Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg schöpft aus dem Moskau-Sieg Selbstvertrauen. Und da kommt das Spiel gegen Schalke am Freitag gerade Recht. Denn es gibt ein Wiedersehen mit dem Ex: Schalke-Trainer Magath empfängt die Wolfsburger. Sein Schatten ist ziemlich lang.

Seine Kollegen standen schon lange unter der Dusche, als Grafite immer noch in den Katakomben der Wolfsburger Arena seine Taten bei der Champions-League-Premiere gegen ZSKA Moskau Revue passieren ließ. Kein Wunder, dass er so lange ungeduscht blieb. Wer drei Tore in der Königsklasse schießt und so seinen Klub im bisher wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte zum 3:1-Sieg führt, der hat eben viel zu erzählen. Die größte Stärke von Grafite ist seine Kaltschnäuzigkeit. Wenn der 30-jährige Brasilianer allein vor dem gegnerischen Torhüter steht, fackelt er nicht lange und nutzt fast immer seine Chance. Mit 28 Toren in nur 25 Spielen hatte sich Grafite in der vergangenen Bundesliga-Saison die Torjägerkanone gesichert. Nicht nur die 25 000 Zuschauer im Stadion staunten über Grafites Tore, auch der neue ZSKA-Trainer Juande Ramos zog den Hut: „In dieser Verfassung ist Grafite ein Weltklassestürmer.”

Lobeshymnen für Grafite

So sehr sich der Brasilianer über die Lobeshymnen freute, was an seinem strahlenden Lächeln unschwer abzulesen war, so wichtig war es ihm, die Komplimente gleich weiter zu reichen. „Nicht nur ich, sondern die ganze Mannschaft hat großartig gespielt. Wir haben eine tolle Vorstellung gezeigt. Und das trotz der drei Niederlagen vorher.” Eine vierte wird es in der Bundesliga im nächsten Spiel am Freitag (20.30 Uhr) beim FC Schalke 04 nicht geben. Da ist Grafite ganz sicher: „Wir holen gegen Schalke drei Punkte.”

Das Spiel gegen Schalke ist ein ganz besonderes. Nicht so außergewöhnlich wie der erste Auftritt des früheren Provinzvereins VfL Wolfsburg in der Königsklasse des europäischen Fußballs, aber doch ganz speziell. Schließlich gibt jetzt auf Schalke jener Felix Magath den Ton an, der Wolfsburg vom Abstiegskandidaten zum Deutschen Meister machte. Das VfL-Team ist Magaths Werk. Er hat diese Mannschaft nach seinen Vorstellungen zusammengebaut, er hat sie mit seiner Trainings- und Spielphilosophie ganz nach oben gebracht. Magath kennt alle Spieler aus dem Eff-Eff. Er wird dieses Wissen in der Vorbereitung auf das Bundesligaspiel natürlich intensiv nutzen. Er wird versuchen, seine Schalker so einzustellen, dass die Stärken jedes Wolfsburgers nicht zur Geltung kommen und die Schwächen gnadenlos aufgedeckt werden.

Magaths Schatten ist lang

Die Wolfsburger wissen um die Brisanz der kommenden Aufgabe, setzen aber auf den positiven Effekt der gerade absolvierten. „Der Sieg gegen ZSKA Moskau gibt uns Selbstvertrauen. Auch für die Bundesliga”, sagte Armin Veh. Der Trainer hat ein schweres Amt übernommen. Magaths Schatten ist lang. Und Veh hat schon negative Auswirkungen der Meisterschaft entdeckt. „Es reden einfach zu viele mit, jeder will partizipieren, gerade nach der Meisterschaft”, sagte Veh vor dem Sieg in der Champions League in einem Zeit-Interview, „das kriegen Sie als Trainer ja alles gar nicht gebacken. Wir müssen aufpassen, dass nicht jeder meint, er ist automatisch besser, weil er Meister ist.” Veh steht unter Druck. Das weiß er, und das akzeptiert er: „Ich bin schon ein paar Jahre im Geschäft. Damit kann ich umgehen. Das einzige, was zählt, ist, du musst Spiele gewinnen.” Zum Beispiel am Freitag auf Schalke.