Gelsenkirchen. Nach “Bild“-Infos soll Videoschiedsrichter-Boss Hellmut Krug in zwei Szenen dem FC Schalke 04 geholfen haben. Krug weist die Vorwürfe zurück.
Testbild statt Testphase: Der erste Trainer hat das Aus für den Videobeweis prophezeit, zahlreiche Fans fordern die Abschaffung, und dem Boss wird verbotene Einflussnahme vorgeworfen. Das technische Hilfsmittel hat sein Ziel endgültig konterkariert - es gibt mehr anstatt weniger Diskussionen in der Fußball-Bundesliga. Seit dem Wochenende steht deshalb die Frage im Raum, ob der Versuchsballon vorzeitig platzt.
"Der Videobeweis ist gut für den Fußball. Aber ich wage die Prognose, dass er zur Winterpause eingestampft wird", sagte Trainer Dieter Hecking von Borussia Mönchengladbach, der nichts von der andauernden Debatte hält: "Es ist eine Testphase. Wir geben diesem Test aber überhaupt keine Chance. Wir tun alle alles dafür, dass er keine Chance bekommt."
Genau das fordert aber die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Ich glaube nach wie vor mit ganzer Kraft an das Projekt und wenn alle nochmal ihre Rollen klar definieren und sich dann daran halten, diese zu erfüllen, bin ich mir ziemlich sicher, dass das noch etwas sehr gutes im Fußball werden kann", äußerte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei Sky Sport News HD.
Woher der DFB-Boss seine Zuversicht bezieht, ist sein Geheimnis. Schließlich geht es in der öffentlichen Wahrnehmung bei den Schiedsrichtern unter dem Dach des Verbandes derzeit drunter und drüber.
Erst der Zoff zwischen einigen Aktiven um Manuel Gräfe auf der einen sowie den Funktionären Hellmut Krug und Herbert Fandel auf der anderen Seite, der vor der Ethikkommission landete. Dann die intransparente Kurskorrektur bei den Vorgaben für die Video-Assistenten. Und nun auch noch der Vorwurf der Bevorteilung von Schalke 04 durch Videobeweis-Chef Krug.
Konkret geht es um Entscheidungen am 10. Spieltag während der Partie der Schalker gegen den VfL Wolfsburg (1:1). Laut der Bild am Sonntag habe Krug, der das Videobeweis-Projekt leitet, als Supervisor des Spiels den eigentlichen Video-Assistenten Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidungen zu Gunsten der Königsblauen überstimmt.
Der Gelsenkirchener Krug bestreitet das allerdings vehement. "Wir sind als Supervisor nicht befugt, die Entscheidungen der Video-Assistenten zu beeinflussen oder sie gar zu überstimmen", sagte der 61-Jährige. Dennoch forderte Wolfsburgs Manager Olaf Rebbe Aufklärung: "Wir gehen davon aus, dass der Sachverhalt entsprechend geklärt wird."
Ohnehin befinden sich die Schiedsrichter und die Verantwortlichen mittlerweile nur noch in der Defensive - das zeigen auch die Äußerungen nach den umstrittenen Entscheidungen vom Wochenende. "Ich glaube, dass wir in Köln die falschen Leute sitzen haben", äußerte Augsburgs Sportchef Stefan Reuter bei Sky mit Blick auf den Video-Kontrollraum in Köln.
Nach dem Willen vieler Fans sollte das Kontrollzentrum ganz aufgelöst werden - so war es jedenfalls auf Transparenten in den Stadien zu lesen. Andere Kritiker wie der Ex-Funktionär Reiner Calmund und der frühere Schiedsrichter Peter Gagelmann werfen dem DFB schlechte Kommunikation vor. Genau das bemängelt auch der Gladbacher Sportdirektor Max Eberl: "Die Kommunikation nach außen ist das größte Problem."
Auch über eine erneute Modifikation wird bereits gesprochen. "Wir sollten den Video-Assistenten nur in der Phase brauchen, die wirklich spielentscheidend ist", sagte Eberl. Ähnlich äußerte sich Jupp Heynckes. "Ich finde, man sollte den Schiedsrichter nicht zu sehr beschneiden", betonte der Trainer von Bayern München: "Nur bei ganz gravierenden Dingen sollte der Videobeweis zu Rate gezogen werden. Man darf den Fußball nicht verwässern." (sid)