Gelsenkirchen. Benedikt Höwedes ist nicht mehr Schalke-Kapitän. Die S04-Legenden Manfred Kreuz und Klaus Fischer sind überrascht. Olaf Thon sieht eine Chance.

Überrascht haben Schalkes Legenden Manfred Kreuz (81) und Klaus Fischer (67) auf die Degradierung von Benedikt Höwedes reagiert. „Wenn ein Kapitän abgesetzt wird, ist das ein Zeichen dafür, dass irgendwas passiert ist“, sagt Fischer, Schalker Spielführer von 1976 bis 1981, im Gespräch mit dieser Zeitung. Olaf Thon (51), Uefa-Cup-Sieger von 1997, sieht darin sogar eine Chance für Höwedes: „Letztes Jahr lief es nicht so gut auf Schalke. Wie der Trainer gesagt hat, war Höwedes oft der Blitzableiter. Es könnte für ihn jetzt hilfreich sein, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Vielleicht gibt ihm das einen Schub.“

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Olaf Thon war u.a. von 1997 bis 2000 Kapitän der Königsblauen. Er erzählt, dass sein Rücktritt nach der Jahrtausendwende eine Reaktion gewesen sei: „Ich war in die Verpflichtung von An­dreas Möller nicht eingeweiht worden.“ Höwedes’ Situation sei eine andere, Domenico Tedesco ein Trainer, „der sehr offen mit seiner Entscheidung umgeht“. Den Stellenwert des 29-Jährigen sieht er nicht gefährdet: „Dass Benedikt Höwedes eine Identifikationsfigur bleibt, ist in Stein gemeißelt.“ Er sei weiterhin ein Führungsspieler.

Fischer: „Es wird Gründe geben“

Höwedes’ Enttäuschung kann Thon nachvollziehen, aber: „Das ist ein Prozess, mit dem man umgehen muss.“ Der Schalke-Repräsentant erinnert noch einmal an seinen Rücktritt – danach sei Schalke fast Meister geworden: „Daraus kann auch etwas Schönes entstehen.“

Dass etwas passieren muss, ist für Klaus Fischer, der 1972 mit Schalke Pokalsieger wurde, offensichtlich: „Die Leistung und der Tabellenplatz haben zusammengepasst.“ Der Führungswechsel auf Kapitäns-Ebene aber kam für ihn unerwartet: „Das war schon eine Überraschung, weil er sechs Jahre Kapitän war. Da wird es schon Gründe geben“, vermutet Fischer.

Die Kapitänsbinde übernimmt Torwart Ralf Fährmann, Fischer sagt dazu: „Normalerweise ist der Kapitän ein Feldspieler, er hat mehr Einfluss.“

Manfred Kreuz ist schon lange im wohlverdienten Ruhestand. Mit 81 Jahren ist der Spielführer von 1962 bis 1968 immer noch seinem Verein und der Stadt Gelsenkirchen verbunden, in der er noch heute wohnt.

Zum Kapitänswechsel sagt der ehemalige Mittelfeldspieler: „Die Entscheidung kam für mich überraschend, das ist in den vergangenen Jahren ja nicht passiert. Man konnte über Höwedes auch nichts Negatives sagen.“ Die Befürchtung des Deutschen Meisters von 1958: „Ich weiß nicht, ob das für Unruhe sorgt, das ist durchaus denkbar.“