Mittersill. Nach verbalen Anfeindungen gegen Franco Di Santo reagieren die Schalker auf ihre eigene Weise. Trainer Tedesco zeigt sich beeindruckt.

Eigentlich war das Schalker Training am Vormittag auf der Platzanlage des SC Mittersill schon beendet. Die jüngeren Spieler packten Bälle, Stangen und Wasserflaschen zusammen, einige andere übten zum Ausklang noch Elfmeter. Dann passierte es: Nach einem Fehlschuss von Franco Di Santo brüllte ein offenbar angeheiterter Fan auf der Terrasse des Mittersiller Vereinsheims: „Franco, go home!“

Di Santo hörte die unfreundlichen Aufforderung und frage seine Team-Kollegen: „Wer war das?“ Zusammen mit Salif Sané, der ebenfalls am Elfmeterschießen teilgenommen hatte, sondierte Di Santo den Terrassen-Bereich, auf dem sich mehrere Dutzend Fans aufhielten – darunter auch eine Gruppe von drei bis vier Männern, zu denen auch der Pöbler zählte.

Co-Trainer Perchtold weist Fan zurecht

Schalkes Co-Trainer Peter Perchtold hatte die Verbal-Attacke mitbekommen und schleuderte die Aufforderung „ein bisschen mehr Respekt, Männer“ Richtung Terrassen-Bereich. Unterdessen gingen die S04-Profis geschlossen in die Kabine und stimmten dort nach der Melodie von „Can`t take my eyes off you“ den Song an: „Franco Di Santo – schalalalalalaaa...“

„Wir haben das ganz spontan gemacht. Das war eine sehr gute Reaktion von uns. Franco Di Santo steht auf Schalke schon länger in der Kritik, aber damit haben wir gezeigt: Wir sind immer für ihn da. Die Fans müssen wissen, dass er zu uns gehört, er spielt nicht für Dortmund und auch nicht für Bremen. Er hat hier hart gearbeitet. Wir bleiben zusammen, wir sind eine Mannschaft.“ Nach rund drei Minuten, die Naldo, Thilo Kehrer & Co. in der Kabine sangen, kam die Mannschaft angeführt von Breel Embolo heraus. Zusammen mit Franco Di Santo hüpften die Schalker singend am Rasenplatz vorbei zu den wartenden Klein-Bussen, die das Team die wenige Kilometer hinauf ins Quartier Schloss Mittersill brachten.

Auch die übrigen Schalker Fans greifen den Pöbler an

Autogramme für die am Tor des Fußball-Platzes wartenden Anhänger fielen aus – dafür war der Vorfall mit dem Pöbel-Fan zu gravierend. Zwar gab es einigen Unmut („Warum steigt ihr nicht wieder aus und macht Selfies?“), aber letztlich auch Verständnis. Etwa 50 Fans sangen in Richtung des Terrassen-Pöblers: „Wir sind Schalker und DU nicht!“

Noch lange, nachdem die Mannschaft abgefahren war, diskutierten Manager Christian Heidel und Direktor Sport Axel Schuster mit den Anhängern. „Von den etwa 100 Fans waren etwa 80 der Meinung, dass es richtig war, ohne Autogramme-Schreiben abzufahren. Natürlich kann man es nie allen Recht machen. Es war ein Fan dabei, der nur zwei Tage hier im Trainingslager ist und jetzt unverrichteter Dinge abziehen musste. Das ist natürlich schade“, so Schuster. Grundsätzlich sieht auch Axel Schuster bei der Verbal-Attacke auf Di Santo eine Grenze überschritten. „Wir sind ein familiärer, offener Verein, aber das darf nicht darin münden, dass unsere Spieler respektlos behandelt werden.“ Trainer Domenico Tedesco zeigte sich von der Demonstration des Teamgedanken beeindruckt. „Die Reaktion sagt etwas aus über das Innenleben unserer Mannschaft.“