Gelsenkirchen. . Mit Klaas-Jan Huntelaar verlieren die Königsblauen einen der letzten Stars aus ihrer erfolgreichen Zeit. Der erneute Umbruch erfordert viel Geschick, um Leon Goretzka von einer Verlängerung zu überzeugen.
Jahrelang hat Klaas-Jan Huntelaar mit Schalke die Liga gerockt. Jetzt verabschiedete er sich in emotionaler Atmosphäre mit fetzigen Klängen. Der „Hunter“ hatte sich zu seinem offiziellen Abschied nach dem letzten Bundesliga-Heimspiel gegen den Hamburger SV (1:1) den Welt-Hit „Beat It“ von Michael Jackson gewünscht. Grob lässt sich der Titel mit „hau ab“ ins Deutsche übersetzen. Huntelaar haut bei den Königsblauen ab, weil es keine Verwendung mehr im laufintensiven Pressing-System für ihn gibt.
Eine Erfolgsgeschichte über Jahre
Demnächst will der 33-Jährige woanders zuschlagen. „Ich weiß noch nicht, wann ich mich entscheide, wie es für mich weitergeht. Natürlich haben ein paar Vereine Anfragen gestellt. Ich muss erstmal alles verarbeiten und dann locker gucken, was möglich ist“, sagt Huntelaar. Schalke und Huntelaar – das war über Jahre hinweg eine Erfolgsgeschichte. 239 Pflichtspiele absolvierte der Stürmer für die Königsblauen, schoss 126 Tore. „Schalke ist der Verein für mich, der meine größte Herzensangelegenheit ist. Ich habe lange hier gespielt“, sagt Huntelaar.
Der Routinier wird bei den Fans auch künftig ein enormes Ansehen genießen. Der „Hunter“ geht, die Sympathie bleibt. Die Sprechchöre, die ihm bei seinem letzten Heimspiel entgegenschallten, waren für ihn die schönste Bestätigung. „Dafür habe ich auch sieben Jahre auf Schalke gearbeitet. Das ist das Schönste an diesem Verein. Schalke ist eigentlich ganz fannah. Die Fans sind normalerweise Chef im Klub“, sagt Huntelaar, der keine einfache Phase hinter sich hatte.
Sehr emotionale Tage
Die Tage vor dem HSV-Spiel „waren sehr emotional, wenn ich zum Training gefahren bin“, so Huntelaar. Es gab mehrmals feuchte Augen, aber beim Abschied selbst ging es dann. „Die Tränen waren schon weg nach einer ganzen Woche“, sagt der Familienvater.
Die Krönung, mit einem Tor Tschüss zu sagen, blieb Huntelaar verwehrt. „Leider habe ich an den Pfosten geköpft. Der Ball ging leider nicht rein, das durfte eigentlich nicht sein. Aber so läuft das im Fußball“, meint er.
Heidels große Aufgabe
Mit Huntelaar geht einer der letzten Stars, die 2011 mit Schalke den DFB-Pokal durch ein 5:0 über den MSV Duisburg holten. Nur Kapitän Benedikt Höwedes und der verletzungsgeplagte Atsuto Uchida sind aus der erfolgreichen Generation noch übrig. Sportvorstand Christian Heidel steht jetzt vor einer großen Aufgabe. Er muss Schalke nach dem ersten Umbruch, der im vergangenen Sommer vollzogen wurde, erneut umbauen und dafür sorgen, dass Nationalspieler Leon Goretzka langfristig gebunden wird.
Dem 22-Jährigen ist vor allem eines wichtig: welches Potenzial Schalke in der neuen Saison besitzt. Vor dem Spiel hatte der Bezahlsender Sky das Gerücht gestreut, Goretzka sei in Verhandlungen mit dem FC Bayern München über einen Wechsel schon sehr weit. Heidel wies dies energisch zurück: „Das ist dummes Zeug. Der FC Bayern hat überhaupt keinen Kontakt zum FC Schalke aufgenommen. Ich habe ihm klar gesagt, er hat hier die große Chance, der Schalker zu werden, das Gesicht von Schalke 04 zu werden. Wir sind im Austausch. So wie ich Leon Goretzka einschätze: Hätte er sich entschieden, zu einem anderen Klub zu wechseln, dann hätte er mir das gesagt.“ Heidel kämpft um seinen Jung-Star. Die Königsblauen können eine Saison ohne europäischen Wettbewerb überbrücken. In der kommenden Spielzeit müssen sie aber attackieren.
Ärger um nicht gegebenes Tor
Das enttäuschende 1:1 gegen den HSV war symptomatisch für Schalkes Achterbahnfahrt in dieser Serie. Anstatt früh den Sack zuzumachen, gaben Höwedes & Co. den Sieg aus der Hand. „Wir haben nach der Pause zu wenig investiert“, bemängelte Trainer Markus Weinzierl und ärgerte sich über das nicht gegebene 2:1 von Sead Kolasinac (90+4).
Linienrichter Thorsten Schiffner sah die Flanke von Johannes Geis zuvor im Toraus. „So oder so war es mutig vom Linienrichter, dies in der 93. Minute am 33. Spieltag zurückzupfeifen. Entweder hat er Recht oder eben nicht. Es war gewagt. Trotzdem war es schade, weil ich der Mannschaft, weil ich Hunter, weil ich allen das 2:1 gewünscht hätte“, so Weinzierl. Am Ende ist die Enttäuschung das Einzige, was auf Schalke konstant geblieben ist.