Essen. . RAG-Stiftung kündigt Freundschaftsspiel mit BVB und Schalke in einem Team an. Gegner Polen weiß von nichts. DFB ist verstimmt.
Am Dienstagmittag kündigte Werner Müller, der Chef der RAG-Kohlestiftung, ein „Jahrhundertheimspiel“ anlässlich des Abschieds der deutschen Steinkohleförderung an. Der frühere Wirtschaftsminister erklärte, im Mai oder im Herbst 2018 würde eine gemeinsame Ruhrgebietsmannschaft unter Führung der Revierklubs Schalke 04 und Borussia Dortmund zu einem Freundschaftsspiel gegen die polnische Nationalmannschaft antreten. Ort dieser emotionalen Begebenheit solle die Arena in Gelsenkirchen sein. Müller betonte, dass man zuvor auch eine Anfrage an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gerichtet hätte, um die deutsche Nationalmannschaft für das Spiel zu gewinnen. Der DFB habe allerdings abgesagt.
Pleitgen erlaubt sich Scherz über DFB
Das sei „ein bisschen enttäuschend gewesen“, fügte Müller an. Fritz Pleitgen, Vorsitzender des Beirats von „Glückauf Zukunft“, sagte, der DFB habe wohl gekniffen, weil Bundestrainer Joachim Löw wohl befürchtete, gegen ein Team aus Schalke und dem BVB als Verlierer vom Platz zu gehen. Das sollte natürlich ein Spaß sein.
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„Glückauf“ könnte man an dieser Stelle ausrufen, weil das Vorhaben als solches ja fantastisch klingt. Aber im Laufe des Dienstags wurde aus einer wunderbaren Geschichte eine verwirrende Posse.
Schalke widersprach der Ankündigung der RAG-Stiftung, dass die Partie bereits unter Dach und Fach sei. Der BVB sprach lediglich von einem „Wunsch“ seines Sponsors Evonik, dessen Hauptaktionär die RAG-Stiftung ist. Der polnische Fußballverband betonte sogar, vo n solchen Plänen nichts zu wissen. Der DFB reagierte irritiert.
„Davon höre ich das erste Mal“, sagte Jakub Kwiatkowski, Pressesprecher des polnischen Fußballverbandes, dieser Zeitung. „An uns ist von deutscher Seite niemand herangetreten. Ich kann mir beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass es sich hier um die polnische A-Nationalmannschaft handeln soll. Wir spielen eigentlich nur gegen andere Fußballnationen.“
Auf Schalke herrscht Ratlosigkeit
Auf Schalke herrschte Ratlosigkeit. Aus der Unternehmenskommunikation hieß es: „Wir sind sehr überrascht von der heutigen Mitteilung der RAG zu einem gemeinsamen Spiel. Die grundsätzliche Idee von der RAG zu einer emotionalen Verabschiedung der Steinkohle-Förderung mit dem Einbezug des Fußballs ist uns bekannt, und es gab auch einen Austausch. Fakt ist, es gibt von Schalke 04 keine Zusage.“ Borussia Dortmund teilte mit, dass der Klub „die grundsätzliche Bereitschaft erklärt, am Spiel einer Ruhrgebietsauswahl mitzuwirken, sofern es terminlich passt. Darüber hinausgehend sind noch keine Vereinbarungen getroffen worden“.
Beim DFB war man verstimmt über den Vorstoß der Kohlestiftung. Tatsächlich habe es eine Anfrage für ein Freundschaftsspiel im Mai 2018 gegeben. Dieser Bitte hätte man allerdings nicht entsprechen können.
Der Grund der Absage klingt einleuchtend: Am 12. Mai 2018 endet die Bundesligasaison, am 19. Mai folgt das DFB-Pokalfinale in Berlin. Danach versammelt Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler, um sich auf die WM in Russland vorzubereiten. Eine Woche später steigt das Champions-League-Endspiel in Kiew. Platz für ein Freundschaftsspiel sei angesichts des prallen Terminkalenders nicht zu finden. Außerdem: Der DFB müsste bei den Klubs für diese Partie um eine Freigabe der Spieler bitten. „Der enge internationale Spielkalender bietet für den DFB generell kaum mehr Möglichkeiten für Freundschaftsspiele“, teilte Sprecher Niels Barnhofer mit.
So entstand der Eindruck, dass die RAG-Stiftung zu weit vorgeprescht war. Wurden aus lockeren mündlichen Zusagen der Klubs Tatsachen geschaffen, die man gestern voreilig der Öffentlichkeit bekannt gab?
Sabrina Manz, Leiterin Kommunikation der RAG-Stiftung, erklärte: „Wir haben die Zusage der polnischen Nationalmannschaft.“ Sie verwies zudem auf die Bereitschaft des BVB und sagte: „Außerdem überlegen wir, auch Spieler von Zweitligavereinen dazu zu nehmen, wenn ein Termin feststeht.“
Vielleicht schaffen es ja alle Beteiligten in den nächsten Tagen, den Knoten der Verwirrung ein wenig zu lockern.