Gelsenkirchen. Der Hoffenheimer Mark Uth wechselt im Sommer zu Schalke. Der königsblaue Kulttrainer Huub Stevens kennt den Stürmer aus seiner Zeit bei der TSG.
Erst als die graue Presse zur Seite schwenkte, offenbarte sich der neue Name auf dem königsblauen Rücken. Ein kurzer Clip über eine Trikotbeflockung: Eher zurückhaltend verkündete der FC Schalke 04 via Twitter am Dienstag die Verpflichtung von Mark Uth. Es gibt Vereine, die prunkvoller posaunt hätten, den derzeit torgefährlichsten deutschen Stürmer der Bundesliga ab Sommer bis Mitte 2022 für sich gewonnen zu haben.
6500 Fans folgen Uth, der die laufende Saison als Hoffenheimer zu Ende bringen wird, auf Facebook, 750 auf Twitter – bisher alles andere als Dimensionen mit Star-Charme.
Auch Gladbach war dran
Doch die Verpflichtung des TSG-Profis ist eine mit großer Strahlkraft an die Liga. Das findet auch Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ein großes Kompliment an Christian Heidel, dass er Uths Potenzial erkannt und sehr frühzeitig ohne Nebengeräusche an einem Transfer gearbeitet hat, der schon jetzt abgerundet werden konnte und keine Ablöse gekostet hat.“
Nicht nur weil der Vertrag des 26-Jährigen zum Saisonende ausläuft, zählte der Hoffenheimer lange zu den am heißesten auf dem Transfermarkt gehandelten Eisen. Mit neun Treffern und zwei Vorlagen beendete Uth die Hinrunde.
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Unter anderem Borussia Mönchengladbach soll bis zum Schluss um den Stürmer gebuhlt haben, der im Sommer noch Angebote aus Italien hatte und konkret als Modeste-Nachfolger bei seinem Heimatverein 1. FC Köln im Gespräch war. Doch 1899-Trainer Julian Nagelsmann ließ ihn nicht ziehen. Es zahlte sich aus: Uth explodierte, traf in beiden Spielen der Champions-League-Qualifikation gegen Liverpool, doppelt gegen Bayern München und wurde eine Säule seiner Mannschaft.
„Mark Uth passt perfekt in die Schalker Philosophie“, lobt Stevens. Er muss es wissen, schließlich trainierte er den gebürtigen Kölner von Oktober 2015 bis Februar 2016 selbst in Hoffenheim. „Uth ist ein echter Kämpfer und hat eine Arbeiter-Mentalität. Die Fans werden seine Spielweise lieben“, prophezeit der 64-Jährige, der 1997 mit Schalke den Uefa-Cup gewann. „Er ist stark aus der Tiefe und unheimlich vielseitig, flexibel einsetzbar, zudem taktisch sehr geschult. Inzwischen hat er sogar einen guten Abschluss.“ Stevens beschreibt Uth als „ruhigen Typen, der auf dem Platz jedoch die geforderte Verantwortung übernimmt“ und zudem ein angenehmer Zeitgenosse und Teamplayer sei.
Uths Potenzial konnte der Niederländer in Hoffenheim schon früh erkennen. „Auch wenn Mark nicht immer gespielt hat: Er hat immer seinen Wert bewiesen. Mark wollte in jedem Training besser werden. Wer seine Laufbahn verfolgt, sieht, dass seine Entwicklung eher Schritt für Schritt anstatt steil verlaufen ist. Aber sie ging kontinuierlich nach oben. Schalke ist genau der richtige nächste Schritt nach vorn.“
In Zeiten des Jugendwahns der Liga darf man Uth mit seinen 26 Jahren durchaus als Spätzünder ansehen. Nachdem der Angreifer in Köln im Abstiegsjahr 2012/13 keine Chance unter den Trainern Stale Solbakken und Volker Finke bekommen hatte, entschied sich Uth für einen Gang in die niederländische Eredivise. Der frühere Weltfußballer Marco van Basten holte ihn nach Heerenveen. Auch dort gelang dem ehemaligen U20-Nationalspieler nicht auf Anhieb der Durchbruch: Er wurde an Heracles Almelo ausgeliehen, bevor er eine zweite Chance in Heerenveen erhielt und sich für Hoffenheim empfahl.
„Er passt in Tedescos System“
Vor der EM 2016 schaffte es Uth bis in Joachim Löws erweitertes Aufgebot. Ob er sich auf Schalke zurück in das Blickfeld des Bundestrainers spielen kann, mag Stevens noch nicht vorhersagen. Der Kulttrainer ist sich jedoch sicher, dass die Fans und Trainer Domenico Tedesco ihre Freude an Uth finden werden: „Er hat das Zeug, sich dauerhaft in die Mannschaft zu spielen. Uth passt in das System von Tedesco.“
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Marica, Choupo-Moting, Szalai, di Santo: In den vergangenen Jahren sind auf Schalke so einige Stürmer nicht so eingeschlagen, wie erhofft. Stevens hat eine Erklärung: „Selbst wenn die Fans immer hinter ihrer Mannschaft stehen: Sie wollen Erfolg. Schalke hat sich immer sehr hohe Ziele gesetzt, vor allem in den letzten Jahren. Jedem Training wird medial sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, es herrscht häufig Unruhe. Der Druck ist enorm und konstant zu spüren. Nicht jeder Profi kann das ständig von sich abschütteln.“
Stevens glaubt nicht, dass der besonnene Uth zum Flop mutiert, und spricht Manager Heidel erneut ein Lob aus: „Unter ihm ist Schalke inzwischen etwas mehr zur Ruhe gekommen. Mannschaft und Trainer profitieren enorm von diesem Arbeitsklima. Schon der Kauf von Burgstaller hat mir gezeigt: Es wird mit Verstand eingekauft, nicht mehr nach Namen.“
Mark Uth – ein ganz großer Name ist das noch nicht. Soll er aber schon bald werden: auf Schalke.