Hamburg. . Auch Ralf Fährmann erlebt beim 2:3 gegen den Hamburger SV einen rabenschwarzen Abend. Ein Grund, schwarz zu sehen, ist das für ihn aber nicht.

Am Tag nach der bitteren 2:3-Niederlage beim Hamburger SV, bei der die Schalker so gut wie alles vermissen ließen, was sie in den vergangenen Wochen zumindest von der Punkteausbeute so stark gemacht hatte, hielt Trainer Domenico Tedesco seinen Spielern die Schmach von Hamburg noch einmal vor. Es dürfte wohl eine der längeren Videoanalysen dieser Saison gewesen sein. Schalke hatte in der Hansestadt Schiffbruch erlitten.

Serie endet nach 480 Minuten

Auch Kapitän Ralf Fährmann, der in dieser Saison schon so einige der bislang 52 Punkte seiner Schalker festhielt, erwischte im Volksparkstadion keinen guten Tag. Die Serie des Torwarts riss nach 480 Minuten ohne Gegentor. Beim Ausgleich von Filip Kostic zögerte Fährmann und verließ sich auf Naldo. Beim Führungstreffer des HSV durch Lewis Holtby verlor er das Duell gegen den Ex-Schalker. Nur beim Siegtreffer der Hamburger war Schalkes Nummer eins machtlos, als seine Vorderleute Aaron Hunt durchs Mittelfeld spazieren ließen, der Stürmer den Ball aus 25 Metern in den Winkel knallte und damit den ersten HSV-Sieg seit 132 Tagen perfekt machte.

HSV spielt nicht wie das Schlusslicht

Ralf Fährmann kam nach der Partie als einer der letzten Schalker aus der Kabine. Seinen Kopfhörer mit den großen Ohrmuscheln hielt er schon in der Hand. Ablenkung war angesagt. Bevor er aber in den Bus stieg, der die Mannschaft zum Flughafen brachte, nahm der Kapitän Stellung zum wohl schlechtesten Spiel dieser Saison. „Hamburg war besser als wir, wir haben kein Mittel gefunden und es nicht geschafft, in die Zweikämpfe zu kommen.“ In der Tat.

Ralf Fährmann ist nach dem rabenschwarzen Samstagabend aber weit davon entfernt, jetzt schwarz zu sehen. „Wenn man auf die vergangenen Spiele schaut, muss man sagen, dass es jetzt ein Spiel war, in dem wir es nicht gut gemacht haben. Wir haben es zuletzt oft geschafft, am Limit zu spielen. Wenn wir das nicht schaffen, wird es halt schwierig für uns.“

Nicht die Mannschaft hinter Bayern

Wer den Tabellenstand der Liga nicht kannte, der hätte wohl nicht geglaubt, dass die Hamburger vor dem Anpfiff auf dem letzten Platz standen und die Schalke Tabellenzweiter sind. Es drängt sich die Frage auf, warum die Schalker so desolat, so mutlos auftraten. Fährmann: „Wir sind zwar Zweiter, sehen uns aber nicht als die Mannschaft hinter den Bayern, sondern als FC Schalke 04, der immer ans Leistungslimit gehen muss.“ Der 29-Jährige ergänzt: „Nur wenn wir das schaffen und mit viel Leidenschaft spielen, dann können wir jeden Gegner schlagen. Wenn wir es nicht schaffen, haben wir es gegen jeden Gegner schwer. Wir haben nicht die Qualität, um unsere Gegner mit 95 Prozent unseres Leistungsvermögens an die Wand zu spielen.“

Gartenarbeit als Ablenkung

Nach der Videoanalyse am Sonntag, so war Fährmanns Plan, wollte er das gute Wetter ausnutzen. Sein Garten in Recklinghausen ist derzeit eine Großbaustelle, da gibt es genug zu tun. Kraft tanken, den Kopf frei bekommen – das ist die Devise. Denn am nächsten Sonntag steht für Schalke das Spiel der Spiele an. Um 15.30 Uhr ist Borussia Dortmund zum Revierderby zu Gast. Dort muss Schalke anders auftreten. Das weiß auch Ralf Fährmann. Der Derbysieg – er wäre wohl das beste Mittel, um die vielen, vielen Schalker, die ihre Mannschaft in Hamburg 90 Minuten unterstützten , zu versöhnen.