Gelsenkirchen. Schalkes U23 steigt wahrscheinlich in die Oberliga ab. An dieser Schnittstelle hat Schalke ein nicht zu unterschätzendes Problem. Ein Kommentar.
- Schalkes U23 steigt wahrscheinlich in die Oberliga ab
- An dieser Schnittstelle hat Schalke ein nicht zu unterschätzendes Problem
- Ein Kommentar
Freude und Leid lagen in dieser Woche bei der Schalker Knappenschmiede ganz eng beieinander: Nur wenige Stunden, nachdem die U19 mit 3:1 bei Bayern München gewonnen hatte und weiter vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft träumen kann, verlor die U23 mit 0:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen und steht vor dem Sturz in die Fünftklassigkeit. Der Abstieg wäre der Super-GAU für das älteste Team der Knappenschmiede und zeigt: Die Talententwicklung auf Schalke hat derzeit an entscheidender Stelle ein gewaltiges Problem. Der Übergang vom Junioren- in den Senioren-Bereich stimmt nicht mehr.
Schalke ist unbestritten der beste deutsche Ausbildungsverein in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren. Gleich vier Weltmeister von 2014 (Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Julian Draxler) wurden auf Schalke ausgebildet. Ihnen folgten mit Max Meyer, Sead Kolasinac und Leroy Sané weitere Spieler der Extraklasse – die Quelle an Talenten schien über Jahre wie selbstverständlich zu sprudeln.
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Doch das letzte Talent, das bei den Profis auf sich aufmerksam gemacht hat, ist Thilo Kehrer: Er wurde mit der U19 im Jahr 2015 Deutscher Meister – gemeinsam mit Leroy Sané. Kehrer schaffte den Sprung in seinem zweiten Jahr im Senioren-Bereich.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass Schalke jedes Jahr einen Draxler oder einen Sané hervorbringt – solche Spieler sind Ausnahme-Talente; damit wurde man zuletzt auf Schalke verwöhnt. Es geht vielmehr darum, dass die Ebene mit den gut veranlagten Talenten sich im Moment schwer tun, bei Schalke im Senioren-Bereich Fuß zu fassen.
Schalke lässt sich das Regionalliga-Team etwa drei Mio Euro kosten
Aus dem Jahrgang, der 2016 die U19 verließ, erhielten Joshua Bitter, Fabian Reese und Phil Neumann einen Profivertrag – durchgesetzt haben sie sich auf Schalke nicht. Und die interne Prognose für die Spieler aus der aktuellen U19 sieht nicht viel besser aus. Zwar erhielt Haji Wright nach dem Sieg am Mittwoch in München viel Lob von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, aber im Winter-Trainingslager mit den Profis konnte der US-Amerikaner nicht so auf sich aufmerksam machen, dass man ihn in den kommenden Saison schon in der Bundesliga sieht. An anderer Stelle werden die Namen Weston McKennie und Benjamin Goller genannt, wenn es darum geht, wer aus der aktuellen U19 vielleicht einmal bei den Profis auftauchen könnte. Viele haben noch ein zweites Jahr Ausbildung in der U19 vor sich und können noch reifen, aber hinter vorgehaltener Hand heißt es: Ein neuer Sané ist in der Knappenschmiede nicht in Sicht.
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In den vergangenen Jahren erhielten die Talente, die es aus der U19 nicht direkt zu den Profis geschafft haben, Verträge für die U23. Schalke lässt sich das Regionalliga-Team etwa drei Millionen Euro pro Jahr kosten – das ist sehr viel Geld. Es wird zu ergründen sein, warum am Ende dieser Saison trotzdem voraussichtlich der Abstieg steht, warum die von Norbert Elgert gelieferten Talente beim Übergang in den Senioren-Bereich ihre Entwicklung nicht fortsetzen. 2012 nutzte Sead Kolasinac die Spielpraxis in der Regionalliga, um sich für die Bundesliga zu empfehlen, 2015 ging Thilo Kehrer den gleichen Weg.
2017 führt dieser Weg wahrscheinlich über die fünfte Liga – noch weiter weg von der Bundesliga. An dieser Schnittstelle hat Schalke derzeit ein nicht zu unterschätzendes Problem.