Essen. S04-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies spricht in einem Interview über Trainer Tedesco, den Goretzka-Poker und seine Sicht über eine Bayern-Jagd.
Gegenüber der "Welt" äußert sich Schalke-Boss Clemens Tönnies über die starke Hinrunde, Trainer Domenico Tedesco und den Poker mit Leon Goretzka. Zuletzt schien es so, als hätte Schalke bei seinem Mittelfeldstar nicht das beste Blatt in der Hand. Es solle bereits klar sein, dass Goretzka im Sommer ablösefrei zu den Bayern wechselt, wurde vermeldet. Im Januar will sich der ehemalige Bochumer zu seiner Zukunft äußern.
"Täte Goretzka gut, wenn er noch bleiben würde"
Tönnies betont gegenüber der "Welt": "Wir, unser Trainer, unser Manager und auch ich, haben alles dafür getan, dass er bleibt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Leon Goretzka auf Schalke eine unglaubliche Entwicklung machen könnte. Wir verbauen ihm ja nicht den Weg zu einem noch größeren Verein in einigen Jahren. Ich finde, es täte ihm gut, wenn er noch bleiben würde."
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Die Rückserie spielt der Nationalspieler auf jeden Fall noch bei S04, auch wenn er die ersten Spiele verpassen wird, nachdem er seine Verletzung immer noch nicht ganz auskuriert hat. Nach seiner knöchernen Stressreaktion im rechten Unterschenkel ist noch kein Team-Training für den Nationalspieler möglich. Der Rückrunden-Auftakt gegen Leipzig kommt sicher zu früh für den 22-Jährigen.
Doch auch ohne Goretzka hat Schalke in der Vorrunde überzeugen können. Das ist auch ein Verdient von Trainer Tedesco, den Tönnies lobt: "Ich spürte, dass mir jemand gegenübersitzt, der genau weiß, wovon er spricht. Domenico kann ebenso zuhören, geht auf die Menschen ein. Er ist ein Menschenfänger. Er ist aufrichtig. Seine offene Kommunikation ist einfach Klasse. Es gibt Trainer, die sind sehr viel mit sich selbst beschäftigt. Domenico ist das so gut wie gar nicht. Wissen Sie, was er nach dem 4:4 gegen Dortmund getan hat, bei dem ich in der Kurve viermal vom Tode auferstanden bin? Er ist am Abend nach der Rückkehr in sein Büro gegangen und hat das nächste Spiel vorbereitet. Ich hatte ihn an dem Abend angerufen. Einige Fans haben Licht in seinem Büro gesehen und skandiert: „Wir wollen den Trainer sehen!“ Domenico ging zu ihnen, machte mit ihnen Fotos. Dann bereitete er weiter das nächste Spiel gegen Köln vor. So etwas habe ich noch nicht gehört."
Tönnies sieht Platz zwei als Momentaufnahme
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Es hat in dem Fall zwar nicht geholfen, weil gegen Köln nur ein 2:2 heraussprang. Doch die ganze Hinserie zeigt, dass Tedesco mit seiner Arbeit Erfolg hat. Der Lohn: Platz zwei im Winter. Tönnies sieht das als eine "Momentaufnahme. Darüber sind wir uns bei Schalke alle im Klaren. Nur harte Arbeit bringt uns noch weiter."
Daher will Tönnies auch von einer möglichen Jagd der Bayern gar nichts wissen. Seine klare Ansage: "Bayern soll jagen, wer will. Wir konzentrieren uns auf das, was wir erreichen wollen. Wir wollen den Turn-around schaffen und wieder international spielen." Wenn das klappt, gibt es immer noch den Traum von einer Meisterschaft, wobei der Schalke-Macher betont: "Aber nicht um jeden Preis. Ich werde die Deutsche Meisterschaft hoffentlich noch erleben, ich bin ja noch jung."