Gelsenkirchen. . Ralf Fährmann ist nach dem bitteren Aus der traurigste Schalker. Aber er legte noch in der Pokal-Nacht einen Schwur für den Rest der Saison ab.
Irgendwann im Laufe des Abends wechselte ein Kasten Bier den Besitzer: Er wurde aus der Schalker Kabine über den Mittelgang in die Frankfurter Umkleide geschleppt. Schalkes Spieler wollten den Frust über das Pokal-Aus nicht einmal mehr herunterspülen – selbst dafür waren sie zu niedergeschlagen, und der traurigste unter allen war Ralf Fährmann. Der Kapitän war blass und hatte rote Augen – ihm war zum Heulen zumute, und das gab er auch ganz offen zu: „Klar“, sagte er, „brauche ich mal Zeit nach so einem Spiel.“
Das große „Aber“ in Sachen Schiedsrichter
Der geplatzte Traum vom DFB-Pokalfinale in Berlin: Fährmann, der schon so lange auf Schalke ist und seinen Klub – das ist selten genug heutzutage – auch im Herzen trägt, hatte daran schwer zu leiden.
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So kurz vor dem Ziel, und dann noch unter diesen unglücklichen Umständen. Der traurige Kapitän meinte nicht nur das nicht anerkannte Tor von Franco Di Santo zum vermeintlichen 1:1-Ausgleich, das Schalke wenigstens in die Verlängerung gebracht hätte. Genauso wurde in der Kabine auch über das Frankfurter Siegtor in der 75. Minute durch Luka Jovic diskutiert: Schalke hatte in der Entstehung v o r dem entscheidenden Eckball zwei Fouls an Konoplyanka und Stambouli entdeckt, die Schiedsrichter Robert Hartmann nicht gesehen hatte. „Ich will den Schiedsrichter jetzt nicht an den Pranger stellen“, sprach Fährmann mit leiser Stimme, „aber...“
Dieses große „Aber“ hieß: irgendwie konnte man dieses Spiel halt nicht abhaken, ohne auf die Entscheidungen des 38 Jahre alten Schiedsrichters aus Wangen im Allgäu einzugehen. Fährmann legte sich im Namen seiner Mannschaft fest: „Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir können uns mit einer breiten Brust aus dem Pokal verabschieden.“
Sogar der Torwart stürmte mit
Schalke hatte sicher keinen Zauberfußball gespielt, vor allem in der ersten Halbzeit nicht, in der sich beide Mannschaften belauerten wie zwei Boxer, die der Faust des anderen unbedingt aus dem Wege gehen wollten. Aber Schalke hatte in der zweiten Halbzeit auch spielerische Lösungen gefunden, die nach einer Stunde drei gute Torchancen einbrachten. Und Schalke hatte wirklich alles versucht, um die Verlängerung zu erzwingen. Auch Fährmann war in den letzten Minuten mit nach vorne geeilt, um als stürmender Torwart womöglich in die Fußstapfen von Jens Lehmann zu treten – einmal wäre ihm der Ball beinahe sogar vor die Füße gefallen: „Vor mir ging Leon Goretzka zum Kopfball hoch und ich habe gedacht: Wenn er den Ball verlängert, bin ich da. Aber es sollte heute einfach nicht sein.“
Es bleibt „eine geile Saison“
27 Pflichtspiele in Folge hatte Schalke immer ein Tor geschossen: Diesmal nicht. Nun ja: Zumindest keines, das Anerkennung fand.
Der Weg, den Schalke in dieser Saison eingeschlagen hat, ist erfolgreich – er führt halt nur nicht nach Berlin. Und deswegen leistete Fährmann („auch wenn es schwer fällt“) noch in der Nacht der Niederlage einen Schwur für die verbleibenden vier Spiele in der Bundesliga: „Wir müssen an das anknüpfen, was wir bisher gezeigt haben. Wir spielen eine sehr gute Saison, eine richtig geile und sehr emotionale Saison und haben unsere Zuschauer wieder gepackt: Das dürfen wir uns auch durch so ein bitteres Aus im Halbfinale nicht vermiesen lassen.“
Nur vier Tage Zeit zum Verarbeiten
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Vier Tage hat die Mannschaft, um das Aus zu verarbeiten und das nächste Spiel am Sonntagabend (18 Uhr) in der Bundesliga beim 1. FC Köln in Angriff zu nehmen: „Vielleicht“, hofft Fährmann, „ist es gut, dass es so schnell weitergeht. Man kann sich auf den nächsten Gegner vorbereiten, man hat wieder ein Spiel.“ Für diesen Freitag steht nur aktive Erholung auf dem Programm, auch die Tränen werden irgendwann getrocknet sein.
Und dann ist es: Vielleicht nur noch ein Sieg bis zur Champions League.