Gelsenkirchen. Die Königsblauen sind in Asien gelandet. Bis Samstag wird sich Schalke auf dem chinesischen Markt präsentieren - zum zweiten Mal in Folge.
Nach fast 15-stündiger Anreise kam die Schalker Reisegruppe am Montag um 17.56 Uhr Ortszeit in Shanghai an. Bis Samstag werden die Königsblauen im Reich der Mitte weilen. Dass es sich dabei um eine Marketing-Reise handelt, die den Schalkern sportlich nicht viel bringt, verheimlicht auf Seite der Knappen niemand. „Wir erwarten Begeisterung und Fan-Zuwachs“, sagt Marketing-Vorstand Alexander Jobst.
Zum wievielten Mal fliegt Schalke nach China?
In diesem Sommer reisen die Königsblauen zum zweiten Mal ins Reich der Mitte, die China-Premiere gab es im vergangenen Jahr. Alexander Jobst sprach damals von einem „riesigen Schub in Sachen Bekanntheit.“ Eigentlich wollte Schalke schon im Juli 2015 zum ersten Mal nach China reisen. Weil die Königsblauen sich aber erst recht spät für die Europa League qualifizierten, sagten sie den Trip nach China ab. „Aufgrund der zeitlichen Verzögerung in der Planung“, wie Jobst damals erklärte. 2016 stand die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb einen Spieltag eher fest. Genug Zeit, um die Reise zu planen.
Wie sieht in diesem Jahr der Plan vor Ort aus?
Im vergangenen Jahr bestritt Schalke zwei Testspiele gegen chinesische Erstligisten. In diesem Jahr sind die Gegner etwas anspruchsvoller, es geht gegen Besiktas Istanbul (Mittwoch) und Inter Mailand (Freitag). Zu diesen Spielen geht es mit dem Flieger und per Bus, jeweils zwei Stunden. Dazu kommen jeweils knapp 15 Stunden Hin- und Rückflug inklusive Jetlag, unzählige PR-Termine und eine Luftfeuchtigkeit, die sich bei knapp 70 Prozent einpendelt. Gute Trainingsbedingungen sehen anders aus.
Warum ausgerechnet China?
Schalke fliegt nach China, dabei kommt der einzige asiatische Spieler im Kader, Atsuto Uchida, aus Japan. Und der erfreut sich in seinem Heimatland größter Beliebtheit. Revierrivale Borussia Dortmund macht’s vor, der BVB ist in diesem Sommer in Japan zu Gast - und sorgte dort mit Nationalspieler Shinji Kagawa für ordentlich Aufsehen. Schalke aber sieht im chinesischen Markt mehr Potenzial.
Wer springt noch auf den Asien-Dampfer auf?
Neben Dortmund und Schalke macht sich in diesem Jahr auch der FC Bayern auf den Weg nach Asien. Die Münchner waren bereits im Jahr 2000 zum ersten Mal dort. Sie sind neben dem VfL Wolfsburg auch der einzige Verein, der ein Büro in Fernost betreibt. Das plant Schalke mittelfristig auch. „Wir denken mittelfristig darüber nach, ein festes Büro in China einzurichten“, sagt Jobst.
Was hatte Schalke vor den Marketing-Reisen mit China zu tun?
So gut wie gar nichts. Zumindest bis zum Januar 2010, als ein gewisser Felix Magath in Fernost auf Shopping-Tour ging und mit Mittelfeldspieler Junmin Hao zurück kam. Es war kein Glücksgriff, wie sich schnell herausstellen sollte. Nach anderthalb Jahren und nur 14 Bundesligaspielen kehrte Hao zurück nach China, wo er seit 2011 für SD Luneng aufläuft. Trainer dort seit einem Jahr: Felix Magath. Zufälle gibt’s.
Welches Potenzial hat der asiatische Markt zu bieten?
Ein riesiges. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert spricht von „500 Millionen Fußball-Fans“, die China zu bieten habe. Und deswegen unterstützt sein Verband natürlich auch die Asien-Reisen der Vereine, die schließlich auch Werbung für die Bundesliga machen. Bis zu 300 000 Euro kriegen die Vereine von der DFL für ihren Trip nach Asien. Und das Engagement der deutschen Klubs scheint sich schon bezahlt zu machen: Zumindest im digitalen Bereich hat die Bundesliga die englische Premier League als Spitzenreiter des chinesischen Markts abgelöst. Doch natürlich macht Schalke nicht nur Werbung für die Bundesliga, sondern auch für sich selbst. So sollen laut Alexander Jobst die Kontakte zu Sponsoren und Partnern intensiviert werden. Zudem soll ein neuer Sponsorenvertrag vorgestellt werden.
Wie gut können die Chinesen eigentlich kicken?
Gar nicht mal so gut, in der Weltrangliste steht das Reich der Mitte auf Platz 77. Hinter Ländern wie Uganda oder Usbekistan. Trotzdem will der chinesische Staatspräsident Xi Jinping, dass sein Land so schnell wie möglich Weltmeister wird. Immerhin: In der heimischen Liga tut sich etwas. Was China an fußballerischem Talent nicht hat, wird mit Geld ausgeglichen. Und so wechseln regelmäßig ausländische Stars für astronomische Summen in die Chinese Super League. Eine gute Förderung der eigenen Jugend, um zeitnah den WM-Pokal in den Händen zu halten, sieht allerdings anders aus.