Essen. Die Diskussion über die 50+1-Regel steht bei der Mitgliederversammlung der DFL im Fokus. Die Standpunkte beim BVB und Schalke unterscheiden sich.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge plädiert für eine Freigabe, Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke für den Erhalt und Schalkes Finanzvorstand Peter Peters für eine Reform.
Im deutschen Profifußball gehen die Meinungen über die umstrittene 50+1-Regel, die eine Übernahme der Erst- und Zweitligisten durch externe Investoren verhindert, weit auseinander. Wenn sich die Vertreter der 36 Profivereine an diesem Donnerstag in einem Hotel am Frankfurter Flughafen treffen, fällt zwar noch keine Entscheidung. Die Diskussion über die künftige Ausgestaltung der Regel dürfte aber kontrovers verlaufen.
Union Berlin ist für Verschärfung
Die "Bild"-Zeitung hat eine Umfrage unter allen 36 Profiklubs gemacht. Das Ergebnis: 17 Vertreter sind für eine Modifizierung, 16 dagegen. Zwei waren unterschlossen, und Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, will 50+1 anpassen, um bestehende Regeln sogar zu verschärfen. So weit will Hans-Joachim Watzke nicht gehen. Gleichwohl hat der Geschäftsführer von Borussia Dortmund eine klare Meinung zum Thema. "Wir sind ein klarer Verfechter der 50+1-Regel", sagte Watzke.
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Die Haltung beim Revierrivalen ist anders. "Sinn und Zweck von 50+1 ist der Schutz des Wettbewerbs", sagt Schalkes Peter Peters. "Ich bin ein Freund eines funktionierenden Financial Fairplay. Wenn aber etwas nicht greift, muss man es verbessern, damit es greift. In 16 Jahren kommt RB Leipzig, und dafür, dass der Wettbewerb mit viel Geld nachhaltig verzerrt wurde, wird RB mit einer Ausnahmegenehmigung belohnt. Damit habe ich ein Problem."
Rummenigge will Vereine entscheiden lassen
Karl-Heinz Rummenigge braucht weniger Worte, um seinen Standpunkt zu erörtern. "Ich denke, jeder Verein sollte für sich selbst entscheiden, ob er sich für Investoren öffnet oder ob er sich gar nicht öffnet", sagt der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern.
Bei den Fans schlagen beim Thema 50+1 die Wellen derweil immer noch hoch. Viele laufen Sturm gegen eine Aufweichung oder gar Abschaffung der Regel, die den Stammvereinen die Stimmenmehrheit in den Fußball-Kapitalgesellschaften garantiert.
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"Bundesweit wird ein Sturm heraufziehen, sollten die Verantwortlichen bei DFB und DFL nicht schleunigst ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen: Die angestrebte Diskussion um 50+1 ist eben nicht nur eine Schönheitsdiskussion um irgendwelche Vereins-und Unternehmensstrukturen, sondern definitiv der sportpolitisch wichtigste Kampf in der nahen Zukunft für alle Fans", verkündete das überregionale Bündnis ProFans unlängst.
Premier League als mahnendes Beispiel
Fast 3000 Fangruppen haben sich deutschlandweit mittlerweile der Initiative "#50plus1bleibt" angeschlossen. Sie alle fürchten, im Zuge der fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs auf der Strecke zu bleiben. Als mahnendes Beispiel wird immer wieder die englische Premier League angeführt, wo die Fankultur in den vergangenen Jahren einen schleichenden Tod erfuhr.
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Das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen den Fans und den Fußball-Dachorganisationen DFB und DFL stünde vor einer Zerreißprobe, sollten die Profivereine den Weg für eine gravierende Änderung der Regel frei machen.
Henrik Drinkuth, Anwalt bei der Wirtschaftskanzlei CMS in Berlin, rät dazu, "den Vereinen zu überlassen, welche beschränkenden Regelungen sie mit Investoren treffen. Die DFL sollte hier, wenn überhaupt, nur punktuell eingreifen und nur zwingend notwendige - und rechtssichere - Vorgaben machen", sagte Drinkuth der Deutschen Presse-Agentur. Die Vereine sollten sich zudem Gedanken über die Rechtsform ihrer Fußball-Kapitalgesellschaften machen. "Die GmbH bietet am meisten Gestaltungsspielraum", so Drinkuth (ddh mit dpa).