Gelsenkirchen. Felix Magath trifft mit Schalke an diesem Freitag zum ersten Mal auf seinen Ex-Klub VfL Wolfsburg. Sehnsucht nach der erfolgreichen Zeit beim VfL? Überhaupt nicht. Und auch die Lage in Schalke sei "weit weniger dramatisch, als sie teilweise gemacht wird".

Felix Magath ist ein Mensch, der sehr gut Überzeugungsarbeit leisten kann. Seine beiden jüngsten Kinder zum Beispiel sind als Anhänger des VfL Wolfsburg aufgewachsen, und wollten zunächst auch nicht davon ablassen, weil dies ja schließlich der Deutsche Meister ist. Inzwischen jedoch hat auch der Magath-Nachwuchs den Seitenwechsel vollzogen: Papa Felix musste Trikots der Schalker Spieler Jefferson Farfan und Manuel Neuer besorgen, damit die Kinder zu Hause ihre neue Leidenschaft ausleben können.

Es geht im Fußball wie im richtigen Leben halt nicht alles von jetzt auf gleich. Am Freitag (20.30 Uhr) holt Felix Magath jedoch die Vergangenheit ein: 117 Tage nach dem Gewinn der Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg trifft er mit Schalke zum ersten Mal auf seinen Ex-Klub. Selbst einen rational denkenden Menschen wie Magath lässt das nicht kalt. „Grundsätzlich”, betont der 56-Jährige, „betrachte ich den Fußball objektiv, also ohne Gefühle. In diesem Fall ist das aber nicht möglich. Ich habe diese Mannschaft des VfL Wolfsburg zusammengestellt und mit ihr große Erfolge erreicht. Da ist sie mir natürlich jetzt nicht ganz egal.”

Am vergangenen Dienstag, als Wolfsburg auf großer Bühne in der Champions League spielte, spürte er diesen Seitenwechsel ganz besonders: Magath war am gleichen Abend mit Schalke zu einem Freundschaftsspiel in Dresden – dort wurde das neue Stadion eingeweiht. Tingeltour statt Königsklasse: Man könnte sich schon fragen, ob der Meister-Trainer da nicht manchmal lieber die Zeit zurückdrehen möchte.

Doch solche Gedanken lässt Magath gar nicht erst zu: „Ich sehne mich überhaupt nicht zurück”, versichert er und weist darauf hin, dass er ja schließlich freiwillig den Arbeitsplatz gewechselt hat: „Mich hat es gereizt, eine so schwierige Aufgabe in Schalke zu übernehmen.”

Auch wenn der Job in Schalke auch angesichts der knappen Kassenlage noch komplexer ist als erwartet. Aber er hat sich damit arrangiert und betont ohnehin: „Die Situation ist weit weniger dramatisch, als sie teilweise gemacht wird. Ich bin sicher, dass wir den Verein wieder auf eine gesunde Basis stellen werden” Magath kann halt sehr gut Überzeugungsarbeit leisten.

Das Geld ist der entscheidende Unterschied zu der Ausgangslage, die er vor gut zwei Jahren bei seinem Amtsantritt in Wolfsburg vorgefunden hat. „Dort hatte man die Mittel zur Verfügung, um Spieler von außen zu holen. Die fehlen hier, deswegen wird der Prozeß auch länger dauern, als es in Wolfsburg der Fall war.”Ansonsten jedoch gibt es Gemeinsamkeiten. Vor allem hatte er die Mannschaft in Wolfsburg seinerzeit genauso neu aufbauen müssen wie jetzt in Schalke. Das war sein Werk.

Heute spielt demnach nun quasi Magath gegen Magath. Keiner weiß so gut wie er, wie man gegen Grafite, Dzeko und Misimovic zu spielen hat – schließlich hat er sie selbst so zusammengefügt. Magaths Gegenmittel: Er will sie möglichst weit weg vom Tor halten, mit Schalke offensiv spielen und Schwächen in der Wolfsburger Defensive ausnutzen, wo obendrein Torwart Diego Benaglio gesperrt ist. Was dann dabei herauskommt? „Da die Wolfsburger am Dienstag ein Champions-League-Spiel hatten, rechne ich mir Chancen aus, dass wir die frischere Mannschaft sind, und sie schlagen können”, lächelt Magath kühl.

Angesehen hat er sich die Königsklassen-Premiere der „Wölfe” gegen ZSKA Moskau übrigens nicht – und das lag nicht nur daran, dass er zur gleichen Zeit mit Schalke auf Tingeltour war. Auch auf ein Video hat er verzichtet – „ich fühle mich auch so rundum informiert.”

Mit Sicherheit.