Gelsenkirchen. Schalke hat gegen die Topklubs der Liga kaum Punkte geholt. Das zeigt: die Mannschaft von Trainer Tedesco entwickelt sich noch. Ein Kommentar.
Vorige Woche 4:4 gewonnen. Diese Woche 2:2 verloren. Schalke 04 bringt Emotionen ins Spiel, die den Blick auf die Fakten etwas verklären. Besser als zwei Unentschieden wären eine Niederlage in Dortmund und ein Heimsieg gegen Köln gewesen. Dann hätte Schalke drei statt zwei Punkte geholt. Und wäre jetzt Tabellenzweiter in der Fußball-Bundesliga.
Wir lernen aus dieser aufregenden Woche auch: Würde Schalke seine Heimspiele gegen alle Abstiegskandidaten gewinnen (wir erinnern uns an den späten Ausgleich gegen Wolfsburg), stünden in unserem Konjunktiv-Spielchen jetzt vier Punkte mehr auf der Habenseite, nämlich genau 29 Punkte. Schalke, erneut im Konjunktiv geschrieben, wäre Bayern-Jäger Nummer 1.
Die Realität sieht noch immer vielversprechend aus
Hätte. Würde. Wäre. Natürlich neigt man als Fußballfan (und als Journalist sowieso) zum Ausschmücken möglicher Szenarien und zu Theorien von Eintrittswahrscheinlichkeiten. Das ist auch nicht schlimm und bereichert jede Stammtisch-Diskussion. Doch trauert man nicht dem nach, was man nicht hat, sieht die Realität noch immer vielversprechend aus.
Schalke hat jetzt nach dem 14. Spieltag acht Punkte mehr geholt als in der vorigen Saison. Schalke steht in der Bundesliga-Tabelle auf Augenhöhe mit dem angeblich besser situierten Klub RB Leipzig. Die aktuelle Nummer 1 im Pott ist, ohne jeden Zweifel, Schalke 04 und nicht Borussia Dortmund. Der Vorsprung beträgt noch immer drei Punkte.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Gegen Spitzenmannschaften aus der ersten Tabellenhälfte gelang nur ein einziger Sieg (am ersten Spieltag gegen Leipzig). Bayern, Hoffenheim, Leverkusen und Dortmund: Nur zwei von zwölf möglichen Punkten sprangen in diesen vier Duellen heraus. Das Punktepolster holte Schalke gegen Mannschaften vom Kaliber Hertha, HSV und Freiburg.
Schalke ist auf einem guten Weg
Pflichtsiegen gegen Stuttgart, Bremen und Mainz stehen Punktverluste gegen Aufsteiger Hannover und die zwei genannten Abstiegskandidaten gegenüber. Man sieht: Bei aller Euphorie um den Derby-Wahnsinn wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Schalke ist auf einem guten Weg. Aber eben genau das: auf einem Weg — und nicht am Ziel. Dafür ohne Konjunktiv.