Mittersill. Schalkes Suat Serdar spricht über Schlagermusik, Straßenfußball und die Frage, ob er lieber für Deutschland oder die Türkei spielen würde.

Suat Serdar hat bei seinem neuen Trainer schon Eindruck hinterlassen. Domenico Tedesco lobt im Trainingslager in Mittersill, dass der Neuzugang des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 „bereits Ausrufezeichen gesetzt hat“, auch wenn der 21 Jahre alte Ex-Mainzer wegen einer Bänderdehnung im Oberpinzgau nicht mehr mittrainieren kann und wohl erst in der nächsten Woche wieder zur Mannschaft stoßen wird. Im Interview spricht Mittelfeldspieler Serdar über Schlagermusik, Straßenfußball und die Frage, ob er lieber für Deutschland oder die Türkei spielen würde.

Herr Serdar, gab es schon ein Aufnahmeritual, das Sie als Neuzugang absolvieren mussten?

Suat Serdar: Nein, noch nicht. Aber ich glaube, das kommt bald. Wahrscheinlich am Ende des Trainingslagers.

Meistens sollen die Neuzugänge ein Liedchen vortragen. Haben Sie sich schon etwas ausgesucht, was Sie zum Besten geben wollen?

Serdar: Ja, ich werde Schlager nehmen. Die Tendenz geht zu Helene Fischer. Da kann die Mannschaft mir auch helfen und ein bisschen mitsingen (lacht). Ich werde mein Bestes geben.

Auch interessant

Sind Sie Schlager-Fan?

Serdar: Nein, gar nicht. Ich bevorzuge mehr Deutsch-Rap und amerikanischen Rap.

Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass Sie zu Schalke 04 gewechselt sind?

Serdar: Ich hatte sehr gute Gespräche mit Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco. Wir haben auch lange telefoniert. Das waren die ausschlaggebenden Punkte, die mich überzeugt haben und warum ich mich für Schalke entschieden habe. Es ist ein richtiger Schritt für mich. Ich kann mich hier gut weiterentwickeln.

Wie hat Domenico Tedesco Sie in den Gesprächen gepackt, was macht ihn aus Ihrer Sicht aus?

Serdar: Er ist ein sehr einnehmender und sympathischer Typ. Wir haben viel über die alten Zeiten gesprochen. Ich habe in der U17 schon gegen ihn gespielt. Damals war er noch Jugendtrainer beim VfB Stuttgart. Da habe ich auch ein Tor gemacht. Das wusste er noch. Das hat mich ganz überrascht (lacht). Die Gespräche waren ganz locker. Er hat mir gesagt, wo er mich sieht, dass Schalke einen Box-to-Box-Spieler braucht und dass ich der Richtige dafür bin. Das hat mich sehr geehrt. Schalke ist ein großer Klub, da muss man nicht lange überlegen.

Ist nach den ersten Wochen schon das eingetreten, was Sie von der Zusammenarbeit mit Tedesco erwarten?

Serdar: Wir sind noch nicht lange im Training, aber man sieht jetzt schon, dass Domenico Tedesco auf die Spieler zugeht und nach jeder Einheit versucht, mit jedem Einzelnen zu reden, ihn weiterzuentwickeln. Er gibt sein Bestes, dass wir auf Schalke weiter kommen.

Auch interessant

Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie im Trainingslager sind?

Serdar: Meine Familie. Sie ist alles für mich und unterstützt mich, gibt mir viel Kraft. Sie pendelt von Bingen zu meinem Wohnort nach Gladbeck. Ich bin jetzt erst einmal alleine hier. Das ist etwas ungewohnt, aber die Entfernung ist zum Glück nicht so groß.

Haben Sie den Drang verspürt, nach Ihrer Zeit bei Mainz 05 den nächsten Step zu machen?

Serdar: Ich wollte jetzt unbedingt den nächsten Schritt machen und in der Bundesliga oben mitspielen. In Mainz hatten wir leider zwei Jahre Abstiegskampf. Ich möchte einfach befreit Fußball spielen und mir wegen der Tabelle nicht mehr so einen großen Kopf machen. Ich bin überzeugt davon, dass Schalke die richtige Wahl für mich ist und dass wir eine geile Truppe haben.

