsmann.
Domenico Tedesco äußert sich bei der Frage nach der Jagd auf die Schale etwas zurückhaltender. „Realistisch betrachtet ist es so, dass wir mit dem FC Bayern München eine Mannschaft in der Bundesliga haben, die in vielen Bereichen einen Vorsprung hat. Den haben sie sich über viele Jahre verdient.“ Er sagt aber auch: „Die Lücke versuchen die anderen aber zu schließen – und da nehmen wir uns nicht aus. Ganz im Gegenteil.“
Sollten die Bayern, was Tedesco für möglich hält, in dieser Saison mal eine Phase erwischen, in der sie nicht allzu viele Punkte holen, gelte es, da zu sein. Auch für Schalke „Dann musst du dran sein“, sagt er und ergänzt: „Aber es muss schon einiges passieren, um die Bayern hinter sich zu lassen.“
Tedesco fällt es schon schwer, seinen eigenen Klub mal hinter sich zu lassen. Zumindest gedanklich. Als er sich Ende Mai in die Sommerpause verabschiedete, musste der Trainer Manager Christian Heidel versprechen, sein Handy während der Urlaubsreise in den Safe einzuschließen. Heidel forderte Tedesco auf, zu entspannen, abzuschalten. Schalke mal Schalke sein zu lassen.
Tedesco berichtet davon, dass ihn sogar Fans bitten, nicht zu viel zu arbeiten, weil Schalke die volle Power des Trainers doch am Wochenende brauchen würde. „Das ist nett gemeint, aber sie brauchen sich keine Sorgen zu machen“, sagt Tedesco. „Sogar Clemens Tönnies sagt, dass ich mich mal ausruhen soll. Das mache ich auch.“
Entspannung ist für Tedesco aber keine Tagesaufgabe. Am Mittwoch, als er der Mannschaft einen freien Tag gönnte, nahm er sich und sein Trainerteam davon aus.
Arbeit auf Schalke macht Tedesco große Freude
Es klingt fast rechtfertigend, als Tedesco erzählt, dass er doch am Vormittag mit der Familie gefrühstückt und einen Spaziergang unternommen habe, bevor er mittags aufs Vereinsgelände fuhr, um mit seinen Trainerkollegen vier Stunden Wolfsburg zu analysieren.
Trainer des FC Schalke 04 zu sein, das ist für Tedesco nicht nur Arbeit, sondern vor allem eine große Freude. „Ich freue mich jedesmal, auf dem Trainingsplatz zu stehen. Ich habe morgens das Funkeln in den Augen. Wie am ersten Tag“, sagt er und gibt zu, bei Amtsantritt vor gut einem Jahr „schon sehr nervös“ gewesen zu sein. „Wir hatten turbulente Phasen zu Beginn. Diese haben wir aber als Einheit aus Fans, Mannschaft, Management und Trainerteam hinbekommen. Wir haben eine gute Basis, auf der wir weiterarbeiten können.“
Dass er und seine Familie sich im in der Region „pudelwohl“ fühlen, mache vieles einfacher. Tedesco ist mit seiner Frau Carmela und seiner anderthalbjährigen Tochter Lia in Herten zu Hause. „Wir sind jetzt komplett hier und haben unsere Heimat gefunden. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man nach Hause kommt und die Familie glücklich ist.“