Domenico Tedesco hat einen neuen Vertrag unterschrieben. Wird er tatsächlich bis 2022 bleiben? Gegenfrage: Warum nicht? Ein Kommentar.
Als der damals noch weitgehend unbekannte Domenico Tedesco vor einem Jahr seinen Dienst auf Schalke antrat, bewies er schnell, dass Christian Heidel nicht zu viel versprochen hatte. Der Sportvorstand hatte angekündigt, dass der vom Zweitligisten Erzgebirge Aue gekommene junge Mann ein äußerst kommunikativer Trainer sei. Nicht nur die Spieler bestätigten nach den ersten Wochen diese Ansicht.
Auch im Umfeld des Vereins wurde ebenso verblüfft wie erfreut registriert, dass sich Domenico Tedesco richtig viel Mühe gab, das Großgebilde Schalke bis ins Detail kennenzulernen.
Tedesco führte unsortierte Schalke-Mannschaft zur Vizemeisterschaft
Er redete mit den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle, er diskutierte mit Fans – und er lud Schalker Legenden wie Stevens, Sand, Asamoah, Büskens und die Kremers-Zwillinge zu einem Treffen ein, weil er deren Einschätzungen wichtig fand. „Wenn ich zu so einem Klub komme, kann ich doch nicht sagen, dass ich alles besser weiß“, erklärte er im Interview mit dieser Zeitung. „Ich habe mich gefragt: Was kann der Klub? Welche Historie hat er? Und was können wir für uns nutzen? Deshalb ist es wichtig, alle mit ins Boot zu nehmen.“
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Eine kluge Strategie, die zu einer hohen Akzeptanz führte. Tedesco führte die in der Saison zuvor unsortierte Mannschaft auf Anhieb zur Vizemeisterschaft – dass der Weg dorthin mitunter holprig war und die Spielweise eher zielgerichtet als begeisternd, wurde von den Fans und den Verantwortlichen selbstverständlich geduldet: Tedesco hat es geschafft, Schalke zu stabilisieren und zurück in die Champions League zu führen. Mehr zu verlangen, wäre vermessen gewesen.
Vertrag bindet Tedesco bis 2022 an Schalke
Nach einem Jahr kennt Tedesco Schalke – und Schalke kennt Tedesco. Er hat sich voll auf diesen Klub eingelassen, er singt nach Siegen vor der Nordkurve die Lieder der Fans mit und ist dabei textsicher. Nach vielen negativen Erfahrungen in den Jahren zuvor lässt sich nun zweifelsfrei feststellen: Dieser Trainer passt perfekt zu diesem Verein.
Dass er nun einen neuen Vertrag unterschrieben hat, der ihn bis 2022 an die Königsblauen binden soll, ist eine logische Folge der gegenseitigen Wertschätzung. Schon unken die ersten Skeptiker, dieser Vertrag erhöhe allenfalls die Abfindung für Tedesco im Falle einer Entlassung oder die Ablöse für Schalke im Falle eines vorzeitigen Wechsels. Ja, das Fußballgeschäft ist so brutal schnelllebig, dass man nichts für unmöglich erklären kann. Aber warum soll es in diesem Fall nicht auch mal anders laufen?
Tedesco ist bei einem Traditionsverein mit Kraft und Potenzial, er muss nicht wie der Hoffenheimer Julian Nagelsmann einen Klub wie Leipzig als Karrieresprung ansehen. Tedescos Arbeit auf Schalke hat doch gerade erst begonnen, und es wird schwer genug werden, die Resultate der vergangenen Saison zu bestätigen und dabei die Attraktivität des Spiels zu erhöhen. Aber mit dem wesentlich auch von ihm geschaffenen Zusammenhalt im Team und im Verein ist das zu schaffen.