Gelsenkirchen. Schalke hat gegen den 1. FC Köln nur einen Punkt geholt. Auch deswegen, weil Köln einen umstrittenen Elfmeter bekam - durch den Videobeweis.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco suchte die Gründe für das enttäuschende 2:2 (1:0) gegen das sieglose Tabellen-Schlusslicht 1. FC Köln in erster Linie bei sich selbst. „Wir waren lethargisch und langsam. Wir haben viele Spielminuten verschlafen und verschleppt.“ Tedesco analysierte weiter: „Köln hat uns in Manndeckung genommen. Es war so, dass wir die Kölner im ersten Durchgang z u zwei, drei Kontern eingeladen und sie dadurch stark gemacht haben. Wir hätten es nicht zu 100 Prozent verdient gehabt, zu gewinnen.“

Tedesco hätte es sich auch einfach machen und gegen den Videobeweis wettern können. Das tat der 32-Jährige aber nicht. Beim Stand von 2:1 für Schalke bekam Abwehrspieler Benjamin Stambouli einen Schuss von Kölns Sehrou Guirassy an den Arm. Schiedsrichter Tobias Stieler zog die Videoassistenten zu Rate und sah sich die Szene dann noch einmal auf dem Monitor an der Seitenlinie an. Danach zeigte er auf den Punkt. Guirassy verwandelte zum 2:2 (78.). „Es war nicht spielentscheidend“, so Tedesco, „ich sehe die Situation nicht als Absicht. Nicht einmal unser Torwart Ralf Fährmann könnte aus so einer Distanz wahrscheinlich noch reagieren.“ Bei Sky wurde Tedesco schon etwas deutlicher - und erklärt zur Elfmeter: "Ist ein Witz."

Heidel zuckte mit den Schultern

Sportvorstand Christian Heidel zuckte mit den Schultern. „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, über Handspiele nicht mehr zu sprechen. Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang macht beim Derby Volleyball. Da war es kein Handspiel. Benjamin Stambouli bekommt den Ball aus 50 Zentimetern an die Hand. Da gibt es Strafstoß. Er kann sich die Hand ja nicht abhacken. Ob es eine glasklare Fehlentscheidung war, weiß ich nicht. Ich bin jetzt 27 Jahre im Fußball dabei. Seit dem geht es immer um die Auslegung: Absichtlich Hand oder nicht.“

Leon Goretzka, der am Tag vor dem Spiel bei Trainer Tedesco vorgesprochen und wegen noch nicht ganz hergestellter Fitness um einen kurzen Einsatz gebeten hatte, nahm die Elfmeter-Situation weder während des Spiel noch nach Ansicht der TV-Bilder richtig wahr. „Selbst bei genauem Studium der Fernsehbilder würde ich mir eine Stellungnahme nicht zutrauen“, so Goretzka.

Goretzka will Schuld nicht auf den Videobeweis schieben

Aber der Schalker Mittelfeld-Star wollte die Schuld nicht auf den Videobeweis schieben. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Für einen Sieg haben wir zu wenig getan.“ Schalke begann stark, verlor dann den Zugriff, ging aber nach einer missglückten Kölner Abseitsfalle durch Guido Burgstaller nach 36 Minuten in Führung.

Nach der Pause glich Guirassy zunächst aus (50.), bevor die Königsblauen durch den erneut starken Amine Harit scheinbar die Weichen auf Sieg stellten (73.). Doch dann kam der Arm von Stambouli dazwischen. Hektisch wurde es in der Endphase, als Leon Goretzka nach einem Sturz aufstand und mit dem Kopf in den Oberkörper von Salih Özcan krachte. Schiedsrichter Stieler stand unmittelbar daneben und wertete die Aktion nicht als Tätlichkeit.

Kopfstoß? Oder kein Kopfstoß?

„Das Wort Kopfstpoß würde ich gerne streichen“, meinte Goretzka nach Abpfiff, „ich werde gefoult, möchte schnell aufstehen, um den Konter einzuleiten und pralle mit Özcan zusammen. Der Schiedsrichter meinte zu uns: Ich habe gesehen, ihr seit zusammengelaufen.“ Eine nachträgliche Sperre hat Goretzka, der als äußerst fairer Sportsmann gilt, demnach nicht zu befürchten. Sportvorstand Christian Heidel: „Es ist schwer vorstellbar, dass es ein Nachspiel gibt.“