Gelsenkirchen. Schalkes Trainer Domenico Tedesco setzte Weltmeister Benedikt Höwedes als Kapitän ab. Der überraschende Rollentausch wirft so viele Fragen auf.
- Schalkes Trainer Domenico Tedesco setzte Weltmeister Benedikt Höwedes als Kapitän ab
- Der überraschende Rollentausch wirft so viele Fragen auf
- Das sind Fährmanns Vorteile
Beim abschließenden Trainingsspiel des FC Schalke 04 gelangen ihm zwei Tore, erfreut nahm er die Glückwünsche der Kollegen entgegen: Benedikt Höwedes arbeitete am Sonntag, als wäre nichts gewesen. Dabei war er am Samstag Leidtragender einer überraschenden Entscheidung des Trainers: Domenico Tedesco setzte den Weltmeister als Kapitän ab und machte Torwart Ralf Fährmann zum neuen Spielführer.
Ein Wechsel, der die Schalker Saisonvorbereitung mit einem großen Echo beendet und vor dem DFB-Pokalspiel an diesem Montag (18.30 Uhr/Sky) beim Regionalligisten Berliner FC Dynamo Fragen aufwirft. Fragen auch nach dem Warum, weil Höwedes in sechs Jahren stets als loyaler Schalke-Kapitän galt. Er hatte das Amt 2011 von Manuel Neuer übernommen.
Was verspricht sich Domenico Tedesco von dem Wechsel?
Der Trainer sagt, er möchte die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen, einzelne Spieler sollten sich „nicht hinter Bene verstecken“. In der Vergangenheit war Höwedes nicht nur das Gesicht der Mannschaft, sondern auch ihr Sprecher. „Bene stand immer parat, wenn es weniger gut lief“, erklärt Tedesco. Vom Trainer unausgesprochen, könnte man daraus auch ableiten: Höwedes hat sich womöglich im Amt auch abgenutzt. Schalkes Trainer betont aber: „Das ist keine Entscheidung gegen Bene.“ Höwedes soll weiter Führungsspieler sein, er gehört auch noch dem Mannschaftsrat an, den zudem Ralf Fährmann (Kapitän), Leon Goretzka (Vize-Kapitän), Guido Burgstaller und Naldo bilden.
Wie hat Höwedes reagiert?
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Der 29-Jährige zeigte sich enttäuscht, auf seiner Facebook-Seite schrieb er: „Auch wenn ich die Entscheidung nicht teile, habe ich diese natürlich zu akzeptieren.“ Er will sich nicht in den Schmollwinkel zurückziehen, sondern verspricht: „Solange ich Spieler des FC Schalke 04 bin, werde ich mich auf und neben dem Platz (…) zerreißen.“ Gut möglich aber, dass durch diese Entscheidung seine Neigung wächst, doch noch einmal ins Ausland zu wechseln – dies hatte er zuletzt für Schalke aufgeschoben. Sein Vertrag läuft noch bis 2020. Seinem Nachfolger Fährmann sichert er aber Unterstützung zu.
Muss Höwedes unter dem neuen Trainer um seinen Stammplatz bangen?
„Wenn er zu 100 Prozent fit ist, ist er ein wichtiger Baustein“, sagt Tedesco. Eine Stammplatzgarantie will er dem Nationalspieler allerdings nicht ausstellen, „die hat keiner“. Weil Schalke künftig mit einer Dreier-Abwehrkette spielt, gibt es allerdings einen Platz weniger in der Abwehr. Dass Höwedes durch die Absetzung als Kapitän auch sportlich geschwächt sein könnte, schließt Tedesco aus. Manager Christian Heidel erkennt sogar einen sportlichen Vorteil für Höwedes, „weil er sich jetzt zu 100 Prozent auf seine Leistung konzentrieren kann“.
Was bringt Fährmann als Kapitän mit?
„Ralf ist wie Bene ein echter Schalker und in der Mannschaft sehr beliebt“, erklärt Tedesco. Das alleine macht den Torwart aber noch nicht zum Kapitän. Der Trainer: „Er spricht Sachen an, auch wenn sie unangenehm sind“. Fährmann sei einer, der „im positiven Sinne explodiert“. Nach außen ist der 28-Jährige in der Wortwahl allerdings verbindlich, Höwedes übte eher mal Kritik. Was Fährmann aber allein hat: Er ist der einzige Spieler im Schalker Kader, der konkurrenzlos einen Stammplatz hat. Laut Tedesco war Fährmann am Ende der einzige Kandidat.
Warum ist nicht Leon Goretzka der neue Kapitän?
Schalke hätte den Nationalspieler damit noch weiter in eine exponierte Position heben und emotional noch mehr an den Klub binden können. Aber letztlich war wohl die Angst zu groß, dass neue Unruhe aufkommen könnte, wenn Goretzka Kapitän wäre und sich dann gegen eine Vertragsverlängerung auf Schalke entscheiden würde.
Was sagt Manager Christian Heidel?
Der Kapitänswechsel sei „die alleinige Entscheidung des Trainers“ gewesen. „Es war nicht mein Job zu sagen: Ja oder Nein“. Heidel lässt aber durchklingen, dass so ein Wechsel auch mal gut tun kann: „Bene ist ja nicht aus der Welt.“
Ist der Zeitpunkt so kurz vor dem Saisonstart günstig?
Höwedes hat sich in der gesamten Vorbereitung wie ein Kapitän verhalten, seine Degradierung zieht nun die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Heidel verrät, dass Höwedes „es vielleicht gerne ein bisschen früher gewusst“ hätte. Tedesco erklärt, dass er bei seinem neuen Klub erst einmal alles kennenlernen musste: „Zu Beginn der Vorbereitung hatten wir andere Baustellen.“