Kerkrade. Mit starken Leistungen für Roda JC ist Donis Avdijaj zum Liebling der Fans geworden. Ab Sommer will er einen neuen Anlauf auf Schalke nehmen.
Der junge Fan von Roda Kerkrade weiß genau, was derzeit beim Klub aus der Eredivisie angesagt ist. Das Trikot mit der Nummer 27, das von Donis Avdijaj. Heute Abend, beim Heimspiel gegen Zwolle will er es tragen, wenn er auf der „Koempel Tribune“ steht und seinen Roda JC anfeuert. Er ist sicher: „Donis schießt uns zum Klassenerhalt.“
Die Quote des Stürmers, der bis Saisonende von Schalke an den niederländischen Erstligisten ausgeliehen ist, darf den Roda-Fans jedenfalls berechtigte Hoffnungen machen. Mit Avdijaj läuft es für Kerkrade nämlich deutlich besser als ohne ihn. Mit ihm holte Roda in der Rückrunde in sieben Spielen elf Punkte. Als er wegen einer Oberschenkelverletzung fehlte, holte der Klub in vier Spielen gerade mal einen Punkt. Avdijaj erzielte zwei Tore und bereitete einen Treffer vor, auch im Pokal traf er. Der Verein, der genau wie Schalke als Bergarbeiter-Verein, als Kumpel- und Malocherklub gilt, hat den Klassenerhalt wieder ins Visier genommen.
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„Donis kommt mit seiner Art, Fußball zu spielen, super gut an. Er reißt die Fans mit und ist schon Publikumsliebling“, sagt der Ex-Schalker Marco van Hoogdalem, der U19-Trainer bei Roda ist. Huub Stevens hat sich sehr dafür eingesetzt, dass die Ausleihe Avdijajs im Winter zustande kam. Der Leihvertrag des Schalkers endet im Juni, eine Kaufoption besitzt Roda nicht. Schalke hat darauf bestanden.
Zwei Tage vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Zwolle nimmt sich Donis Avdijaj nach dem Training viel Zeit für die WAZ. Er zeigt uns sein vorübergehendes sportliches Zuhause und lädt uns sogar zum Torschuss-Training vor der Heimkurve ein. Wer die Latte trifft, gewinnt. Punktsieg für den Profi.
Hier, gut 160 Kilometer vom Schalker Vereinsgelände entfernt, geht es Donis Avdijaj gut. Roda würde nicht lange überlegen, wenn der Verein die Möglichkeit hätte, ihn über die Saison hinaus zu binden. Daraus wird aber wohl nichts. „Bis Mai werde ich mich für Roda Kerkrade zerreißen, das verspreche ich“, sagt Avdijaj, der davon ausgeht, ab Sommer wieder auf Schalke zu sein.
Sein Vertrag bei den Königsblauen läuft bis Sommer 2019. „Schalke ist mein Zuhause, völlig unabhängig von meiner sportlichen Situation“, sagt er. „Ich war 14 Jahre alt, als ich nach Schalke gekommen bin. Ich habe einen sehr großen Teil meines Lebens auf Schalke verbracht. Ich liebe diesen Verein einfach“, sagt der Nationalspieler des Kosovos. Avdijaj weiß, dass Schalkes sportliche Führung sehr genau hinsieht, wenn er für Roda aufläuft. „Ich habe bereits Lob bekommen“, sagt er. Schon als Avdijaj im Januar 2015 an Sturm Graz ausliehen wurde, gab es viel Lob. In 45 Spielen erzielte er 13 Tore und bereitete elf Tore vor. Auch beim österreichischen Erstligisten war er schnell Publikumsliebling. „Graz ist wunderschön. Auch in Kerkrade ist alles super. Ich bin beiden Vereinen sehr dankbar. Aber mein Zuhause ist woanders“, sagt Avdijaj.
Mit 14 Jahren zum FC Schalke 04
Auf Schalke scheint die Skepsis immer noch groß zu sein. Nach der Rückkehr aus Graz kam er unter Trainer Markus Weinzierl immerhin auf zwölf Pflichtspieleinsätze (zwei Tore). Als Domenico Tedesco im vergangenen Sommer übernahm, teilte der Trainer Avdijaj noch während der Marketing-Reise nach China mit, dass er ohne ihn plant. Avdijaj hielt sich beim Training der Schalker U23 fit, auf einen Einsatz in der Oberliga verzichtete er aber.
Schalke und Donis Avdijaj – das schien bislang einfach nicht zu passen. Es drängt sich die Frage auf, warum er das Kapitel Schalke nicht beenden und sein sportliches Glück bei einem anderen Verein suchen will. Eine Frage, die sich Avdijaj selbst allerdings noch nicht gestellt hat. „Wenn das meine Geschichte sein sollte, dann ist das so. Aber es ist immer noch mein Wunsch und mein Traum, mich auf Schalke durchzusetzen“, sagt er.
Im Inneren des „Parkstad Limburg Stadion“ erzählt er sehr ausführlich, warum er trotz der Rückschläge auf Schalke so fühlt. Er erzählt von den Anfängen seines Lebens und seiner Laufbahn. Davon, wie sich seine Familie, eine Flüchtlingsfamilie, die in einer kleinen Wohnung in einem Stadtteil von Osnabrück lebte, eine Packung Brot vom Munde absparen musste. Avdijaj erzählt davon, wie er sich über den SV Atter, die Stadtauswahl und die Niedersachsenauswahl für Schalke empfohlen hat, und davon, wie er „das erste Geld der Familie“ verdiente. Als Jugendspieler von Schalke. Die Aufwandsentschädigung in Höhe von 400 Euro bekamen seine Eltern. Oder vom Tag, an dem er auf Schalke die erste komplette Fußball-Ausrüstung bekam und sein Glück kaum fassen konnte. „Deswegen sage ich: Es ist immer noch mein großer Traum, dass das, was auf Schalke in der Jugend für mich begonnen hat, bei den Profis ein geiles Ende nimmt. In meinem Wohnzimmer, in der Veltins-Arena.“
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Als er in der Schalker Jugend Tore am Fließband schoss, wurden die Topklubs Europas auf ihn aufmerksam. Real Madrid, Juventus Turin, auch Liverpool. „Wir haben wahnsinnig gute Angebote ausgeschlagen, weil ich auf Schalke bleiben wollte.“
Ausstiegsklausel von 47 Mio. Euro
Der damalige Manager Horst Heldt stattete Avdijaj im März 2014 mit einem Profivertrag über fünf Jahre aus und ließ darin vorsichtshalber gleich eine Ausstiegsklausel in Höhe von 47 Millionen Euro verankern. Eine Summe, die seitdem wie ein Rucksack, prall gefüllt mit Kieselsteinen, auf seinen Schultern liegt, wenn er auf Schalke ist.
Im Trikot von Roda Kerkrade will Donis Avdijaj am Samstag wieder befreit aufspielen. Mit einem Sieg gegen Zwolle soll der nächste Schritt in Richtung Klassenerhalt gelingen. Im Sommer will der Stürmer dann den nächsten Anlauf auf Schalke nehmen. Er will alles dafür tun, dass die Fans auch im Fanshop an der Veltins-Arena zielsicher nach dem Trikot mit dem Namen Avdijaj auf dem Rücken greifen.