Essen. Die RAG-Stiftung hat etwas voreilig ein Freundschaftsspiel mit dem BVB und Schalke in einem Team angekündigt. Der Plan ist gut. Ein Kommentar.
Manchmal gibt es keinen Kompromiss. AC/DC oder Helene Fischer. Angela Merkel oder Martin Schulz. Borussia Dortmund oder Schalke 04. Beides geht nicht.
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Na ja, meistens jedenfalls. Es gibt Ausnahmen. Vor 20 Jahren, als Borussia Dortmund die Champions League und Schalke 04 den Uefa-Pokal gewann, schallten von den Rängen der Revier-Arenen „Ruhrpott“-Rufe – auch in Bochum und Duisburg. Vorher waren sie bereits auf den Straßen zu hören. Denn 1997 war das Jahr, in dem die Kürzung der Kohlesubventionen angekündigt wurde. Die Bergleute wussten, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren würden, bei ihren Protesten konnten sie auf breite Unterstützung zählen. Es gab Menschenketten und Mahnwachen, auch Fußballprofis machten mit.
Solidarität nach den großen Erfolgen
So war das immer im Ruhrpott. Wenn nötig, steht man zusammen. Die sensationellen sportlichen Erfolge von Dortmund und Schalke in jenem Jahr ließen aus Solidarität Euphorie werden: Der Fußball schenkte den Menschen in der gebeutelten Region neues Selbstbewusstsein und dringend notwendige Lebensfreude.
Deshalb ist es natürlich eine charmante Idee, zum Abschied von der deutschen Steinkohleförderung im Jahr 2018 ein gemeinsames Team aus Schalke 04 und Borussia Dortmund, vielleicht auch eine Ruhrgebiets-Auswahl zu bilden. Auch an die holzköpfigen unter den Fans könnte das ein Signal sein, denn darin sind sich die Klubs ja schon lange einig: sportliche Rivalität ja – Verachtung, Hass und Gewalt nein.
Bei Borussia Dortmund hatten sie am Dienstag natürlich Wichtigeres zu tun als sich mit einem für 2018 geplanten Freundschaftsspiel zu beschäftigen. Ab Mittwoch, wenn Real Madrid wieder abgeflogen ist, könnten die BVB-Chefs doch mal mit den Schalkern telefonieren, die Borussen haben ja bereits ihre grundsätzliche Bereitschaft bekundet. Dass die RAG-Stiftung am Dienstagmorgen vorgeprescht ist und das noch längst nicht abgemachte Spiel bereits voreilig angekündigt hat, ist zwar unprofessionell und ärgerlich. Und doch lohnt es sich, der Idee Beachtung zu schenken. Erinnert Euch alle an 1997: Es war ein gutes Gefühl damals, den Sorgen zum Trotz.