Mittersill. . Schalkes Ersatztorwart Alexander Nübel will Ralf Fährmann unter Druck setzen und selbst spielen.
Als sich Alexander Nübel auf der schönen Hofterrasse des Mannschaftshotels gerade unseren Fragen stellt, kommt Thilo Kehrer vorbei und hört mit. Nübel, hinter Ralf Fährmann die Nummer zwei auf Schalke, wird gefragt, wer der beste Torwart der Welt ist. Die Antwort liefert Kehrer: „Alexander Nübel“, ruft der Innenverteidiger, grinst und schlendert weiter Richtung Hotel. Alexander Nübel muss lachen. Aber in der Tat halten viele ihn für einen mehr als guten Torwart, der auf Schalke eben in der unglücklichen Lage ist, Kapitän und Identifikationsfigur Ralf Fährmann vor sich zu haben. Wir sprachen mit dem 21-Jährigen über Urlaubserlebnisse, seine sportliche Perspektive auf Schalke und Ralf Fährmann, den Nübel nur „Ralle“ nennt.
Im Urlaub haben Sie auf Instagram ein Bild veröffentlicht, auf dem Sie auf hoher See ziemlich dicke Fische gefangen haben.
Alexander Nübel: Ja, ich war in der Sommerpause mit meiner Freundin auf Mauritius. Da wurde ein Ausflug zum Hochseefischen angeboten. Wir haben viele Fische gefangen und sogar sieben Wale gesehen. Es war ein überragendes Erlebnis.
Hat Schalke denn mit Ihnen großen Fang gemacht?
Ja klar. Sonst wäre ich nicht mehr hier (lacht). Wenn der Verein mir nicht vertrauen würde und nichts von mir halten würde, hätten sie meinen Vertrag nicht verlängert, sondern einen anderen Torwart geholt. Zu einem Klub wie Schalke würden viele Torhüter wechseln - auch als Nummer zwei.
Bislang haben Sie zwei Bundesliga-Spiele bestritten. Zweimal sind Sie im letzten Saisonspiel eingewechselt worden. Wie stehen Ihre Chancen, in der nächsten Saison mehr Spielpraxis zu bekommen?
Ralle ist erstmal gesetzt, das ist klar. Ich gebe aber Vollgas und will mich in jedem Training anbieten. Wenn Ralle so stabil wie zuletzt spielt, wird es schwierig. Wenn er aber mal ausfallen sollte, was nicht heißen soll, dass ich ihm das irgendwie wünsche, dann werde ich eine Chance bekommen. Dann will ich unter Beweis stellen, dass ich Bundesliga spielen kann und den nächsten Schritt machen. Ob das dann auf Schalke möglich ist, ist aktuell nicht vorhersehbar.
Ist Spielpraxis nicht auch für einen Torwart das A und O?
Natürlich ist Spielpraxis sehr wichtig. Es kommt aber auch darauf an, wo man sie sammelt. Ich kann mich auf Schalke im Training gut weiterentwickeln. Ich lerne täglich dazu, werde als Torwart hinter Ralle auch mental immer stärker. Abzuwägen, was sportlich für mich am sinnvollsten ist, ist die Aufgabe unseres Torwarttrainers. Und Simon Henzler hält es für sinnvoll, dass ich auf Schalke bin.
Simon Henzler schwärmt in den höchsten Tönen von Ihnen. Ralf Fährmann sagt über Sie, dass er keinen Torwart kennt, der ihn Ihrem Alter schon so gut ausgebildet ist.
Lob ist immer schön, aber Lob reicht mir nicht. Ich will spielen. Ich will es genießen. Ich will hochangespannt zum Spiel fahren und nach einem Sieg dann das Gefühl der Erleichterung spüren.
Das 4:4 in Dortmund oder der Einzug in die Champions League in Augsburg: Für Schalke waren das unvergessliche Erlebnisse der vergangenen Saison. Inwieweit fühlen Sie sich für Momente wie diese mitverantwortlich?
Ich habe mich genauso gefreut wie diejenigen, die gespielt haben. Genau das hat uns in der vergangenen Saison als Mannschaft ausgezeichnet. Deshalb sind wir jetzt hier in Österreich und bereiten uns auf eine Saison vor, in der wir Champions League spielen dürfen.
Gibt es Vorgaben, inwieweit Sie mit Ralf Fährmann, dem Publikumsliebling, dem Kapitän der Mannschaft, in den Konkurrenzkampf treten dürfen?
Nein, ich darf und will Ralle unter Druck setzen. Vielleicht trainiere ich ja auch mal drei Wochen überragend und spiele dann. Und davon, dass ich in jeder Einheit hochmotiviert bin, profitiert ja auch Ralle. Er weiß, dass er nie nachlassen darf und seine Topform erreichen muss. Ohne Konkurrenzkampf würden wir einschlafen (lacht).
Stimmt es, dass Sie mit Ralf Fährmann auch privat gerne etwas unternehmen?
Ja, aber nicht nur mit ihm. Zu unserer Torwartrunde gehören neben Michael Langer mittlerweile Sascha Riether und Bastian Oczipka. Wir sitzen in der Kabine zusammen und verstehen und sehr gut. Sascha ist schon länger fest integriert, Basti hat sich von hinten eingeschlichen (lacht).
Was heißt Torwartrunde?
Wir unternehmen was zusammen, oder treffen uns mal zum Grillen. Wir haben zudem unsere eigene kleine Mannschaftskasse, von der wir dann unsere Abende bezahlen. Im Training spielen wir in manchen Spielformen mit einer gewissen Anzahl an Ballkontakten - und wenn das nicht gelingt, ist eben Zahltag.
Auf Instagram hat jemand unter Ihr Hochsee-Bild geschrieben: „Ralle 2.0.“ Einverstanden?
Nein. Weil wir zwei ganz unterschiedliche Typen sind und jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Ich will ja nicht der neue Fährmann, sondern der Nübel sein, der sich weiterentwickelt und dann vielleicht einen ähnlich erfolgreichen Karriereweg wie Fährmann einschlagen kann.