Mittersill. Guido Burgstaller will seine Europa-Karriere am liebsten beim FC Schalke 04 beenden. Danach locken Australien oder die USA. Ein Interview.
Schalkes Publikumsliebling Guido Burgstaller (29) zeigt sich im Interview mit dieser Zeitung von seiner witzigen Seite – und bietet sogar eine Wette für den Champions-League-Sieg an.
Herr Burgstaller, haben Sie ein Lieblingslied?
Guido Burgstaller: Ich höre eigentlich so kunterbunt alles durch. Meine Frau Steffi und ich waren kürzlich auf dem Ed-Sheeran-Konzert in Gelsenkirchen. Und wir waren bei Justin Timberlake in Köln. Das war auch cool. Sonst höre ich eigentlich alles, wie zum Beispiel den Österreicher Reinhard Fendrich.
Was ist mit dem Guido-Burgstaller-Lied, das Schalkes Fans oft singen?
Burgstaller: Das ist auch ein schönes Lied. Ich höre es auch sehr gerne, es wird meistens nach einem Tor angestimmt (lacht). Ab und zu singen es meine Teamkollegen auch in der Kabine.
Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren auf Schalke. Hätten Sie sich erträumt, dass Sie sich binnen weniger Monate so einen hohen Stellenwert erarbeiten?
Burgstaller: Dass es so gut funktioniert, dass ich verletzungsfrei geblieben bin, ist natürlich überragend und ein schönes Gefühl. Als 27-Jähriger, der noch nie Erstliga-Erfahrung hatte, macht man sich natürlich Gedanken, wie so ein Start bei Schalke ablaufen könnte. Ich habe mich anfangs auch gefragt, ob ich das hier schaffe, habe mir aber keinen allzu großen Kopf gemacht und die Chance wahrgenommen. Ich hoffe, das geht für mich hier so positiv weiter.
Sie haben noch zwei Jahre Vertrag auf Schalke. Können Sie sich noch einen anderen Klub als die Königsblauen vorstellen?
Burgstaller: Stand heute ist Schalke 04 für mich der perfekte Verein. Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich kann mir vorstellen, dass ich hier meine Laufbahn beende – allerdings die europäische. Das muss natürlich immer von beiden Seiten kommen. Und es muss auf beiden Seiten passen. Ich möchte zum Ende meiner Karriere noch einmal etwas weiter weg Fußball spielen.
Welche Länder schweben Ihnen da genau vor?
Burgstaller: Australien oder Amerika würden mich schon reizen. Da kommt man ja sonst nicht so leicht hin. Ich bin dort auch noch nicht im Urlaub gewesen, die Länder finde ich interessant. Das würde ich später gerne noch als Erfahrung mitnehmen.
Sie haben es 2014 bei Cardiff City versucht, wo es nicht positiv gelaufen ist und Sie nach sechs Monaten wieder gegangen sind. Muss man manchmal einfach zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Klub sein?
Burgstaller: Letztlich war die Erfahrung in Cardiff wichtig. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich weiß, was ich an einem Verein habe. Und umgekehrt weiß der Klub das auch. Wenn es gut funktioniert, dann braucht man keine große Veränderung. Als junger Spieler verstehe ich es noch, dass man ein paar Sachen ausprobieren, Kulturen, andere Leute, andere Trainer kennenlernen will. Aber der Zug ist bei mir ein bisschen abgefahren. Ich bin auf Schalke glücklich.
Ist Guido Burgstaller komplett ohne Bart vorstellbar?
Burgstaller: Nein, weil das bescheuert ausschaut (lacht). Ich sehe dann aus wie ein 17- oder 18-Jähriger. Bei mir muss es mindestens ein Drei-Tage-Bart sein. Meiner Frau Steffi passt mein Vollbart gar nicht. Zum Ende des Trainingslagers habe ich ihn deswegen auch abrasiert, vorher habe ich ihn wuchern lassen.
Würden Sie sich für eine Wette mal komplett ohne Bart zeigen?
Burgstaller: Wenn wir mit Schalke 04 die Champions League gewinnen, dann ja. Dann können wir es gerne so machen, dass ihr von Funke Sport mit dem Rasierzeug kommt.
Wo wir gerade bei Wetten sind: Würden Sie sich festlegen, dass Schalke wieder vor Dortmund landet?
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Burgstaller: Nein, das würde ich nicht. In den letzten Jahren war Dortmund meistens vor Schalke, in der letzten Saison hat sich das geändert, aber grundsätzlich haben sie einen gewissen Vorsprung. Wir müssen einfach da weiterarbeiten, wo wir in der vergangenen Serie aufgehört haben. Bei uns muss ein Schritt nach dem anderen kommen, damit wir uns anpirschen und über die nächsten Jahre in der Spitzengruppe stabil angreifen können.
Sehen Sie die größte Herausforderung darin, nach Platz zwei da oben zu bleiben?
Burgstaller: Auf jeden Fall. Raufkommen kann man immer schnell, aber das zu bestätigen, ist die eigentliche Herausforderung. Es geht immer rasch wieder nach unten, das hat jeder schon mal erlebt. Es wird jetzt eine Charakterfrage der ganzen Mannschaft.
Welchen Eindruck macht Ihr Mitspieler Amine Harit nach seinem Unfall auf Sie?
Burgstaller: Amine wirkt gefasst, wir haben ganz normal mit ihm gesprochen. Aber wir haben versucht, ihn in Ruhe zu lassen und nicht auf das Thema anzusprechen. Von Tag zu Tag ist er etwas mehr aus sich herausgekommen. Wir können ihm das Gefühl geben, dass wir seine Jungs sind, damit er sich wohlfühlt. Und wir hoffen, dass er so auf andere Gedanken kommt.
Gibt es einen internationalen Verteidiger, vor dem Sie im Hinblick auf die Champions League großen Respekt haben?
Burgstaller: Sergio Ramos von Real Madrid. Das würde mich mal interessieren, wie es ist, gegen ihn zu spielen, weil er doch sehr körperlich spielt. Das ist eigentlich genau meins, was ich gerne mag, wo ich mich wiederfinde. Ich würde es gerne mal gegen ihn ausprobieren. Das wäre schon eine coole Sache. Ich denke, dass man bei solchen Aufgaben wächst.