Der Druck ist allerdings auf Schalke auch nicht ohne!

Serdar: Natürlich, aber es ist ein anderer, ein positiverer Druck als in Mainz.

War die Champions League auch ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, zu Schalke zu wechseln oder wären Sie auch hierhin gewechselt, wenn sich die Königsblauen nur für die Europa League qualifiziert hätten?

Serdar: Ich hätte bei Schalke auch unterschrieben, wenn sich der Klub gar nicht für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert hätte.

Sie tragen auf Ihrem Trikot die Rücken-Nummer 8, mit der zuletzt Leon Goretzka auf Schalke aufgelaufen ist. Sehen Sie sich schon als Goretzka-Nachfolger oder scheuen Sie diesen Vergleich?

Serdar: Wir spielen beide auf der Achter-Position, aber mich interessiert dieser Vergleich nicht. Ich bin erst 21 Jahre alt und möchte mich einfach weiterentwickeln. Mein Ziel ist es, den Schalke-Fans, den Mitarbeitern und allen im Verein zu zeigen, was ich auf dem Feld kann. Natürlich hofft man darauf, Karriere zu machen. Aber ich habe noch Zeit und mache mir keinen Druck, sondern freue mich einfach auf die Saison.

Auch interessant

Als Naldo 2005 in der Bundesliga sein erstes Spiel für seinen damaligen Klub Werder Bremen gemacht hat, waren Sie gerade einmal acht Jahre alt. Jetzt spielen Sie mit Naldo auf Schalke zusammen. Ist das etwas Besonderes für Sie?

Serdar: Am Anfang hatte ich Riesen-Respekt vor Naldo. Meine ersten Eindrücke von ihm sind, dass er sehr herzlich, sehr freundlich und sehr hilfsbereit ist. Das zeichnet ihn aus. Er ist eine große Persönlichkeit.

Wie sind Sie im Jugend-Alter eigentlich entdeckt worden?

Serdar: Ich habe bei Hassia Bingen gespielt. Als wir bei einem Turnier gegen größere Mannschaften wie Mainz oder Kaiserslautern gespielt haben, bin ich durch meine Leistung aufgefallen. Ich war damals als Zwölfjähriger Stürmer, habe ein paar Tore gemacht und bin nach Mainz gewechselt. In der U16 wurde ich zum Defensivspieler umgeschult.

Wie haben Sie mit Fußball angefangen?

Serdar: Ich war ein richtiger Straßen-Fußballer. Wir haben uns mit Freunden getroffen. Ich bin direkt nach der Schule raus mit den Jungs. Wir haben dann irgendwo auf der Straße ein kleines Tor ausgewählt und haben auf Beton drauflos gespielt. Wir haben einfach gekickt und eine Mini-Weltmeisterschaft ausgespielt.

Waren Sie oft bei den Siegern?

Serdar: Ja, kann man so sagen. Die anderen waren nicht so die Besten (lacht).

Sie spielen in der deutschen U21-Auswahl. Der nächste Schritt wäre die A-Nationalmannschaft. Könnten Sie auch für die Türkei spielen?

Serdar: Ja, das würde gehen, aber es beschäftigt mich im Moment nicht. Es ist mein erstes Jahr bei der U21, der Rest kommt später.

Auch interessant

Was würde für Sie den Ausschlag geben, wenn gleichzeitig die deutsche A-Nationalelf und die türkische A-Nationalelf bei Ihnen anklopfen?

Serdar: Ich müsste mich dann mit der Familie und meinem Berater zusammensetzen, um einfach die beste Entscheidung für mich zu treffen. Es ist ein Traum, sowohl für Deutschland als auch für die Türkei zu spielen. In meiner Brust schlagen auf jeden Fall zwei Herzen.

Wie haben Sie die Entscheidung von Mesut Özil, nach der WM in Russland nicht mehr für Deutschland zu spielen, aufgenommen?

Serdar: Es fällt mir schwer, die Beweggründe eines anderen aus der Ferne zu beurteilen. Ich möchte mich nicht zu einer Situation äußern, zu der mir das Hintergrundwissen fehlt.