Hamburg. Königsblaue erwischen einen ganz schlechten Tag und verlieren 2:3. Schalke-Sportvorstand Christian Heidel kritisiert fehlenden Kampfgeist.
Domenico Tedesco war bedient. Schalkes Trainer hatte gewarnt und immer wieder darauf hingewiesen, was seine Mannschaft beim Tabellenletzten Hamburger SV erwartet. Ohne Erfolg. Schalke erwischte einen ganz schwachen Tag und kassierte bei den Hanseaten eine 2:3 (1:1)-Niederlage. „Ich bin sehr enttäuscht“, so Tedesco, „man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Hamburger in so ein Spiel alles reinlegen.“
Dabei lief es zunächst gut für Schalke. Auf Freistoß von Daniel Caligiuri köpfte Naldo das 0:1 nach neun Minuten – allerdings berührte der Deutsch-Brasilianer bei der Aktion den Ball mit der Hand. „Ich habe das nicht gesehen“, zuckte Tedesco nach dem Abpfiff mit den Schultern. Deutlicher wurde der ehemalige HSV-Profi Piotr Trochowski: „Wofür gibt es eigentlich den Video-Schiedsrichter?“ Und was sagt Naldo selbst: „Es war erst Kopf, dann Hand, aber regulär.“
Die Norddeutschen ließen sich von dem Rückschlag nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn Trainer Christian Titz zugab: „Nach dem 0:1 hatte ich das Gefühl: Es ist wieder gegen dich gelaufen. Aber ich fand beeindruckend, dass die Mannschaft weiter an sich geglaubt hat.“
Nach einem weiten Einwurf von Douglas Santos köpfte Filip Kostic zum 1:1 ein (17.) - weder Naldo noch Torwart Ralf Fährmann sahen in dieser Szene gut aus. Bis zur Pause machte der HSV weiter Dampf, erarbeitete sich 9:1 Torschüsse. Schalke trat zu keiner Phase des ersten Durchgangs wie ein Tabellenzweiter auf. Trainer Domenico Tedesco reagierte zur Pause, ließ Stürmer Breel Embolo wegen muskulärer Probleme draußen und brachte dafür Franco Di Santo. Auch Sechser Max Meyer musste in der Kabine bleiben.
Tedesco sieht zwei Schalke-Chancen in der Schlussphase
„Wir wollten auf Raute umstellen und haben uns entschieden, Benjamin Stambouli drin zu lassen“, so Tedesco. Den HSV beeindruckte das wenig. Nach Vorarbeit des wendigen Ito bugsierte Holtby den Ball mit der Brust zum 2:1 ins Netz (52.). „Wir hatten danach die Chance, auf 3:1 zu erhöhen“, trauerte Titz der vergebenen Möglichkeit von Luca Waldschmidt (60.) nach. Mit dem zweiten gelungenen Angriff schafften die Gäste den Ausgleich. Pass Weston McKennie, Schuss Leon Goretzka, Abwehraktion HSV-Torwart Julian Pollersbeck, Abstauber Guido Burgstaller – 2:2 (63.). „Wenn man so hoch spielt, wie wir es tun, kann es dir passieren, dass du in einen Konter läufst“, so Titz. Kollege Domenico Tedesco sah zwar in der heißen Endphase zwei Möglichkeiten durch Leon Goretzka und den ansonsten schwachen Amine Harit, meinte aber: „Es wäre des Guten zu viel gewesen.“
Mit einem Distanzkracher brachte Hamburgs Aaron Hunt die Arena zum Toben – sein Schuss schlug unhaltbar für Schalkes Torwart Ralf Fährmann zum 3:2 im Winkel ein (86.). „Der HSV hat uns in puncto Kampf und Leidenschaft den Schneid abgekauft. Und das will gegen uns schon etwas heißen“, stellte S04-Manager Christian Heidel fest. Der 54-Jährige merkte kritisch an: „Wenn man es fußballerisch nicht lösen kann, dann muss man dagegenhalten. Das haben wir bis zur 60. Minute nicht getan.“
Schalke-Spieler Nastasic hat "etwas am Muskel"
So riss Schalkes Serie von sechs Siegen in Folgen ausgerechnet vor dem Derby gegen Borussia Dortmund am kommenden Sonntag. Schalke muss dann auf den serbischen Nationalspieler Matija Nastasic verzichten, der sich die fünfte gelbe Karte und zusätzlich eine Verletzung einhandelte. „Es ist nicht das Knie. Matija hat etwas am Muskel“, so Heidel.
Während Schalkes Profis mit gesenkten Köpfen in den Mannschaftsbus kletterten, strahlten die Hamburger. Lewis Holtby: „Die Mannschaft steht im Moment eng zusammen. Das sieht man auf dem Platz und das spürt man. Die Momentaufnahme ist wunderschön. Das Gefühl nehmen wir mit.“ Der HSV hat den Abstand auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte reduziert und noch fünf Spiele Zeit, das Rettungs-Wunder zu schaffen.