Dortmund. Bei einer Diskussion sprechen Schalke-Boss Tönnies und BVB-Präsident Rauball über die Entwicklung im Fußball. In einem Punkt sind sie sich einig.
Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies hat Stürmer Guido Burgstaller bei einer Podiumsdiskussion im Deutschen Fußball Museum in Dortmund in den Adelsstand gehoben. Bei einer Talk-Runde, an der neben Tönnies auch BVB-Präsident Reinhard Rauball und DFB-Präsident Reinhard Grindel teilnahmen, ging es auch um Vereinstreue.
Tönnies feiert Schalke-Idol Burgstaller
„Es zeichnet die Menschen aus, die sagen: Einmal Schalke, immer Schalke. Einmal Dortmund, immer Dortmund“, so Tönnies, der allerdings anfügte: „Ich glaube, derjenige Spieler, der in Dortmund geboren ist und zur Schule gegangen ist und dann dort Fußball spielt, der ist Geschichte.“ Danach machte Tönnies einen Schlenker zu seinem Verein Schalke 04: „Wenn ich sehe wie ein Guido Burgstaller bei uns in kurzer Zeit zum Idol wird. Weil er das bringt, was wir lieben. Malochen, ackern, sich einsetzen. Das hat mehr Kraft als die Geburt oder Herkunft.“
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Reinhard Rauball gab Tönnies Recht: „Die Kontinuität ist in den Vereinen nicht mehr so da. Im Zeitalter der Globalisierung ändert sich vieles – vielleicht zu vieles. Der Fußball kann sich davon nicht separieren.“ Rauball strich bei seinen Ausführungen heraus, dass der Verein über allem steht – und nicht der Spieler. „Unser Slogan echte Liebe ist das, was man ursprünglich begründet, sich einem Verein zuwendet und diesem Verein sein Leben verschrieben hat. Damit sind keine Spielerwechsel gemeint.“
Gleiche Erfahrungen beim BVB und Schalke
Mit Profis, die ihrem Klub den Rücken kehren, haben sowohl der BVB als auch Schalke 04 ihre Erfahrungen gemacht. Schalke verliert im Sommer Leon Goretzka ablösefrei an den FC Bayern. Zuvor waren Sead Kolasinac (ablösefrei zu Arsenal) und Leroy Sané (für über 50 Millionen Euro zu Manchester City) auf die Insel gewechselt. „Als die Engländer angefangen haben, die Schraube immer weiter hochzudrehen, war mein Credo: Wir müssen sehen, dass so viel Geld wie möglich zu uns kommt“, so Clemens Tönnies.
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Der S04-Funktionär stellt fest: „Wir sind im totalen Kommerz angekommen. Dem stellen wir uns.“ Und zwar durch Förderung neuer Kräfte. Tönnies: „Die Knappenschmiede ist ein einzigartiges Vorzeigeprojekt. Das werden wir auch in der räumlichen Veränderung neuzeitlich gestalten. Da können wir sagen: Wir bieten den Kindern Heimat, Aufgabe, Karriere.“ Tönnies schiebt nach: „Die Ansage an den Trainer muss doch sein: Bitte, bringe jedes Jahr zwei aus dem Nachwuchs heraus. Dass die dann für ewig bleiben, können wir uns abschminken. Wenn er gut ist, halten wir ihn. Wenn er besser wird, geht er.“ So wie Leon Goretzka nach dieser Saison. Tönnies sieht aber kein alleiniges „Bayern-Abwerbe-Problem“: „Wir haben uns doch über Jahrzehnte geärgert, dass die Bayern andere Vereine geschwächt haben. Das machen die Bayern jetzt nicht mehr alleine. Dem müssen wir uns stellen.“