Berlin. . Die vielen starken Jungen treten beim 2:0 in Berlin souverän auf. Goretzka übernimmt noch mehr Verantwortung, Meyer glänzt vor der Abwehr.

Sie sind noch jung, sie sind noch entwicklungsfähig, und sie machen dem FC Schalke Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison: Beim 2:0 (0:0)-Sieg gegen Hertha BSC in Berlin trumpften neben Mittelfeld-Star Leon Goretzka (22) auch Max Meyer (22), Neuzugang Amine Harit (20) und Junioren-Nationalspieler Thilo Kehrer (21) auf. Und das ist noch nicht alles. Trainer Domenico Tedesco hat sogar noch zwei weitere hoch veranlagte Jungprofis in der Hinterhand: Stürmer Breel Embolo (20) und Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb (22). Dieses Duo, das zusammen über 40 Millionen Euro kostete, saß in Berlin nur auf der Bank.

Taten folgen den Ankündigungen

Schalke funktionierte als Team. Vize-Kapitän Leon Goretzka füllt seine Leitwolf-Rolle immer mehr mit Leben. Als Harit kurz nach der Pause einen Strafstoß für die Schalker herausholte, schnappte sich der Nationalspieler den Ball und versenkte ihn zur Führung (54.). „Ich habe in vielen Interviews angesprochen, dass ich Verantwortung übernehmen möchte. Wenn man immer nur davon spricht, ohne Taten folgen zu lassen, dann ist das nicht der allerbeste Weg. Also habe ich mir den Ball genommen und bin sehr glücklich, dass er reingegangen ist“, sagte Goretzka.

Insgesamt sieht er Schalke auf dem richtigen Weg. „Es war eine disziplinierte, erwachsene Leistung“, lobte Goretzka die Mannschaft. „Wir hatten sehr viel Ballbesitz, sind auch mal endlich davon weggekommen, was uns ja oft vorgeworfen wurde, dass wir uns auf das Umschaltspiel beschränken. Das ist eigentlich überhaupt nicht das Spiel, das wir spielen wollen.“ Sondern? „Wir wollen mit dem Ball Lösungen finden, das Spiel in unserer Hand haben. Das haben wir gegen elf Berliner gut gemacht.“

Nach der berechtigten Roten Karte für Herthas Genki Haraguchi (45. Min.) spielte Schalke seine Überlegenheit aus. Sportvorstand Christian Heidel zeigte sich beeindruckt: „Ich habe selten ein Spiel erlebt, in dem die Gast-Mannschaft so dominiert hat. Ich hatte das Gefühl, dass wir immer den Ball hatten. Von unserer Abwehr war es eine Hundert-Prozent-Leistung.“

Mehr Lob für den umsichtigen Naldo, den kampfstarken Thilo Kehrer und den verbesserten Benjamin Stambouli geht nicht. Logische Konsequenz eines überaus gelungenen Auftritts: Guido Burgstallers Tor zum 2:0 (78.).

Eine Lösung mit Perspektive

Äußerst erfreulich für die Schalker war auch dies: In der wichtigen Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive hat Tedesco offenbar eine Lösung mit Perspektive gefunden. Max Meyer, dem oft Zweikampfschwäche und Lethargie vorgeworfen wurden, symbolisiert derzeit schon durch seinen frechen Kurzhaar-Schnitt Kampfeslust. In Berlin unterstrich er den optischen Eindruck auch durch Eifer. „Meine neue Frisur passt ein bisschen zur Position. Das habe ich bewusst gemacht“, sagte Meyer zwinkernd.

Er ist ein Zehner, doch die ungewohnte Sechser-Position „kommt mir entgegen, dadurch habe ich viele Ballkontakte“, sagte Meyer, der das Vertrauen von Tedesco auch im Heimspiel gegen Mainz (Freitag, 20.30 Uhr) zurückzahlen will. Lob gab es für Meyer aus berufenem Munde. „Das ist eine Position, die er auch in Zukunft bestreiten kann. Max hat sehr viel Kritik abbekommen in den letzten Monaten. Ich denke, heute kann man ihm ein riesiges Lob aussprechen“, sagte Leon Goretzka. Auch der aufblühende Meyer ist ein Indiz dafür, dass Schalke erwachsen wird.