Shanghai. Schalke fliegt über zwei Stunden zum Spiel gegen Besiktas Istanbul. Der Trainer geht bei Höwedes kein Risiko ein: Sein Kapitän bleibt im Hotel.
Domenico Tedesco kommt nach dem Abend-Training ins Hotel Kerry in Shanghai, setzt sich und tupft sich ein paar Schweißperlen von der Stirn. „Für ein paar Tage“, sagt der Trainer des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, „kann man das hier mit der hohen Luftfeuchtigkeit aushalten. Aber über mehrere Wochen wäre das schwierig.“
Weil die Bedingungen so schlauchen, hat der Trainerstab reagiert. „Die Jungs haben bei der Einheit schön gepumpt bei den Temperaturen. Es ist unser Job, in solchen Situationen zu dosieren. Genau das haben wir auch getan“, sagt Tedesco. Nach einer Stunde und 15 Minuten pfiff der 31-Jährige die Trainingseinheit ab. Tedesco: „Wir haben bei der Hitze auch ein kürzeres Warm-Up-Programm gemacht.“
Test gegen türkischen Erstligisten
Am Mittwoch müssen sich die Schalker auf ein heißes Duell gefasst machen. Im über zwei Flugstunden entfernten Zhuhai treffen die Königsblauen um 13.50 Uhr deutscher Zeit auf den türkischen Erstligisten Besiktas Istanbul. Für Domenico Tedesco ist es die erste Härteprobe mit seiner neuen Mannschaft, die bisher gegen den Sechstligisten SpVg. Erkenschwick (9:1) keine Mühe hatte und beim Drittligisten SC Paderborn (1:0) nur etwas gekitzelt wurde. Jetzt werden Defensive und Offensive gleichermaßen gefordert. Tedesco: „Besiktas spielt relativ flexibel. Mal Pressing, mal abwartend. Sie sind technisch stark und haben viele Tempowechsel im Spiel.“
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Das Ergebnis ist dem Schalker Trainer fast egal. „Das ist für mich in der Vorbereitung immer sekundär“, sagt Tedesco, „für mich geht es darum, dass wir die Dinge, die wir trainieren, umsetzen. Ich will, dass die Jungs ins Risiko gehen.“
Kein Risiko geht der Fußball-Lehrer bei einem seiner wichtigsten Spieler ein. Kapitän Benedikt Höwedes, der nach seiner Leisten-Operation aus dem Mai noch ein individuelles Programm absolviert, wird nicht mit der Mannschaft zum Besiktas-Test fliegen. „Benedikt bleibt im Hotel und macht hier sein abgestimmtes Programm. Er hat hier alle Möglichkeiten, um seine Reha fortzuführen. Wir werden keinen Spieler unnötig ins kalte Wasser schmeißen.“
Oczipka spürt die Belastung
Neuzugang Bastian Oczipka, der im Team gut aufgenommen wurde, hat erwartungsgemäß an der Zeitverschiebung zu knacken. Erst mit Frankfurt in den USA, jetzt mit Schalke in einer völlig anderen Zeitzone in China – das geht an die Substanz. „Bastian spürt diese Belastung mit der Zeitverschiebung. Entsprechend werden wir ihn behandeln“, sagt Tedesco. „Es wird auf keinen Fall so sein, dass er gegen Besiktas Istanbul 90 Minuten durchspielt.“
Viele Eindrücke bei der Trainingsarbeit hat Tedesco von seinem Linksverteidiger noch nicht sammeln können. Bisher war das Team 75 Minuten auf dem Rasen und einmal im Kraftraum, um das Herz-Kreislauf-System zu aktivieren. Beim Testspiel will der Trainer sofort reagieren, wenn sich ein Spieler platt fühlt. „Sobald sich einer unserer Jungs meldet, werden wir von draußen reagieren“, so Tedesco. Ob er einige Akteure länger spielen lässt, kann er vor dem Anpfiff noch nicht klar beantworten.
„Wer am besten plant, den trifft der Zufall oft am schlimmsten“, sagt der Deutsch-Italiener und schiebt nach: „Gegen Besiktas ist alles möglich.“