Gelsenkirchen. . Schalkes Trainer Domenico Tedesco spricht über Privates. Wo sein Rückzugsort ist und was er von den Nachbarn für einen Sieg mit Schalke bekommt.

Man kennt Domenico Tedesco (32) als emotionalen Trainer an der Seitenlinie, als ruhigen und souveränen Gesprächspartner, aber kaum als Privatmann. In zweiten Teil des WAZ-Interviews spricht Schalkes Trainer auch über Privates und schildert außerdem seinen Umgang mit der Öffentlichkeit. Einmal hat er sogar Schalkes Fans beköstigt.

Sie wohnen in Herten, mitten im Schalke-Land. Da soll es auch schon mal vorgekommen sein, dass wegen eines Autogramms an der Tür geklingelt wurde...

Domenico Tedesco (lacht laut): Ja, das ist zweimal passiert. Meine Frau ist dann jeweils an die Tür gegangen, und die Fans haben ihr Autogramm bekommen. Das ist schon okay, wenn es nicht zur Gewohnheit wird. Denn ich brauche mit meiner Familie ja auch einen Rückzugsort.

Sind Sie für die Nachbarn der Herr Tedesco oder der Schalke-Trainer?

Auch interessant

Tedesco: Der Domenico. Wir haben super nette Nachbarn, in deren Umgebung wir uns pudelwohl fühlen – das ist für uns enorm wichtig. Sie haben auch Kinder, die mit unserer kleinen Tochter spielen, und die Frauen verstehen sich ebenfalls gut. Die Nachbarn sind übrigens Schalke-Fans und bringen uns immer wieder mal Pralinen vorbei, wenn wir gewinnen.

Sie sprechen selbst Ihre Frau Carmela an: Im Internet haben wir nur ein einziges Foto gefunden, das Sie mit ihrer Frau zeigt. Wissen Sie wo?

Tedesco: Keine Ahnung.

Auf der Homepage des Handharmonika-Clubs Fellbach. Es wurde aufgenommen bei Ihrer Hochzeit.

Tedesco: (lacht) Ja, meine Frau ist in diesem Club Dirigentin gewesen. Zum Verständnis: Eine Handharmonika ist ein Akkordeon. Auf Schalke ist es meiner Frau aber ganz wichtig, im Hintergrund zu bleiben.

Kommt sie denn zu den Spielen mit in die Arena?

Tedesco: Ja, zusammen mit der Kleinen, wenn die Spiele nicht zu spät sind. Die Kleine ist ja erst 14 Monate alt.

Matija Nastasic hat uns im Januar gesagt: Wenn es am Saisonende etwas zu feiern gibt, holt er seinen kleinen Sohn nach dem letzten Spiel auf den Platz. Werden wir Sie dann auch mit Frau und Kind sehen?

Tedesco: Das müssen wir uns nochmal überlegen, aber ich denke: eher nicht.

Schalke-Trainer Domenico Tedesco (2. v. r.) im Gespräch mit (v. l.) Peter Müller, Thomas Tartemann und Manfred Hendriock.
Schalke-Trainer Domenico Tedesco (2. v. r.) im Gespräch mit (v. l.) Peter Müller, Thomas Tartemann und Manfred Hendriock. © Lukas Schulze / FUNKE Foto Services

Viele Ihrer Spieler sind bei Facebook oder Instagram aktiv, Sie machen das nicht. Eine bewusste Entscheidung, um Ihr Privatleben nicht zu sehr nach außen zu tragen?

Tedesco: Mit 17, 18 Jahren habe ich mich einmal bei Facebook angemeldet, aber das hat mir schon damals keinen Spaß gemacht, und deswegen habe ich mich schnell wieder abgemeldet. Es interessiert mich einfach nicht. Wenn ich online bin, lese ich Zeitungsartikel vor allem Fußball-Seiten. Aber die sozialen Medien sind einfach nicht meine Welt.

Im direkten Umgang mit den Anhängern sind Sie dagegen sehr zugänglich: Stimmt die Geschichte, dass Sie nach dem Derby spät abends einige Fans, die auf dem Vereinsgelände gefeiert haben, mit Pizza versorgt haben?

Tedesco: Es war keine Pizza (lacht), sondern das Essen für die Mannschaft, das übrig geblieben war von der Auswärtsfahrt nach Dortmund.

Und das haben Sie dann den Fans serviert?

Tedesco: Meine Familie war an dem Tag in Stuttgart, ich wäre zu Hause ohnehin alleine gewesen. Also habe ich mir deswegen im Büro noch einmal das Spiel angesehen, um ein bisschen runterzukommen. Dann habe ich eben draußen die Fans gehört, die skandierten, den Trainer sehen zu wollen. Gemeinsam mit unserem Zeugwart Enrico Heil, der auch noch da war, bin ich raus gegangen, wir haben Selfies gemacht und das Essen mitgenommen. Es war gegen 23 Uhr, die Fans waren ja auch den ganzen Tag unterwegs und hatten Hunger.

Es sagt viel über Schalke aus, dass die Fans nach so einem Spiel so lange auf dem Vereinsgelände warten - eigentlich unfassbar, oder?

Tedesco: Das stellen wir immer wieder fest. Als es vor einigen Wochen so kalt war, habe ich vor dem Training einmal zu meinem Co-Trainer Peter Perchtold gesagt: Peter, es ist minus acht Grad – heute ist bestimmt kein Fan da. Wir könnten etwas im taktischen Bereich machen, das niemand mitbekommen soll. Dann gehen wir raus und sehen: Alles voll wie immer. Das ist unglaublich – das muss man ganz einfach wertschätzen. Das macht Spaß.

Wie nehmen Sie eigentlich die Rivalität zum BVB wahr? In Herten soll es ja auch den einen oder anderen geben, der für Schwarz-Gelb ist...

Tedesco: Weiß ich gar nicht. Alle, die ich hier getroffen habe, waren Königsblau. Grundsätzlich empfinde ich diese Rivalität im Revier aber als gesund: Man zieht sich gegenseitig ein bisschen auf – das ist doch schön und macht den Fußball einfach aus.

Wenn Sie auf die vergangenen Monate zurückblicken: Was empfinden Sie dann hier im Revier und auf Schalke?

Tedesco: Ich will jetzt nicht zu dankbar klingen, aber es ist schon ein Traum – es ist einfach geil, hier zu sein. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, das macht mich schon stolz.

Der Manager hat im Winter einmal gesagt, Sie könnten sich nichts Besseres vorstellen, als hier zu sein. Stimmt das?

Tedesco: Ja, da hat er recht.