Gelsenkirchen. . Sascha Riether möchte sein Karriereende verschieben. Aber nur dann, wenn die Königsblauen ihn noch brauchen. Der 34-Jährige genießt jeden Tag auf Schalke und will den jungen Spielern helfen.

Mit 34 Jahren ist Sascha Riether der Oldie im Schalker Team. Seine Sprintwerte sind aber top. In der Europa League gegen Ajax Amsterdam zeigte der Rechtsverteidiger, dessen Zukunft noch ungeklärt ist, wie wertvoll er noch sein kann. Im WAZ-Interview spricht der ehemalige Nationalspieler über Lichtschrankentests, Gegenspieler, deren Vater er sein könnte und über seinen Ex-Klub SC Freiburg – den Gegner am Sonntag.

Während des Europa-League-Spiels gegen Ajax Amsterdam haben Sie sich mit Koffein-Ampullen aufgeputscht. Können Sie mittlerweile wieder schlafen?

Sascha Riether: Ja, mittlerweile schlafe ich wieder gut (lacht). Das Spiel gegen Ajax war hart. Vor allem, wenn man so lange nicht gespielt hat wie ich und dann das Glück hat, dass es noch in die Verlängerung geht. Leider ohne Happy End für uns. Aber ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich zeigen konnte, dass ich es noch kann.

Manager Christian Heidel hat sogar gesagt, dass Sie mit 34 Jahren Sprintwerte auf Champions-League-Niveau haben.

Sascha Riether: Ab und zu machen wir beim Training Lichtschrankentests, zuletzt während der Länderspielpause im März. Es waren deshalb viele schnelle Spieler nicht beim Test dabei, aber von denen, die da waren, war ich der Schnellste.

Also laufen Sie den jungen Burschen noch weg?

Sascha Riether: Viele denken, ach der Alte kann das Tempo doch gar nicht mehr gehen. Man sieht es vielleicht nicht sofort, aber bin ich immer noch sehr schnell. Ich war auch früher immer einer schnellsten Spieler in meinen Mannschaften.

Dann können Sie den Plan vom Karriereende ja verwerfen.

Sascha Riether: Mal schauen, was in den nächsten Wochen passiert. Eigentlich hatte ich vor, nach der Saison aufzuhören. Der Trainer hat mich aber letztens gefragt, was ich vorhabe und wir hatten schon das eine oder andere Gespräch darüber. Ich habe Schalke mitgeteilt: wenn ich noch ein Jahr gebraucht werde, bin ich bereit. Der Verein möchte aber bestimmt erstmal Klarheit haben, ob er sich für die Europa League qualifiziert, oder nicht. Es ist ja schon ein Unterschied, ob du unter der Woche auch international spielst, oder nur am Wochenende.

Was planen Sie denn nach Ihrem Karriereende?

Sascha Riether: Ich habe schon vor, Trainerscheine zu machen. Mein Berater hat mich schon gefragt, ob ich mir vorstellen kann, bei ihm anzufangen. Ich würde mich aber riesig freuen, wenn es auf Schalke noch weitergeht. Wenn die Planungen des Vereins andere sind, dann wäre das für mich aber auch okay. Dann drücke ich Schalke weiter die Daumen und freue mich über königsblaue Erfolge.

Würden Sie denn nur auf Schalke noch ein Jahr dranhängen?

Sascha Riether: Wenn, dann nur auf Schalke. Ich fühle mich hier wohl und voll akzeptiert. Ich habe mich riesig gefreut, als ich mich in Leverkusen warmgelaufen habe und die Fans mich bejubelt haben. Das war für mich etwas Besonderes – vor allem weil ich in dieser Saison ja nicht so viele Spiele gemacht habe. Da habe ich richtig Gänsehaut bekommen.

Wäre es denn auch denkbar, dass Sie als „alter Hase“ die Schalker U23 unterstützen? So wie Gerald Asamoah es getan hat?

Sascha Riether: Im Moment fühle ich mich noch fit genug, um bei den Profis dabei zu sein. Deshalb war es gut, dass ich gegen Ajax zeigen konnte, dass es noch geht. Wenn Asa mir aber ein Angebot macht, dann würde ich es mir anhören. Ich warte einfach ab, was auf mich zukommt.

In einem Interview haben Sie mal gesagt, dass das Leben als Fußballer kurz ist...

Sascha Riether: Verrückt, wenn man bedenkt, wie es früher war. Da waren nur zwei oder drei Spieler einer Mannschaft sehr jung. Vielleicht ist mal ein A-Jugendlicher zu den Profis hochgekommen und durfte mittrainieren. Wenn man Ende 20, Anfang 30 war, hatte man ein richtig gutes Fußballalter. Heute sind viele ganz junge Spieler in unserem Kader. Bei Ajax waren sogar 17-Jährige dabei, ich könnte deren Vater sein (lacht). Wahnsinn, wie sich das entwickelt hat.

Bei vielen Spielen standen Sie nicht einmal im 18er-Aufgebot. Ist das nicht frustrierend, so oft auf der Tribüne sitzen zu müssen?

Sascha Riether: Kein Fußballer ist dann glücklich. Für mich war aber immer klar, dass ich weiter Gas gebe und weiter für die Mannschaft und den Trainer da bin. Ich bin keiner, der dann Stunk oder Probleme in der Kabine macht.

Auf Ihrer Position hat mit Thilo Kehrer ein Spieler die Nase vorn, der 14 Jahre jünger ist. Holen sich die jungen Spieler trotzdem Tipps von Ihnen?

Sascha Riether: Natürlich. Es ist ja nicht so, dass ich Thilo schlechte Spiele wünsche. Ich habe mich gefreut, dass er so gut gespielt hat. Wir haben viele, viele junge Spieler, die man an die Hand nehmen muss. Ich denke, dafür bin ich mit meiner Erfahrung der Richtige.