Mittersill. Am Dienstag endet das Trainingslager für Schalke 04. Trainer Domenico Tedsco ist zufrieden, sieht sein Team aber noch nicht bei 100 Prozent.
Dank der modernen Technik hat Domenico Tedesco seine Frau und seine sechs Monate alte Tochter in letzter Zeit häufig gesehen, obwohl er hunderte oder sogar tausende Kilometer von seiner Familie entfernt war. Über den Chat-Dienst Facetime kommunizierte der Schalker Bundesliga-Trainer häufig mit seiner besseren Hälfte.
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„Ich habe oft die Mittagspause genutzt, um mal zwei Minuten reinzuhorchen. Man vermisst seine Familie natürlich sehr“, sagt Tedesco. Die Zeit der großen Entbehrungen, die der PR-Trip nach China und das harte Österreich-Trainingslager mit sich brachten, ist ab heute vorbei. Schalke beendet sein Camp in Mittersill.
Tedesco plant seinen Umzug
Künftig wird Domenico Tedesco seine Familie, die zurzeit in Stuttgart wohnt, wieder regelmäßig um sich haben. „Wir haben drei Optionen, wo wir in der Gelsenkirchener Umgebung hinziehen können“, sagt der 31-Jährige. Tedesco kommt dann noch mehr auf Schalke an.
Mit seiner kommunikativen Art hat er bei den Spielern bisher offene Türen eingerannt. Das Training gestaltet sich abwechslungsreich und intensiv, die Anforderungen sind hoch. „Der Trainer ist sehr akribisch in dem, was er tut“, sagt Nationalspieler Leon Goretzka. Nachdem Mannschaft und Trainerteam mehrere Tage ununterbrochen aufeinander hingen, ließ Tedesco die Zügel in manchen Dingen etwas lockerer.
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"Disziplin ist bei uns grundsätzlich ein Thema mit großer Spannweite. Die Kleiderordnung ist ein wichtiger Punkt. Aber wenn man drei Wochen zusammen ist, dann muss man das schon mal ein bisschen auflockern“, findet der Weinzierl-Nachfolger und schiebt nach: „Bei manchen sind halt gewissse Kleidungsstücke in der Wäsche, so dass nicht alle die gleiche Farbe tragen. Bei Spielen muss es einheitlich sein. Im Trainingslager braucht man ein bisschen Fingerspitzengefühl.“
Die Testspiel-Erkenntnisse bewegen sich bislang zwischen gut und ordentlich, wobei die Hitzeschlacht in China gegen Inter Mailand (1:1) ähnlich schwer zu bewerten ist, wie die wilde Rutschpartie gegen Baku (1:0) in Österreich. Beim jüngsten 1:0 gegen den spanischen Erstligisten Eibar wirkten Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb & Co. nicht so frisch, was angesichts der vorher absolvierten Trainingseinheiten und des zuvor abgespulten China-Programms nicht verwunderlich war. Tedesco: „Es war schon zu sehen, dass wir auch physische Grenzen überschritten haben. Wir hatten das Ziel, nach der Asientour, zwei, drei intensive Einheiten zu setzen – die haben wir geschafft.“
Intensive Einheit vor dem EIbar-Test
Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem Drahtesel schufteten die Königsblauen. „Wir sind zum Beispiel auf 500 Metern Höhe gewesen und haben einige Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Vor dem Test gegen Eibar hatten wir eine intensive Einheit. Im Spiel kannst du dich nicht schonen. Das ist das Gute. Da muss man einfach über die Grenze gehen“, so der Trainer, der aber klar sagt: „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Da fehlen noch einige Punkte.“
Mit Breel Embolo und Atsuto Uchida schonte der Fußball-Lehrer zwei Kräfte, was aber keine Verletzungs-Ursache hatte. „Gewisse Spieler müssen wir steuern, weil wir da kein Risiko eingehen wollen. Deswegen haben Breel und Atsuto gegen Eibar nicht gespielt.“
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Neben der Entscheidung, wer letztlich die Startelf-Tickets für die DFB-Pokal-Begegnung bei Dynamo Berlin löst, müssen Tedesco und Sportvorstand Christian Heidel auch noch andere Schlüsse ziehen. „Wir werden nach der Rückkehr aus dem Trainingslager und vor der Reise zum Testspiel nach London ein Fazit ziehen müssen, weil der Kader schlichtweg groß ist“, so Tedesco, „wir wissen, dass wir fast 30 Mann haben. Und mit den 30 Mann werden wir nicht in die neue Saison gehen.“
Reese und Platte sind Kandidaten für eine Leihe
Kandidaten für eine Ausleihe sind die Offensiv-Kräfte Fabian Reese und Felix Platte. Donis Avdijaj und Sidney Sam, die wegen mangelnder Perspektive gar nicht mit in Österreich waren, sind bereits mit der Suche nach Alternativ-Klubs beschäftigt. „Die Spieler, die mit uns in Mittersill waren, haben es verdient, dass wir uns bis zum letzten Tropfen Gedanken machen. Genau das werden wir tun“, so Tedesco.