Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 sorgt sich nicht um die höhere Belastung in der neuen Saison. Beim Vizemeister herrscht Vorfreude. Der Bundesliga-Check.
Schalkes Verteidiger Benjamin Stambouli trägt am Handgelenk ein Armband mit der Aufschrift: Die Nummer eins im Pott sind wir. Das sagt viel aus. Über den französischen Profi, der sehr schnell die speziellen Werte des Bundesligisten aus Gelsenkirchen verinnerlicht hat und dessen aktuelle Verletzung auch entsprechend schwer ins Gewicht fällt. Aber es sagt auch viel aus über den Verein, der stolz ist auf das in der vergangenen Saison Erreichte. Das gilt es nun zu bestätigen, wobei gar nicht einmal die erneute Revier- oder Vizemeisterschaft das Ziel ist. Schalke 04 geht es viel mehr um eine Entwicklung.
Auf seinen diversen Geschäftsfeldern vermeldet der Klub seit Jahren ein stabiles Wachstum – nur im sportlichen Bereich wollte sich das eine Zeit lang nicht einstellen.
Kehrer verließ Schalke kurzfristig
Das hat sich geändert, seit Domenico Tedesco im Sommer 2017 nach Schalke kam: Der Deutsch-Italiener, zuvor nur im Jugendbereich beim VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim tätig sowie für eine kurze Zeit beim Zweitligisten Erzgebirge Aue, hat in Schalke so überzeugende Arbeit geleistet, dass der Klub seinen Vertrag gleich einmal bis 2022 verlängerte.
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Kein anderer Trainer in der Bundesliga besitzt einen Vertrag mit einer längeren Laufzeit – das will gerade in dem oft als aufgeregt beschriebenen Schalker Umfeld etwas heißen. Doch Manager Christian Heidel ist überzeugt davon, dass Tedesco genau der Mann ist, der auf Schalke langfristig etwas aufbauen kann. „Domenico ist ein Trainer, dem es nicht nur um den kurzfristigen Erfolg geht, sondern es geht ihm um die Weiterentwicklung von Schalke 04“, sagt Heidel.
Dass beide in ihrem Denken deckungsgleich sind, wurde beim Verkauf von Abwehrspieler Thilo Kehrer für 37 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain deutlich: Tedesco stimmte zu, weil Schalke eine so hohe Summe nicht ausschlagen konnte. Auch das lässt Heidel zu dem Schluss kommen, Tedesco verkörpere „genau das, was Schalke 04 für die Zukunft braucht“.
Obwohl die drei Stammspieler Thilo Kehrer, Leon Goretzka (zu Bayern München) und Max Meyer (zu Crystal Palace) Schalke 04 verlassen haben, wird das nicht als Rückschritt empfunden. „Wir haben eine gute Basis, auf der wir aufbauen können, und wir haben uns trotzdem verstärkt“, sagt Tedesco.
Der Bundesliga-Check
Deutschland ist ein Land mit 82 Millionen Bundestrainern. Einige von ihnen sitzen in der Sportredaktion Ihrer Zeitung und tippen den Ausgang der neuen Bundesligasaison. Wer Meister wird, wer absteigt, wissen wir natürlich nicht. Aber bis zum ersten Spiel am 24. August zwischen den Bayern und Hoffenheim beleuchten wir täglich einen Klub und vervollständigen die Tabelle. Ob wir Experten sind? Das wissen wir erst am 18. Mai 2019.
Fünf der sechs Neuzugänge wurden schon sehr früh unter Vertrag genommen: Abwehrspieler Salif Sané (Hannover 96), die Mittelfeldspieler Omar Mascarell (Eintracht Frankfurt) und Suat Serdar (Mainz 05) sowie die beiden Stürmer Mark Uth (TSG Hoffenheim) und Steven Skrzybski (Union Berlin). Zuletzt kam noch der marokkanische WM-Teilnehmer Hamza Mendyl (OSC Lille) dazu, so dass Schalke bislang 37,5 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat.
Das Schalke-Aufgebot ist ausgewogen
Trotzdem wäre dank der Kehrer-Millionen und der Einnahmen, die Schalke aus der Champions League generiert, noch Geld vorhanden für einen weiteren Transfer – des Trainers Wunschkandidat ist Nationalspieler Sebastian Rudy vom FC Bayern. Schalkes Kader ist nicht übermäßig groß, hat aber mit erfahrenen Führungsspielern wie Ralf Fährmann (29), Naldo (35) oder Daniel Caligiuri (30) sowie entwicklungsfähigen Talenten wie Suat Serdar, Amine Harit, Cedric Teuchert oder Breel Embolo (alle erst 21) oder dem erst 19 Jahre alten Weston McKennie eine gute Tiefe und Ausgewogenheit.
Neu ist allerdings: Die Belastungen werden steigen, weil Schalke zum ersten Mal seit 2014 wieder eine Champions-League-Saison in Angriff nimmt. Bemerkenswert: Keiner spricht von einer Dreifachbelastung. „Wir brauchen dieses Alibi nicht“, sagt Tedesco: „Natürlich können wir weniger trainieren, aber dafür haben wir mehr Spiele, und dabei lernst du auch dazu.“
Schalke startet mit einer großen Vorfreude in die Saison. Eine Saison, in der die Mannschaft sich weiterentwickeln soll, auch wenn man das nicht zwingend an der Tabelle ablesen kann: Nach Platz zwei im Vorjahr wird die Luft nach oben dünn. „Es werden auch ein paar Rückschläge kommen“, sagt Kapitän Ralf Fährmann, der aber optimistisch bleibt. Denn: „Wir haben den besten Trainer der Liga.“
Und das sagt Fährmann so überzeugend, als wäre dies für ihn kein Gefühl – sondern ein Fakt.
Unser Tipp: Platz 4