Gelsenkirchen. Vertragsverlängerung mit dem impulsiven Trainer ist erfolgsunabhängig. Schalke-Manager Christian Heidel sagt: “Es passt hundertprozentig.“
Mit Trainern, die ihr Herz auf der Zunge tragen, hat Schalkes Manager Christian Heidel so seine Erfahrungen. Bei Jürgen Klopp, mit dem er jahrelang in Mainz zusammengearbeitet hat und mit dem er heute noch eng befreundet ist, habe man stets überlegt, ihn mit einer Kette an eine schwere Eisenkugel zu binden, „damit er nicht weg kann von der Bank und zum Interview“.
Aber eigentlich mag Heidel solche emotionalen Typen, die richtig mitgehen und sich auch mal in Rage reden können – solche Trainer wie Klopp, Thomas Tuchel oder Domenico Tedesco. „Dass da einer auch mal durch die Decke geht, ist mir viel lieber, als wenn einer immer wieder denselben Satz sagt.“
Domenico Tedesco sagte nach dem Schalker 2:2 in Köln Sätze, die man von ihm auch noch nicht so gehört hatte: Er sprach von „Arroganz“, mit der der vermeintlich sichere Sieg verspielt worden sei, und auch wenn er das später ein wenig relativierte, erklärte Heidel dazu: „Das gefällt mir doch an ihm“.
Goldrichtige Wahl für Schalke
Nach einem knappen Jahr der Zusammenarbeit steht längst fest, dass Heidel mit seiner Trainer-Entdeckung goldrichtig gelegen hat, und das wird in Kürze auch schriftlich dokumentiert: Die Vertragslaufzeit mit dem 32-Jährigen, bisher bis Sommer 2019 fixiert, wird um zwei Jahre bis 2021 ausgedehnt. Heidel auf Nachfrage dieser Zeitung: „Ich werde irgendwann in den nächsten Wochen etwas zur vertraglichen Gestaltung mit unserem Trainer sagen“.
Der aktuelle Tedesco-Vertrag enthält eine Option zur Verlängerung, die sich Heidel vor einem Jahr bei den Gesprächen mit dem damaligen Trainer von Erzgebirge Aue hat festschreiben lassen: Er wollte schon damals auf Nummer sicher gehen, dass er mit Tedesco langfristig planen kann, wenn sich die Zusammenarbeit als gedeihlich erweist, „dass das dann nicht ausgelegt ist auf zwei Jahre mit Domenico“.
Schalkes Heidel: „Wir sehen, wie Tedesco arbeitet“
Entscheidend für die Verlängerung ist dabei nicht der sportliche Erfolg, der sich an der Tabelle ablesen lässt. Heidel: „Es hat überhaupt nichts damit zu tun, ob wir uns für die Champions League, für die Europa League oder für gar nichts qualifizieren.“
Es gehe vielmehr um die Art, wie man miteinander auskommt und Schalke gemeinsam entwickeln will, und die ist uneingeschränkt positiv. „Ich hätte die gleiche Meinung, wenn wir jetzt Sechster oder Siebter wären. Weil wir sehen, wie er arbeitet und wir glauben, dass es einfach 100-prozentig zusammenpasst“, erklärt Schalkes Manager und ergänzt: „Ich glaube, nein ich weiß, dass Domenico das gleiche Gefühl hat.“
Die Ausdehnung der Vertragslaufzeit bis 2021, die branchenüblich auch eine Gehaltsaufbesserung für den Trainer mit sich bringt, ist also eher ein formaler Akt, der demnächst vollzogen wird. Bis dahin will sich Heidel bedeckt halten: „Wir brauchen gar nicht mehr großartig darüber reden, wir werden es irgendwann bekanntgeben.“
Spätestens nach der Saison, wenn die Champions League erreicht ist – die Qualifikation dafür ist nun auch ganz offiziell Schalkes Saisonziel. Sieben Punkte Vorsprung auf Platz fünf hat Schalke bei noch drei ausstehenden Spielen und vor der Begegnung am Samstag (15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach – rechnerisch fehlt also noch ein Sieg, und den hätten die Königsblauen nach einer 2:0-Führung eigentlich in Köln einfahren müssen.
Schalkes sportliche Leitung aber hatte das Gefühl, dass die Spieler sich bereits vorzeitig am Ziel wähnten und deshalb die Konsequenz auf dem Platz vermissen ließen. „Das ist das, was Domenico so aufgeregt hat“, berichtet Heidel: „Er hat gewusst: Wir hätten das Thema eigentlich beenden können und beenden müssen.“ Eine Stunde nach dem Spiel hatte sich Tedesco aber „schon wieder eingekriegt“, wie es Heidel mit einem Lächeln ausdrückte. Und außerdem: Er mag ja diese Typen, die auch mal aus sich rausgehen...