Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 genießt den Sprung auf Platz zwei. Aber die Königsblauen messen ihm keine überhöhte Bedeutung zu - vor allem Trainer Tedesco.

Markus Gisdol haderte. Der Trainer des Hamburger SV, zu Ralf Rangnicks Zeiten Co-Trainer auf Schalke, war der Ansicht, dass sich am Sonntag “zwei ähnlich starke Mannschaften” gegenübergestanden hatten. “Mit dem Unterschied, dass Schalke den Ball zweimal ins Tor geschossen hat und wir nicht.” Gisdols Fazit: “Ich bin sehr enttäuscht über das Ergebnis.”

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Neben ihm saß Domenico Tedesco und verkniff sich jegliche Triumphgeste. Der Trainer des FC Schalke 04 wusste, dass sein Plan voll aufgegangen war, er genoss es still. “Wir hatten heute die Priorität, den HSV nicht gefährlich werden zu lassen”, erklärte Tedesco. Exakt dies hatte bis auf wenige Ausnahmen funktioniert. Mit pragmatischem Fußball hielt Schalke sein eigenes Tor sauber, und so ein Zu-null-Spiel gibt natürlich Sicherheit. Sicherheit, die gerade vor dem Derby am Samstag in Dortmund enorm wichtig ist.

Schalke-Spieler behalten den gewünschten Realitätssinn

Tedesco blieb sich trotz der Freude über den aktuellen Erfolg und den Sprung auf Platz zwei aber selbst treu. “Die Tabelle ist wirklich nicht wichtig nach zwölf Spieltagen”, betonte er, “sondern erst nach 34. Da oben ist alles brutal eng. Die Tabelle kümmert uns deshalb kein bisschen.”

Vor dem Revierderby tut so ein Sieg natürlich trotzdem gut - Tedesco meint, er sei vor allem auch deshalb gelungen, weil der Fokus total auf das Spiel gegen Hamburg gerichtet war. “Ich weiß, dass das Derby bei den Fans schon vorher ein großes Thema war, und das darf es auch sein”, sagte Tedesco. “Aber bei den Spielern und uns Trainern durfte das kein Thema sein, das wäre fahrlässig gewesen. Aber versprochen: Ab heute Abend kümmere ich mich um Dortmund.”

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Seine Spieler haben ihn offensichtlich verstanden. Max Meyer, der als Sechser vor der Abwehr erneut eine grundsolide Leistung ablieferte und zum Sinnbild der von Tedesco geforderten und geförderten Schalker Entwicklung geworden ist, zog eine angenehm sachliche Bilanz des Tages: “Wir genießen die Situation, aber sie ist eine Momentaufnahme”, sagte der Mittelfeldspieler. Als Favorit für das Derby sieht er sein formstarkes Team nicht: “Im Derby ist man nicht Favorit. Das ist ein 50:50-Spiel. Auch wenn die Dortmunder keine gute Phase haben: Sie haben eine überragende Mannschaft.”

Tedesco wird es gefallen, so etwas zu hören und zu lesen. Seine Spieler behalten den von ihm gewünschten Realitätssinn und gehen auch die nächste Aufgabe wieder mit voller Konzentration an. Egal, ob der Gegner Hamburg heißt oder Dortmund.