Darmstadt. . Schalkes Trainer Weinzierl überrascht in Darmstadt mit der Aufstellung von Donis Avdijaj. Mit Thilo Kehrer zahlt ein anderes Talent nun Lehrgeld.
Donis Avdijaj ist ein Junge, der das Herz auf der Zunge trägt, keiner für den diplomatischen Dienst. Einige Male ist das auch schon zum Leidwesen seines Arbeitgebers so geschehen, aber in manchen Situationen trifft das einfach den Ton. Und dieses Osterwochenende mit der Schalker 1:2-Pleite beim abgeschlagenen Tabellenletzten Darmstadt 98 ergab so eine Situation, in der man auch mal das Herz sprechen lassen durfte.
Avdijaj ging ebenso unter wie die erfahrenen Profis
„Es tut mir für die vielen treuen Fans im Stadion und vor dem Fernseher leid“, erklärte der 20-Jährige noch in der Nacht, als die Schalker Anhänger noch auf der Autobahn mit ihrem Frust zu kämpfen hatten, und bat um Verzeihung: „Unterstützt uns trotzdem gegen Ajax euphorisch und vorbehaltlos. Ich weiß, das ist viel verlangt.“ Avdijaj hatte in Darmstadt sein erstes Bundesliga-Spiel von Anfang an bestreiten dürfen, er ging mit der Mannschaft ebenso unter wie die erfahrenen Profis. Aber er wusste, dass man eine solche Niederlage nicht abliefern darf – „insbesondere, wenn man Schalke 04 ist“.
Und schon gar nicht in dieser Situation, in der Schalke steckt.
Monatelang hatten sie – mal schlecht, mal recht – nach den fünf Niederlagen zum Saisonstart um den Anschluss an die internationalen Plätze gerungen, und dann das: „Heute war der Tag, an dem wir da oben hätten reinstoßen können“, sagte Manager Christian Heidel und umschrieb seine Niedergeschlagenheit sarkastisch: „Wenn man sagt, man hat schon bessere Tage gehabt, dann ist das leicht untertrieben.“ Darmstadt kam dreimal vor das Tor und traf zweimal durch Mario Vrancic (11.) und Jerome Gondorf (93.), Schalke glich nur durch Coke (75.) aus und verballerte neben einem Elfmeter (Guido Burgstaller, 58.) noch viele Chancen – auch durch Avdijaj.
Dass Trainer Markus Weinzierl in einem so wichtigen Spiel auf den zuvor von ihm nicht eben besonders oft berücksichtigten Avdijaj gesetzt hatte, überraschte durchaus. Natürlich war die Personallage wieder angespannt, aber vielleicht war Weinzierl auch von dem Gedanken getrieben, dass es die etablierten Spieler eh nicht besser machen – Nabil Bentaleb etwa saß nur auf der Bank. Heidel versuchte die überraschende Aufstellung von Avdijaj zu relativieren: Man dürfe nicht immer nur den Einsatz von jungen Spielern fordern, sondern man müsse ihnen dann auch zugestehen, dass sie „nicht die Sterne vom Himmel“ spielen würden. „An Donis“, entschied Heidel, „hat es sicherlich nicht gelegen.“ Aber das hatte auch niemand behauptet.
Kehrer erlebt das Auf und Ab dieses Geschäfts
Ein anderer Jung-Profi erlebt gerade das Auf und Ab dieses Geschäfts: Nachdem Thilo Kehrer schon zuvor in Amsterdam einen schweren Tag erwischt hatte, sah er nun in Darmstadt wegen einer Notbremse die Rote Karte. Kehrer rückte anstelle des verletzten Benedikt Höwedes in die Innenverteidigung – eine Menge Verantwortung für den 20-Jährigen, aber Weinzierl blieb in diesem Fall keine andere Wahl. „Thilo hat in dieser Woche sehr viel an Erfahrung gelernt“, sagt Heidel, „und das meine ich gar nicht kritisch.“ Kehrer wird nach seiner Sperre zurückkommen – ihm ist so ein Spiel eher verziehen als einigen erfahrenen Profis.