Essen. . Vorwurf gegen Videobeweis-Chef: Griff er beim Wolfsburg-Spiel zweimal ein? Der Gelsenkirchener dementiert energisch. Ein Beigeschmack bleibt trotzdem.

Reinhard Grindel hatte es versucht. Am Freitag wollte der DFB-Boss den Diskussionen um den Videobeweis ein Ende setzen und sprach ein Machtwort: Es gebe keine Kurskorrektur. Der Schiedsrichter auf dem Rasen habe das Sagen, betonte der 56-Jährige. Eingreifen dürfe der Video-Assistent in Köln nur, wenn es um eine „klare Fehlentscheidung“ geht. Basta!

Nun muss sich der Verbandschef mit dem nächsten Eklat auseinandersetzen. Dieses Mal steht Videobeweis-Chef Hellmut Krug (61) im Mittelpunkt. Der gebürtige Gelsenkirchener und WM-Schiedsrichter 1994 soll nach einem Bericht in der Bild am Sonntag seine Funktion als Vorgesetzter der Video-Assistenten am zehnten Bundesliga-Spieltag im Spiel zwischen Schalke und Wolfsburg (1:1) missbraucht und Schalke bevorteilt haben. Der Vorwurf: Er habe als Supervisor den Video-Assistenten Marco Fritz in zwei Spielszenen überstimmt.

Krug wies die Anschuldigungen am Sonntag zurück. „Wir sind als Supervisor nicht befugt, die Entscheidungen der Video-Assistenten zu beeinflussen oder sie gar zu überstimmen“, sagte er dem Sport-Informations-Dienst. Den Vorfall habe es nie gegeben. Auch Fritz bezog in einer vom DFB verbreiteten Erklärung Stellung: „Bei allen Spielsituationen, die im Review Center in Köln gecheckt werden, liegt die Entscheidung, ob ein Eingriff erfolgt oder nicht, beim Video-Assistenten. Dies war auch in den besagten Szenen so.“

Was war passiert?

Szene 1: In der 43. Minute gab Schiedsrichter Markus Schmidt per Videobeweis Elfmeter für Schalke. Der Grund war ein Klammern von Wolfsburgs Guilavogui gegen Thilo Kehrer. Krug soll laut BamS Fritz entgegen dessen Auffassung die Anweisung gegeben haben, auf Elfmeter zu entscheiden.

Szene 2: In der Schlussphase wurde per Videobeweis gegen Wolfsburg entschieden. Wieder stand Kehrer im Blickpunkt. Dem Abwehrspieler sprang der Ball in der 86. Minute im Strafraum an die Hand. Der Schiedsrichter gab keinen Strafstoß, vom Video-Assistenten gab es kein Veto – weil Krug Fritz laut BamS überstimmt haben soll. Eine Fehlentscheidung. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel räumte später ein: „Ich muss zugeben: Das war ein Elfmeter.“

So bleibt ein Beigeschmack. Während seiner Zeit als Bundesliga-Schiedsrichter durfte er Spiele mit Schalker Beteiligung nicht pfeifen. Damit sollte jeder Verdacht einer Parteilichkeit vermieden werden. Nun war Krug für seine Ansetzung als Supervisor beim Heimspiel des Klubs seiner Heimatstadt selbst verantwortlich. Zusammen mit den Video-Assistenten saß er in der Videozentrale in Köln. So sieht es das Modell vor, das er federführend erarbeitet hat.

Watzke verlangt Klarheit vom DFB

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke meinte: „Der Videobeweis soll gemacht werden. Aber es muss klar sein, wie er gehandhabt wird. Es muss objektiv sein.“ So könne es nicht weitergehen.