Mittersill. . Schöpf steckt alle Belastungen im Trainingslager weg, er weiß: Jetzt muss er sich zeigen. Das Honig-Rezept und der Traum vom Old Trafford.
Als sich die Schalker vor einem Jahr im Trainingslager in Österreich auf die neue Saison vorbereiteten, war Alessandro Schöpf glücklich, weil er ein paar leichte Übungen mit dem Ball absolvieren durfte. Nach einem Kreuzbandriss wurde er von den Schalker Athletiktrainern behutsam aufgebaut. Ein Jahr später ist der 24-Jährige kaum aufzuhalten. Als die Schalker Spieler am Mittwoch nach über zweistündigem Training in praller Sonne auch noch sprinten müssen, ist es Alessandro Schöpf, der ganz vorne mitläuft. Schalkes Mittelfeldspieler weiß, worauf es in der Vorbereitung ankommt. Nämlich darum, aufzufallen — darum, dem Trainer zu signalisieren: Ich bin bereit!
In Österreich zu Hause – und bald kommt sogar Besuch
Als Alessandro Schöpf nach dem Mittagessen im Innenhof des Hotels Schloss Mittersill sitzt, ist ihm seine Zufriedenheit anzumerken. Er ist zu Hause, in dem Land, in dem er geboren ist und dessen Nationaltrikot er schon 18 Mal getragen hat. Am Sonntag bekommt er sogar Besuch von der Familie. Seine Eltern und seine Schwester haben sich angekündigt. Grund zur Klage gibt es im Moment keinen. Nicht einmal die hohen Temperaturen von rund 30 Grad, die den Schalkern die tägliche Arbeit auf dem Rasen nicht leichter machen, stören ihn. Im Gegenteil. „Die Bedingungen hier sind top und es macht mehr Spaß bei gutem Wetter zu trainieren, als wenn es immer regnet“, sagt er und lehnt sich entspannt in seinen Stuhl zurück.
13,5 Kilometer pro Spiel
Alessandro Schöpf ist Schalkes Dauerläufer, er gilt als einer der ausdauerstärksten Spieler der Bundesliga, oft läuft er 13,5 Kilometer in 90 Minuten. Gerade ein Spielertyp wie er kennt die Gesetze einer Saisonvorbereitung: „Da muss jeder an seine Grenzen gehen. Wir müssen ein gutes Fitnesslevel haben, um während der Saison das maximale Leistungspotential auf den Platz zu bringen.“
Zur Stärkung gönnt er sich in Mittersill zum Frühstück ein Brot mit Honig. Den haben er und sein österreichischer Teamkollege Guido Burgstaller sich extra von einem Fan mitbringen lassen. „Guido und ich essen gerne Honig. Der Fan hat es uns angeboten und weil der wirklich sehr lecker ist, waren wir natürlich nicht abgeneigt.“
Auch die Vielseitigkeit macht ihn wertvoll
Trainer Domenico Tedesco schätzt vor allem die Vielseitigkeit von Alessandro Schöpf. Rechts hinten kann er spielen, rechts vorne kann er spielen. Wenn er soll, dann sogar als Sechser oder Achter. „Dass ich flexibel einsetzbar bin, ist natürlich gut für mich. Am liebsten spiele ich aber etwas offensiver“, sagt er. Gut möglich, dass er zu Saisonbeginn einen Platz in der defensiven Fünferkette findet. Durch die Verletzung von Bastian Oczipka könnte nämlich Daniel Caligiuri auf die linke Seite ausweichen und Schöpf die Position auf der rechten Seite übernehmen. Vorausgesetzt, Schalke wird auf dem Transfermarkt nicht mehr aktiv. Manager Christian Heidel will zumindest die Augen offen halten.
Druck machen will sich der gelassene Österreicher aber nicht. Auch die Mannschaft sollte das mit Blick auf die neue Saison nicht tun. „Es gibt ja viele, die sagen, dass in der letzten Saison vieles glücklich für uns gelaufen ist und deshalb nicht damit rechnen, dass wir nochmal so eine gute Saison spielen. Von daher sollten wir uns nicht zu viel Druck machen.“
Die Weiterentwicklung ist das Schalker Ziel
Für Alessandro Schöpf steht allerdings mehr als Glück hinter Platz zwei der vergangenen Saison. „Wir haben dafür sehr hart gearbeitet und am Ende verdient man immer das, was man verdient. Die Kritiker aber können gerne so weitermachen, solange wir erfolgreich bleiben.“ In der nächsten Saison, so formuliert es Schöpf, soll die Weiterentwicklung das Hauptziel sein. Schalke soll das Team sein, das mehr Spielanteile hat. Zu Hause in der Veltins-Arena, aber auch auswärts. Schöpf weiß aber auch: „In der Bundesliga gibt es keine leichten Spiele.“
Und schon gar nicht in der Champions League, der er schon jetzt entgegenfiebert. Sein Traum ist ein Duell mit Manchester United, ein Spiel im Old Trafford. „Manchester ist schon seit der Kindheit mein Lieblingsverein“, sagt er.
Alessandro Schöpf weiß: Die Basis, um diesem Traum näher zu kommen, wird schon jetzt gelegt. Im Trainingslager in Mittersill.