München. . Wieder vermasselt Ralf Fährmann mit seinen Patzern den Erfolg von Schalke 04. Vorwürfe machen die Spieler dem Torwart in München nicht – aus gutem Grund.

Schalkes Teammanager Jan-Pieter Martens stand am Ausgang der Allianz-Arena und blickte schon hektisch auf die Uhr. Die meisten Schalker Spieler saßen nach der 1:2-Niederlage am Samstagabend beim Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München schon abfahrbereit im Bus zum Flughafen. Wer fehlte, war Mannschaftskapitän Ralf Fährmann. Der hätte einiges zu erklären gehabt. Beide Gegentore gingen auf das Konto des 29-Jährigen, der schon eine Woche zuvor gegen Werder Bremen (1:2) gepatzt hatte. Zwei Spiele, zwei Fehler – die mögliche Punktgewinne kosteten.

In München schlich Fährmann als einer der letzten Spieler aus der Umkleidekabine. Die Hände hatte er in den Taschen seiner grauen Trainingsjacke vergraben, den Kopf gesenkt. „Nehmt es mir nicht übel, aber heute habe ich keine Lust“, sagte Fährmann, als er zu den Journalisten blickte. Wie hätte er die beiden Situationen, die zu den Schalker Gegentoren führten, auch rechtfertigen sollen?

Beim Sportsender Sky meinte er nach Abpfiff: „Es waren zwei bittere Gegentore. Wir waren nah dran, den Ausgleich zu machen. Ich hätte die Gegentore gern verhindert. Ich bin aber keine Maschine.“

Müller verwirrt Schalker Torwart

Den satten Schuss von Thomas Müller wehrte Fährmann nach vorn ab, Robert Lewandowski schob nach sechs Minuten zur Bayern-Führung ein. „In der Szene ist der Schuss von Thomas Müller nicht so schlecht. Ralle versucht, ihn entweder zur Seite zu lenken oder oben drüber. Der Ball bleibt eben in der Box liegen, und Lewandwoski schaltet dann schnell“, so erklärte es Trainer Domenico Tedesco später.

Schalkes zwischenzeitlicher Ausgleich durch Franco Di Santo (29.) sorgte zwar für Jubel bei den Königsblauen, aber Thomas Müllers Schuss ins kurze Eck (36.) traf die Schalker erneut ins Mark. „Beim zweiten Tor ist Thomas Müller relativ weit außen, so dass Ralf wahrscheinlich denkt, dass er den Ball reinlegt“, so Tedesco. Schalkes Trainer, der gegen seinen 1,96 Meter großen Schlussmann aussieht wie ein Kleinwagen neben einem Lkw, stellte sich wie ein Bulldozer schützend vor seinen Kapitän. „Zwischen Bein und erstem Pfosten geht er dann durch. Ich glaube, da passt nur ein Tennisball oder ein Fußball durch, aber zum Beispiel kein Basketball.“

Die Frage, ob auf Schalke jetzt eine Torwart-Diskussion aufkommen würde, verneint Tedesco vehement: „Ralle ist der Kapitän, er strahlt etwas aus. Er hat sich nach seinem Fehler gegen Bremen entschuldigt, was er gar nicht brauchte. Das ist eine Phase, die wir jetzt gemeinsam durchstehen werden.“

Heidel stützt den Kapitän

Schalkes Manager Christian Heidel schüttelte ebenfalls den Kopf. „Eine Torwartdiskussion gibt es bei uns nicht“, stellte er klar. „Ralf hat uns schon so viele Punkte gerettet, da gibt es keinerlei Vorwürfe. Es sind jetzt zwei Spiele, in denen er in ein paar Situationen nicht so gut ausgesehen hat. Der Unglücklichste ist Ralle selbst.“

Ein Blick ins Gesicht des Torhüters reichte aus, um festzustellen, dass Heidel damit wohl richtig liegt. Mit seinen beiden gravierenden Fehlern brachte er nicht nur Schalke um die Chance, etwas Zählbares aus München mitzunehmen, sondern verringerte auch seine Chance auf einen Platz im WM-Kader von Joachim Löw, der am Samstagabend neben Bundestorwarttrainer Andreas Köpke auf der Ehrentribüne saß.

Ausgerechnet Fährmanns Gegenüber Sven Ulreich, der sich in einem Interview mit dieser Redaktion für eine Nominierung Fährmanns ausgesprochen hatte („Er hätte es eher verdient als ich“), sammelte im direkten Vergleich Pluspunkte.

„Ralf hat genug mentale Stärke, um die Situation richtig einzuschätzen. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Ihm jetzt die Schuld für die Niederlage zu geben, finde ich nicht korrekt“, sagt Breel Embolo. Stürmer Franco Di Santo: „Ralf Fährmann hat uns hundert Mal gerettet. Er ist unser Kapitän – und das hat einen Grund.“ Jetzt muss sich Fährmann aus seinem Tief ziehen.