Gelsenkirchen. Zum Jubiläum blickt die Schalker Fan-Initiative, Gewinner des Julius-Hirsch-Preises, mit einer Sonderausstellung auf 25 erfolgreiche Jahre zurück.
Der Preis ist der wichtigste, den Fans in Deutschland verliehen bekommen können: Der Julius-Hirsch-Preis, seit 2005 verleiht ihn der DFB für den Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen. Und nun liegt er im Schalke-Museum. Als Teil einer Sonderausstellung über die Schalker Fan-Initiative.
Die hat den Preis nämlich gewonnen. Passend zum 25-jährigen Jubiläum der „Ini“ wurde sie in diesem Jahr mit diesem Preis ausgezeichnet. Aus der Sicht vieler überfällig, angesichts dessen, was die Fan-Initiative in ihren 25 Jahren auf Schalke geleistet hat. Selbstverständlich allerdings nicht. Denn der Julius-Hirsch-Preis ging bisher an zeitlich begrenzte Projekte. Aber jetzt, zum 25. Jubiläum, „jetzt ist es eine Story. Wer es jetzt nicht peilt, der hat es komplett verpennt“, meint Susanne Franke, acht Jahre lang Vorsitzende der „Ini“. Und deshalb schickte sie eine Bewerbung zum DFB. Im Urlaub in Rumänien bekam Susanne Franke einen Anruf, mit 069 begann die Nummer - die Telefonvorwahl von Frankfurt am Main, wo der DFB seine Zentrale hat.
Tatsächlich war es die DFB Kulturstiftung, und deshalb liegt der besagte Julius-Hirsch-Preis im Schalke-Museum. Doch warum liegt er?
Rückblick: Es war das Jahr 2002, Schalke holte mit einem 4:2-Sieg über Bayer Leverkusen den DFB-Pokal – und Manager Rudi Assauer ließ den Pott fallen. Ganz so dramatisch wie damals ging es bei der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises nicht zu. Und doch mussten alle sofort an Rudi denken, als das Unheil bei dieser Verleihung seinen Lauf nahm. „Die mit Abstand schüchternste Mitpreisträgerin hat sich umgedreht und das Ding aus Versehen umgestoßen“, erzählt Susanne Franke. Und es war nicht nur Manfred Beck, langjähriger Stadtdirektor Gelsenkirchens und Mitglied der Fan-Initiative, der sofort an Rudis Malheur dachte: „Mit so etwas kennen wir uns auf Schalke ja aus.“
Wichtige Arbeit der Fan-Initiative
Nun kann man darüber streiten, wie wichtig dieser Pokalsieg für die Entwicklung des Vereins Schalke 04 ist. Unbestritten ist hingegen, wie wichtig die Arbeit der „Ini“ für den Verein ist. Nämlich riesig. „Wenn man sich anguckt, was da auf die Beine gestellt wurde, das ist schon grandios“, lobt Fanbeauftragter Thomas Kirschner. „Die Fan-Ini war, ist und bleibt ein ganz wichtiger Teil der Schalker Fanszene. Sie hat die Probleme mit Rassismus und Diskriminierung in den Vordergrund gestellt und Anstöße gegeben, sodass bei diesen Themen auch ein Konsens in der ganzen Nordkurve entstanden ist.“ Sprich: Kein Rassismus und keine Diskriminierung. Dank der Fan-Initiative.
Als die sich gegründet hatte, war das noch anders. Den heutigen Konsens bei den Themen Rassismus und Diskriminierung gab es in der Nordkurve vor 25 Jahren nicht. Und als die Fan-Initiative im Jahr 1992 aus der Taufe gehoben wurde, brauchte auch niemand die Themen Rassismus und Diskriminierung in den Vordergrund zu stellen. Sie waren dort bereits – im negativen Sinne. „Das war damals definitiv eine komplett andere Situation in allen Fankurven, da herrschte offener Rassismus“, sagt Thomas Kirschner. Auch auf Schalke wurden dunkelhäutige Spieler der Gastmannschaften mit Affenlauten bedacht.
Vor allem dank der Fan-Initiative sind diese Zeiten lange vorbei. Mit einem simplen Plakat, auf dem der Spruch „Schalker Fans gegen Rassismus“ und einem Schalker Bein, das ein Hakenkreuz tritt, zu sehen waren, fing alles an. Das Symbol ist geblieben, aus den „Schalker Fans gegen Rassismus“ ist die Fan-Initiative geworden, der Inhalt bleibt der alte: Gegen Rassismus und Diskriminierung. Schon kurz nach ihrer Gründung sorgte die „Ini“ dafür, dass der FC Schalke 04 auf seiner Jahreshauptversammlung eine Unvereinbarkeit mit Rassismus in seiner Satzung verankerte.
Es entstand gemeinsamer Konsens
Doch warum ist die Arbeit der Fan-Initiative auf Schalke so erfolgreich? Andere Fußball-Vereine wissen immer noch nicht so recht, wie sie Rassismus und Diskriminierung aus ihren Stadien verbannen sollen. „Es liegt daran, dass wir keine Exklusivnummer daraus gemacht haben“, erklärt Susanne Franke. Die Fan-Ini holte von Anfang an andere Gruppen wie den Supporters Club oder später nach deren Gründung die Ultras Gelsenkirchen mit ins Boot, „was willst du auch mit knapp 350 Mitgliedern bei einem 60 000-Zuschauer-Stadion machen?“ Es entstand ein gemeinsamer Konsens.
Und so wurde die „Ini“ gemeinsam mit dem Antirassismus ein fester Bestandteil auf Schalke, und nun auch mit einer Sonderausstellung für kurze Zeit im Schalke-Museum. Eine naheliegende Idee, oder wie es der Fanbeauftragte Sven Graner bei der Eröffnung ausdrückte: „Viel naheliegender kann es eigentlich nicht sein.“